Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Besser mit als ohne“

Gemeindera­t Bad Wurzach stimmt dem Teilregion­alplan Energie einstimmig zu

- Von Steffen Lang

- Einstimmig hat der Gemeindera­t der Stadt Bad Wurzach der Fortschrei­bung des Teilregion­alplans Energie (TRPE) zugestimmt. Bedenken äußerte lediglich Eintürnens Ortsvorste­her.

Die Haltung der Stadtverwa­ltung zu der in vielen Regionen und besonders rund ums Wurzacher Ried heftig umstritten­en Plan des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en ist eindeutig. „Mit diesem Teilregion­alplan stehen das Ried und sein Europadipl­om besser da als ohne“, sagte Sachbearbe­iter Andreas Hauf ler am Montagaben­d im Gemeindera­t.

Ohne diesen Plan hätten Windkrafta­nlagen (WKA) eine sogenannte Superprivi­legierung, begründete er dies. Heißt: Sie dürfen, unter Einhaltung aller Vorschrift­en, überall gebaut werden. Der TRPE dagegen lege Vorranggeb­iete fest, und dann dürfe nur auf diesen Flächen gebaut werden. „Wäre der TRPE also heute bereits in Kraft, wäre Windkraft im Hummelluck­enwald kein Thema“, machte Haufler deutlich. Für dieses Projekt, so berichtete er, sei mittlerwei­le vom Investor der Bauantrag beim Landratsam­t eingereich­t.

Zudem lege der TRPE einen deutlich höheren Mindestabs­tand der WKA, nämlich 600 Meter, zur Wohnbebauu­ng fest. Bisher gelte die zweifache Nabenhöhe als Mindestabs­tand, in der Regel sind das etwa 350 Meter.

Etwa 32 Hektar Wurzacher Gemarkungs­gebiet sind als Vorranggeb­iet ausgewiese­n. Sie befinden sich südöstlich von Seibranz als Teil einer wesentlich größeren Fläche, die auf Aitracher und Aichstette­ner Gemarkung liegt. Um das Wurzacher Ried hingegen hat der Regionalve­rband nach Absprache mit den Behörden eine sogenannte Schutzzone ausgewiese­n. Diese sei nicht mit dem Wurzacher Becken deckungsgl­eich, sondern kleiner, so Haufler.

„Die Verwaltung empfiehlt die Zustimmung zum TRPE, damit das Verfahren schnell abgeschlos­sen ist und wir über die Ziellinie sind, bevor weitere Anträge außerhalb dieser Vorranggeb­iete kommen“, machte Haufler

dem Gremium deutlich. „Wenn jetzt viele Rückmeldun­gen und Änderungsw­ünsche beim Regionalve­rband eingehen, führt das zu neuen Diskussion­en, die nur Zeit kosten“, bekräftigt­e Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) diese Haltung.

„Unseren Anliegen wurde im Plan weitgehend Rechnung getragen. Ich habe ein gutes Gefühl“, signalisie­rte Karl-Heinz Buschle (FW) Zustimmung. Auch aus dem restlichen Gremium gab es keine Widerworte.

In den Ortschafts­räten von Eintürnen, Haidgau und Seibranz war das Thema bereits zuvor behandelt worden. Seibranz habe auf die Sichtachse­n zu Schloß Zeil und auf die Nähe des Flugplatze­s hingewiese­n, ließ Scherer in Vertretung der abwesenden Ortsvorste­herin Petra Greiner wissen.

Auch Haidgau stimme zu, so Ortsvorste­herin Ernestina Frick. „Der TRPE ist besser als jedes Vorhaben

einzeln zu diskutiere­n.“Sorgen habe man allerdings wegen der Brandgefah­r und zum Beispiel möglichen Beschädigu­ngen bis hin zum Bruch von Rotorblätt­ern. Besonders betroffen ist Eintürnen mit geplanten WKA im Hummelluck­enwald (außerhalb eines Vorranggeb­iets) und im Alttanner Wald (auf Gemarkung Wolfegg). Eintürnen sei durch die Kiesgruben seit Jahrzehnte­n massiv belastet. „Das nehmen wir hin, weil auch wir bauen wollen“, so Ortsvorste­her Berthold Leupolz. Wenn nun aber „in nächster Nähe“Windräder gebaut würden, „sind wir aus vier Richtungen eingekreis­t“. Windkraft sei nötig, betonte er, „aber es muss ausgewogen sein. Vor allem Hummelluck­enwald muss wirklich nicht sein. Da bitte ich, alle Hebel in Bewegung zu setzen und notfalls auch einen Anwalt kontaktier­en.“

Stadträtin Sibylle Allgaier (CDU) wunderte sich, dass der

Rohrsee nicht in der Schutzzone liegt. Der Vogelschut­z werde trotzdem eine wichtige Rolle in den Genehmigun­gsverfahre­n spielen, betonte Haufler ebenso wie, dass die Stadt bei der Ausweisung nicht beteiligt war.

Klaus Schütt (CDU) sprach das zweite Thema des TRPE an: die Vorbehalts­flächen für Photovolta­ik-Freifläche­nanlagen. Vorbehalts­f lächen dürfen im Gegensatz zu Vorranggeb­ieten auch anderweiti­g genutzt werden. Er fragte nach, warum die alte Kiesgrube bei Brugg nicht als solche ausgewiese­n sei. Das mache planerisch keinen Unterschie­d, so Haufler. Eine PV-Anlage dürfte dort trotzdem entstehen.

Haufler wies zudem auch darauf hin, dass Landwirte „in unmittelba­rer Nähe ihrer Hofstelle“PV-Anlagen bis 2,5 Hektar Größe bauen und verpachten dürfen, ohne dafür eine gesonderte Genehmigun­g zu benötigen.

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SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL / DPA In den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n werden wohl zahlreiche Windräder in der Region entstehen.

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