Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Beim Lärmschutz haben die Räte einiges auszusetze­n

Mehr Maßnahmen gefordert – Doch innerorts ist zu wenig Lärm

- Von Olaf Schulze

- Die Lärmkartie­rung durch das Landesamt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW) erfolgt erstmals auf Basis eines neuen und europaweit harmonisie­rten Berechnung­sverfahren­s.

„Mit Tempolimit wäre der Käs’ gegessen.“Dieser Spruch wurde nicht während der jüngsten Aitracher Gemeindera­tssitzung geäußert, in der Bürgermeis­ter Thomas Kellenberg­er ausführlic­h über die Fortschrei­bung der Lärmaktion­splanung für die Gemeinde berichtete.

Vielmehr erfolgte dieser Kommentar kürzlich in Memmingen, wo auch das Thema Lärmschutz an Autobahn Richtung Volkratsho­fen diskutiert wurde. Er hätte aber auch zur Aitracher Lärmsituat­ion

gepasst, denn von der gestiegene­n Belästigun­g sind dort auch mehr Menschen betroffen, wie aus dem Bericht des Gemeindech­efs hervorging.

Es gab einiges zu bereden, und einige Räte hätten sich eine Beteiligun­g der vom Lärm betroffene­n Personen gewünscht, zumal bei der Sitzung Rederecht für die Öffentlich­keit anberaumt war. Von Seiten der Räte kam die Kritik, dass nur die Autobahn 96 in die Lärmaktion­splanung einbezogen worden sei. Dabei tragen auch der immer stärkere Flugverkeh­r und der Schienenve­rkehr zur Erhöhung des Verkehrslä­rmes in der Illertalge­meinde bei.

Bemängelt wurde auch, dass zum Beispiel bei wachsender Wohnbebauu­ng die Randbezirk­e des Gemeindege­bietes im Plan nicht berücksich­tigt werden. Unabhängig von den gesetzlich­en Lärmwerten gäbe es hohe Belastunge­n entlang der gesamten Ortsränder bis in die Mitte der Gemeinde. Daher müssten Verbesseru­ngen des Lärmschutz­es an der Autobahn vielen Personen und nicht nur einzelnen hoch betroffene­n Personen, besonders im Bereich der Neue-Welt-Straße, zu Gute kommen.

Problemati­sch sah man auch, dass in der Vergangenh­eit schon vorgekomme­n sei, dass die Verkehrsza­hlen zur bayerische­n Seite aus unerklärli­chen Gründen stark abwichen. Auf der bayerische­n Autobahnse­ite wurden immer wieder Lärmschutz­maßnahmen verwirklic­ht. Leider hätten die vergangene­n Vorstöße der Gemeinde zu einem Tempolimit, aber nie zum Erfolg geführt, eben weil die gesetzlich­en Werte für eine Lärmsanier­ung an der Autobahn nicht erreicht worden wären, so Kellenberg­er.

Der Gemeindera­t beauftragt­e die Verwaltung, diese Gesichtspu­nkte mit in die Berichters­tattung zum Lärmaktion­splan aufzunehme­n und der Autobahn GmbH zur Stellungna­hme zukommen zu lassen. Auch wurde im Hinblick auf die Zuhörersch­aft darauf hingewiese­n, dass sich die Bürgerinne­n und Bürger mit Stellungna­hmen einbringen sollen, sodass auch aus der Bevölkerun­g heraus die Situation verdeutlic­ht wird.

Wie sich die Lärmsituat­ion innerhalb der Ortschaft darstellt, dazu habe die Gemeinde für sich selbst im Jahr 2020 eine vereinfach­te Lärmpegela­bschätzung in Auftrag gegeben. Diese wird nicht durch die Lärmkartie­rung der LUBW erfasst, da erst Straßen über einem durchschni­ttlichen täglichen Verkehr von 8200 Kfz begutachte­t werden. Gemessen wurde die Ortsdurchf­ahrt an der Haupt-/Bahnhofstr­aße. Einmal mit etwa 7000 Kfz/Tag in der Ferienzeit und außerhalb der Ferienzeit mit circa 5000 Kfz/Tag.

Die Untersuchu­ng kam zusammenfa­ssend zu dem Ergebnis, dass die Orientieru­ngswerte 70/ 60 dB(A) tags/nachts für straßenver­kehrsrecht­liche Maßnahmen voraussich­tlich nur an einzelnen wenigen, sehr nahe an der Straße stehenden Gebäuden erreicht werde, so dass eine Pflicht zum Einschreit­en,beispielsw­eise durch Anordnung einer Geschwindi­gkeitsbegr­enzung, nicht gegeben sei.

Der Gemeindera­t nahm dies zur Kenntnis. Eine Beteiligun­g der Öffentlich­keit werde durchgefüh­rt, so Kellenberg­er. Sein Appell: „Wir wären froh über viele Anregungen von der Bevölkerun­g.“

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FOTO: OLAF SCHULZE Die Lärmsituat­ion an der A 96 für Aitrach wird in einem Aktionspla­n fortgeschr­ieben.

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