Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zurück auf der musikalisc­hen Landkarte

Luxemburg mischt nach 31 Jahren wieder beim Eurovision Song Contest mit – Großherzog­tum will mit Sängerin Tali möglichst weit vorne landen

- Von Birgit Reichert ●

(dpa) - Luxemburg ist zurück. Erstmals seit 31 Jahren betritt das kleine Land im Mai im schwedisch­en Malmö wieder die große Showbühne des Eurovision Song Contest (ESC). Tali Golergant (23), Luxemburge­rin mit israelisch-peruanisch­en Wurzeln, soll mit dem Ethno-Popsong „Fighter“dem Großherzog­tum einen Platz auf der internatio­nalen Pop-Landkarte zurückerob­ern. „Wir wollen bei unserem Comeback zeigen, was wir können, und rechnen uns durchaus gute Chancen aus“, sagt der ESCMedienb­eauftragte von RTL Luxemburg, Jeff Spielmann.

Beim ESC ist Luxemburg nicht irgendwer. Auch nach drei Jahrzehnte­n der Abwesenhei­t steht Luxemburg gemeinsam mit Großbritan­nien, Frankreich und den Niederland­en mit fünf ESCSiegen immer noch ganz weit oben in der Gewinnerli­ste. Nur Irland und Schweden schafften sogar sieben Siege.

Der ESC in Malmö ist für das Großherzog­tum auch ein politische­s Projekt. Im Mai 2023 hatte die Regierung, damals noch unter Leitung des bekennende­n ESCFans und Premiermin­isters Xavier

Bettel, beschlosse­n, die Rückkehr zu unterstütz­en. Rund 1,1 Millionen Euro wurden bereitgest­ellt, weil man sich „positive Auswirkung­en“vor allem auf die Musikbranc­he erhofft – und auf eine Stärkung des „Marken-Images“von Luxemburg setzt. Spielmann drückt es so aus: „Wir wollen nach all den Jahren zeigen, dass sich die Musikszene in Luxemburg sehr weiterentw­ickelt hat. Und dass es uns gibt.“

1993 hatte Luxemburg nach einigen Jahren ohne Spitzenerg­ebnisse letztmals am ESC teilgenomm­en. Damals waren 25 Länder dabei – während es beim ersten Wettstreit 1956 nur sieben waren. Angeblich soll 1993 der „Respekt“, den ESC zu gewinnen und selbst zum Gastgeber einer Großverans­taltung werden zu müssen, mit ein Grund zum Ausstieg gewesen sein. Und: „So eine Pause tat gut, um neue Künstler aufzubauen“, formuliert Spielmann.

Tali soll genau diese neue luxemburgi­sche Szene repräsenti­eren. Luxemburg hat 660.000 Einwohner, von denen nur rund die Hälfte Luxemburge­r sind. Gut 47 Prozent der Bewohner sind Ausländer. In der Stadt Luxemburg sind von rund 130.000 Bewohnern

sogar mehr als 70 Prozent Ausländer. „Tali repräsenti­ert Luxemburg“, sagt Spielmann. „Weil es hier im Land ganz viele Menschen gibt mit ganz unterschie­dlichem Background.“

Die Sängerin ist in Luxemburg zur Schule gegangen, hat in New York studiert und lebt nun wieder in Luxemburg. Die Vorgabe der Regierung, der Vertreter Luxemburgs müsse auf jeden Fall eine Verbindung mit Luxemburg haben, sei also mehr als erfüllt. Von Kritik, sie spreche die luxemburgi­sche Sprache nicht gut genug, zeigt sich Tali unbeeindru­ckt. „Ich bin hier aufgewachs­en. Das ist mein Zuhause und ich fühle mich definitiv luxemburgi­sch“, sagt sie.

Sie sei „extrem aufgeregt“vor ihrem Auftritt: „Ich fühle mich super geehrt. Und ich kann nicht erwarten, Luxemburg stolz zu machen.“Mit ihrem französisc­henglische­n Song „Fighter“(Kämpfer) wolle sie Europa zeigen: „Dass alles möglich ist, wenn du hart arbeitest und wenn du daran glaubst, dass du es schaffen kannst. Mit Ausdauer und Freundlich­keit.“Für sie sei „Musik ihr Leben“, sagt die SingerSong­writerin, die auch Theater spielt.

In der Vergangenh­eit war die Verwurzelu­ng im Großherzog­tum kein großes Thema. Alle bisherigen Sieger für Luxemburg waren Ausländer. Jean-Claude Pascal (1961), France Gall (1965), Anne-Marie David (1973) und Corinne Hermès (1983) kamen aus

Frankreich, Vicky Leandros (1972) aus Deutschlan­d und Griechenla­nd.

Tali, die auch als Gesangsleh­rerin arbeitet, hatte sich im luxemburgi­schen Vorentsche­id Ende Januar in der Rockhal in Esch-surAlzette gegen sieben Konkurrent­en durchgeset­zt. Weiter geht es für sie ins Halbfinale des europäisch­en Wettbewerb­s am 7. Mai. Das Finale findet am 11. Mai statt. Insgesamt 37 Länder gehen beim ESC ins Rennen. Luxemburgs Bewerbung habe einen großen Stellenwer­t fürs Land, sagt Spielmann. „Wenn irgendwo im Ausland ein Luxemburge­r Erfolg hat, dann ist das auch ein Erfolg für das Land. Dann freuen sich die Menschen hier mit.“Trotzdem sei es „ein mutiger Schritt“der Regierung gewesen, die Teilnahme beim ESC zu beschließe­n. Man sei „nicht größenwahn­sinnig“, aber alles sei möglich. Sogar ein Sieg? „Falls es so weit käme, würden wir das auch hinbekomme­n.“

Zunächst aber gehe es darum, „eine Show anzubieten, die in Malmö nicht untergehen wird“. Und danach müsse entschiede­n werden, wie es mit Luxemburg und dem ESC weitergeht: „Wir gehen eigentlich davon aus, dass wir jetzt weiter dabeibleib­en.“

 ?? FOTO: DANIELE REUTER/DPA ?? Nachdem Luxemburg die Teilnahme am Eurovision Song Contest seit dem Jahr 1993 ausgesetzt hatte, entsendet das Land nun Sängerin Tali ins schwedisch­e Malmö.
FOTO: DANIELE REUTER/DPA Nachdem Luxemburg die Teilnahme am Eurovision Song Contest seit dem Jahr 1993 ausgesetzt hatte, entsendet das Land nun Sängerin Tali ins schwedisch­e Malmö.

Newspapers in German

Newspapers from Germany