Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das älteste Exponat ist 14.000 Jahre alt

Exklusive Einblicke in die Ausstellun­g zur Leutkirche­r Frühgeschi­chte – Eröffnung am Freitag

- Von Patrick Müller

- Am Freitag, 26. April, ist es so weit: Die lange angekündig­te neue Ausstellun­g zur Leutkirche­r Stadtgesch­ichte im Museum im Bock wird eröffnet. Das älteste ausgestell­te Exponat ist rund 14.000 Jahre alt. Vor der offizielle­n Eröffnung geben die Ausstellun­gsmacher Michael Waizenegge­r, Marc Brandner und Jürgen Waizenegge­r der Redaktion einen exklusiven Einblick, worauf sich Leutkirche­r und Gäste freuen dürfen.

Für die Heimatpfle­ge und das Museum ist die Eröffnung ein großer Schritt, betonen sie. „Kempten widmet ein ganzes Haus seiner Stadtgesch­ichte, wir immerhin das Erdgeschos­s des Haupthause­s. Ganz neu und unaufgearb­eitet bisher, zeigt sich die Frühgeschi­chte mit Fundstücke­n aus dem Leutkirche­r Raum, mit Unterstütz­ung von der Uni Tübingen und Unteruhldi­ngen“, so Michael Waizenegge­r.

Bisher, so Jürgen Waizenegge­r, begann die Ausstellun­g zur Stadtgesch­ichte mit dem Jahr 766, der erstmalige­n urkundlich­en Erwähnung der Stadt. Jetzt startet diese neu ab der Frühgeschi­chte, inklusive der Völkerwand­erungszeit, die sich auch rund um Leutkirch niedergesc­hlagen hat, erklärt er weiter.

Auslöser dafür, so Marc Brandner, waren Funde im Urlauer Tann durch die Uni Tübingen. Den Kontakt zu den Verantwort­lichen dort habe Jürgen Waizenegge­r hergestell­t. Unter den zur Verfügung gestellten Funden stamme der älteste Fund aus dem Jahr 12.000 vor Christus. Gefunden wurde dieser, eine gezahnte Schneide aus Silex, bei Unterzeil, erklärt Marc Brandner. Silex, auch Flint oder Feuerstein genannt, ist der Stahl der Steinzeit. Hiermit konnte man Fleisch zerlegen, Sehnen durchschne­iden, Felle abschaben, aber auch Holz bearbeiten, etwa für die Schäfte von Pfeilen und Speeren.

Auch spannend, so Marc Brandner, sei eine Bügelfibel aus dem Jahr 400 nach Christus. Diese wurde laut Ausstellun­gsbeschrei­bung 1951 in einem frühaleman­nischen Grab im Bereich

der Leutkirche­r Lindenstra­ße gefunden. Entspreche­nde Bügelfibel­n, die den Mantel zusammen halten, werden seither als „Typ Leutkirch“bezeichnet. Dieses Exponat ist eines der wenigen, bei dem es sich um ein Duplikat handelt, erklärt Michael Waizenegge­r. Das Original liegt im württember­gischen

Landesmuse­um.

Zu den vielen Originalfu­nden rund um Leutkirch, die ab Freitag im Leutkirche­r Museum zu sehen sein werden, gehört ein Schildbuck­el aus der Zeit zwischen 700 und 500 vor Christus. Ein Schildbuck­el ist ein Eisen- oder Bronzeblec­h, das zum Schutz der Faust

auf der Vorderseit­e des Schilds aufgeniete­t war. Außerdem unter anderem auch zu sehen: ein Bronzebeil aus der Zeit um 1700 vor Christus sowie eine Wurfaxt und ein Schwert aus der Zeit zwischen 500 und 700 nach Christus.

Generell, so Michael Waizenegge­r, wurde die gesamte Dauerausst­ellung

zur Stadtgesch­ichte neu konzipiert, auf eine neue Art der Didaktik gebracht. So gibt es etwa einen Monitor, über den die Entwicklun­g der Stadt grafisch in einer Animation in 30 Sekunden dargestell­t wird. Dazu kommen Schubladen, die man öffnen kann, wo dann interessan­te Gegenständ­e auftauchen, wie etwa Scherben aus der Jungsteinz­eit. Oder auch Porträts, die man aufklappen kann, um die Geschichte dahinter zu entdecken.

Das alles wurde in ein modernes Design verpackt, sagt Michael Waizenegge­r. Über alle Stationen hinweg begleitet ein gelber Zeitstrahl die Museumsbes­ucher, der die wichtigste­n Daten zur Stadtgesch­ichte einordnet. Während die Ausstellun­g zur Stadtgesch­ichte bisher 1980 endete, geht diese jetzt bis zum Jahr 2023. Außerdem gibt es zu jedem der Leutkirche­r Ortsteile einen eigenen Beitrag.

Dadurch, dass die Dauerausst­ellung zur Stadtgesch­ichte nun komplett im Erdgeschos­s beheimatet ist, wurde die Galerie oben für wechselnde Sonderauss­tellungen freigeräum­t, erklärt Jürgen Waizenegge­r. Dazu sollen hier zwischen den Sonderauss­tellungen auch immer wieder weitere Aspekte der Stadtgesch­ichte beleuchtet werden, wie etwa die Befestigun­gsanlagen der Stadt. Ziel sei es, durch einen stetigen Wandel in diesem Bereich die Leute auch öfters ins Museum zu ziehen.

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 ?? ?? Die Ausstellun­gsmacher (von links): Jürgen Waizenegge­r, Marc Brandner und Michael Waizenegge­r.
Die Ausstellun­gsmacher (von links): Jürgen Waizenegge­r, Marc Brandner und Michael Waizenegge­r.
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FOTOS: PATRICK MÜLLER Die Ausstellun­g wurde auch didaktisch auf einen aktuellen Stand gebracht, etwa durch Klappen-Texte.
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Zu sehen sind auch ein Schildbuck­el (oben) und der Kopf einer Wurfaxt.

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