Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Die Betriebe sind vorsichtig“

Die Zahl der Arbeitslos­en in der Region steigt laut Allgäuer Arbeitsage­ntur – Warum ist das so?

- Von Felix Futschik ●

- Im Allgäu ist die Arbeitslos­enquote im Januar um 0,2 Prozentpun­kte auf 3,1 Prozent gestiegen. Das teilt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, mit. Im Vergleich zum Januar 2023 sind jetzt 921 Menschen (8,2 Prozent) mehr arbeitslos. Insgesamt sind es knapp 12.200 Menschen. Für diese Entwicklun­g gibt es laut Amtmann mehrere Gründe.

Zum einen hänge es mit der Jahreszeit zusammen. Es gebe Branchen, die seien in die Saisonpaus­e gegangen und hätten Mitarbeite­r

– meist vorübergeh­end – entlassen. Das sei zum Beispiel auf dem Bau oder im Gartenbau in der kalten Jahreszeit üblich. Mit dem Jahreswech­sel enden auch viele befristete Arbeitsver­träge. „Und natürlich spielt auch die schwache Konjunktur eine Rolle“, sagt Amtmann. Zuletzt waren nur zu Pandemie-Zeiten im Januar 2021 mehr Menschen in der Region arbeitslos: „Das macht uns natürlich Sorgen.“

Die gute Nachricht: Die Leiterin der Agentur für Arbeit geht davon aus, dass die meisten der jetzt als erwerbslos gemeldeten Menschen bald wieder in Arbeit sein dürften. Denn Fachkräfte seien weiterhin sehr begehrt bei den Unternehme­n. „Wer gut qualifizie­rt ist, hat meist die Wahl unter mehreren Arbeitgebe­rn. Schwierige­r kann es derzeit für diejenigen werden, die geringqual­ifiziert sind und/oder keinen Berufsabsc­hluss aufweisen können“, erläutert Amtmann. Mit Zuschüssen unterstütz­t die Arbeitsage­ntur. Auch Unternehme­n könnten Helfer berufsbegl­eitend zu Fachkräfte­n ausbilden – Lohn- und Qualifizie­rungskoste­n werden zum Teil von der Arbeitsage­ntur übernommen, teilt Maria Amtmann mit.

Dass Unternehme­n nach Fachkräfte­n suchen, zeige der Bestand an offenen Stellen. Die Firmen hätten der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen 89 Stellen mehr als im Dezember gemeldet. Insgesamt sind es 7580.

Das bestätigt Thomas Schörg von der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben

(IHK). Der Pressespre­cher betont: „Der Arbeits- und Fachkräfte­mangel ist unveränder­t eines der größten Risiken für die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Allgäuer Unternehme­n.“Deshalb werde die Nachfrage nach Arbeitskrä­ften

und auch Auszubilde­nden „weiterhin hoch bleiben“. Das Problem: Viele Babyboomer scheiden bald aus dem Arbeitsleb­en aus. Die Zahl derjenigen, die in den Arbeitsmar­kt einsteigen, sei aber zahlenmäßi­g „deutlich kleiner“.

Probleme bereitet die Entwicklun­g der Wirtschaft in Deutschlan­d. Diese schrumpfte in den letzten drei Monaten des Jahres 2023. Für das laufende Quartal erwarten Ökonomen keine Besserung. Das bestätigte das Statistisc­he Bundesamt in einer ersten Schätzung (wir berichtete­n). Ein Wert aus der aktuellen Arbeitsmar­ktstatisti­k bildet diese Entwicklun­g ab: Allgäuer Firmen meldeten insgesamt etwa 900 neu zu besetzende Stellen. Das sind 16 Prozent weniger als noch im Dezember. „Die Betriebe sind vorsichtig“, sagt Amtmann. Von einer derzeit sehr schwierige­n konjunktur­ellen Lage in einigen Branchen spricht auch IHK-Pressespre­cher Schörg. Diese wirke sich „dämpfend auf das Einstellun­gsverhalte­n mancher Unternehme­n aus“. Aber: „Ein f lächendeck­ender Trend lässt sich nicht erwarten.“

„Und natürlich spielt auch die schwache Konjunktur eine Rolle.“Maria Amtmann

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