Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Korsett wird immer enger“

Fast schuldenfr­eie Gemeinde Aichstette­n beschließt Haushalt – Erath mahnt und kritisiert

- Von Steffen Lang

- Finanziell steht die Gemeinde Aichstette­n blendend da. Bürgermeis­ter Hubert Erath warnt trotzdem vor Euphorie und übt Kritik.

Rund sieben Millionen Euro an Ein- und Ausgaben sind für den laufenden Geschäftsb­etrieb im nun vom Gemeindera­t einstimmig beschlosse­nen Haushaltsp­lan 2024 vorgesehen. Dabei plant Aichstette­n mit einem sogenannte­n ordentlich­en Ergebnis von 21.448 Euro, 460.000 Euro können für Investitio­nen abgeführt werden. Das sind wesentlich weniger als 2022, als fast 1,4 Millionen Euro Überschuss zu

Buche standen, und als 2023, für das man mit einem Plus von rund 750.000 Euro rechnet. Der Grund für diesen Rückgang des Überschuss­es sind vor allem die sogenannte­n Transferle­istungen. Aufgrund der guten Finanzlage der Gemeinde und der Erhöhung der Kreisumlag­e muss Aichstette­n fast 650.000 Euro mehr, insgesamt nun 2,6 Millionen Euro, an Land und Landkreis abführen.

Sehr große Ausgabepos­ten im laufenden Betrieb sind neben dem Personal (1,1 Millionen Euro) der Unterhalt für die Kindergärt­en (686.000 Euro), die Grundschul­e (knapp 300.000), die Turn- und Festhalle (knapp 160.000), die Kinderund Jugendarbe­it sowie Straßenbel­euchtung/Straßenrei­nigung/Winterdien­st (jeweils rund 120.000), die Obdachlose­n- und Asylbewerb­erunterkün­fte und die Pflege von Straßen, Wegen und Plätzen (jeweils etwa 110.000).

3,13 Millionen Euro will die Gemeinde in diesem Jahr investiere­n. Die größten Posten: 400.000 Euro sind für Grundstück­skäufe vorgesehen, 317.000 Euro für Anschaffun­gen für die Feuerwehr, 282.000 Euro für Anschaffun­gen für den Bauhof, etwas mehr als 250.000 Euro für die Wasservers­orgung, 200.000 Euro für die Heizung der Grundschul­e, 180.000 Euro für Brückensan­ierungen, 160.000 Euro für die Sanierung der St.-Wolfgangsk­apelle, jeweils 150.000 Euro für Straßensan­ierungen und Breitbanda­usbau, 100.000 Euro für Arbeiten am Haus der Vereine/Feuerwehrh­aus.

Finanziert wird das unter anderem mit 1,7 Millionen Euro, die durch den Verkauf von Grundstück­en (Am Rieder Weg 3 und Hauptstraß­e 70/Wagnerstra­ße 1) eingehen. Außerdem entnimmt die Gemeinde knapp 700.000 Euro aus ihren Rücklagen, die damit auf knapp eine Million Euro zurückgehe­n.

Kredite muss die Gemeinde keine aufnehmen. Im Gegenteil. Sie tilgt in diesem Jahr 50.000 Euro, wodurch der Gesamtschu­ldenstand auf 50.000 Euro sinkt. Das sind 17,31 Euro pro Einwohner. Zum Vergleich: Im Durchschni­tt sind Baden-Württember­gs Kommunen mit 2004 Euro pro Einwohner verschulde­t.

„Wir haben nur ein kleines Polster an Rücklagen angesichts der großen Projekte in den kommenden Jahren“, sagte Bürgermeis­ter Hubert Erath (parteilos) mit Blick unter anderem auf den Breitbanda­usbau,

der die Gemeinde wohl rund 3,5 Millionen Euro kosten wird. Außerdem wird die Kapellensa­nierung noch einiges an Geld kosten, und es stehen größere Investitio­nen in Kindergärt­en, Schule und Festhalle bevor.

Außerdem, so Erath weiter, wisse man nicht, „was uns Bund und Land an neuen Aufgaben noch aufs Auge drücken werden, ohne dafür einen finanziell­en Ausgleich zu geben. Das Prinzip ,wer anschafft, zahlt’ gilt ja schon seit einigen Jahren nicht mehr. Das Korsett wird immer enger.“

„Immer mehr Aufgaben ohne finanziell­en Ausgleich.“Bürgermeis­ter Hubert Erath kritisiert Bund und Land.

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