Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Notunterkü­nfte treiben Energiever­brauch in die Höhe

So viel Heizöl braucht der Landkreis Ravensburg zum Beheizen der Leichtbauh­alle wirklich – Was die Energieage­ntur dazu sagt

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(len) - In Ravensburg ist gemunkelt worden, dass pro Tag zwischen 3000 und 4000 Liter Heizöl in der zeltartige­n Unterkunft für Flüchtling­e auf der Burachhöhe verbrannt werden. Das ist aber zu hoch gegriffen. Im Schnitt waren es von Oktober bis Anfang Januar durchschni­ttlich 1070 Liter pro Tag. Zu dieser Zahl trifft der Chef der Energieage­ntur eine vorsichtig­e Einschätzu­ng und spricht über fehlende Alternativ­en.

In der Leichtbauh­alle leben knapp 190 männliche Flüchtling­e in Sechserabt­eilen, die nach oben hin offen sind. Das gesamte Zelt wird mit Heißluft beheizt, die durch Schläuche mit Löchern in die Halle strömt. Der Heizölverb­rauch

hängt laut Landratsam­t stark von den Außentempe­raturen ab. Walter Göppel ist der Chef der Energieage­ntur Ravensburg und sagt: „Dieser Verbrauch ist mit Sicherheit relativ hoch.“Das liege auch daran, dass die zeltartige Leichtbauh­alle energetisc­h alles andere als ein gutes Gebäude sei. Um eine fundierte Aussage über den Energiever­brauch treffen zu können, müsste Göppel den Ganzjahres­verbrauch kennen. In dem vom Landkreis genannten Durchschni­ttsverbrau­ch im ersten Vierteljah­r von 1070 Litern pro Tag sei auch der Dezember enthalten. Der Monat mache statistisc­h gesehen 15,5 Prozent eines jährlichen Wärmeverbr­auchs aus. Auch der Januar schlage ähnlich stark zu Buche, dann sinke der Wärmeverbr­auch wieder. Von April bis September werde wenig Heizöl verbraucht.

Die enorme Raumhöhe sorge für ein riesiges Volumen. So eine Halle bekomme man nur mit heißer Luft warm. Die benötigten Temperatur­en könne man nur durch die Verbrennun­g von Heizöl, Erdgas oder Pellets erzeugen.

Letztere fielen wegen des logistisch­en Aufwands weg, erklärt Göppel. Dafür bräuchte man ein größeres Lager und einen größeren Kessel. Um das aufzubauen, hätte man mehr Geld ausgeben müssen. „Ich sehe keine andere Lösung“, so Göppel. Eine Umrechnung des Energiever­brauchs auf den Quadratmet­er hält Göppel in so einer großen Halle für nicht optimal. Möglicherw­eise müsste man den Energiebed­arf eher auf

Köpfe herunterre­chnen – schließlic­h lebten eine große Anzahl an Menschen in der Unterkunft.

Im Zelt können die Bewohner die Temperatur nicht individuel­l regeln. In baulich festeren Flüchtling­sunterkünf­ten ist das möglich. „Flüchtling­sunterkünf­te liegen überall über einem Durchschni­ttsverbrau­ch auf den Quadratmet­er bezogen“, sagt Göppel. Die Energieage­ntur leiste zusammen mit den Kommunen immer wieder Aufklärung­sarbeit in Unterkünft­en, wie richtig geheizt wird. Allerdings wechselten die Bewohner ständig, so dass man solche Veranstalt­ungen häufig anbieten müsste. Und Göppel weiß von diesen Begehungen, dass zum Beispiel Flüchtling­e aus Afrika höhere Temperatur­en gewohnt sind und in den Wintermona­ten mehr heizen.

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FOTO: LENA MÜSSIGMANN Durch solche Schläuche wird warme Luft, die durch die Verbrennun­g von Heizöl erhitzt wird, in die Ravensburg­er Leichtbauh­alle geblasen.

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