Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Diskussion um Homo-Ehe „überfällig“
Meinungen zur Gleichstellung homosexueller Paare aus der Region
KREIS RAVENSBURG (mws/vin/hey/ swe/pau) - Ausgerechnet im erzkatholischen Irland hat die Mehrheit der Bevölkerung ein Zeichen für Toleranz gesetzt und sich in einer Volksabstimmung für die Gleichstellung homosexueller Paare eingesetzt. Ein Vorbild für Deutschland? Was sagen Menschen aus der Region zur Homo-Ehe?
August Schuler aus Ravensburg gilt eher als Konservativer innerhalb der CDU und will 2016 in den Landtag. Der bekennende Katholik „steht zwar zur Institution Ehe“, wie er sagt, sieht aber auf der anderen Seite, dass Schwule und Lesben „in großer Not sind“, weil sie vor dem Gesetz heterosexuellen Paaren nicht gleichgestellt sind und wünscht sich daher mehr Offenheit. „Moralische Dogmen mag ich eigentlich nicht.“
Weinschenk ist klarer Gegner Ganz anders sein Parteifreund, Bad Waldsees Bürgermeister Roland Weinschenk, der die Homo-Ehe klar ablehnt: „Ich halte die Gleichstellung für nicht erforderlich.“Das Stadtoberhaupt verfolge dabei die Grundeinstellung, dass die Ehe zwischen Mann und Frau bewusst geschützt wird und bezieht sich dabei auf Artikel 6 des Grundgesetzes. Gesetzlich und kirchlich wird die Ehe dabei als anerkannte Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau definiert. „Da geht es nicht um gleichgeschlechtliche Partnerschaften“, hebt Weinschenk hervor und weiß, dass er mit seiner Einstellung wohl nicht jedem gerecht werden wird. „Aber ich stehe dazu“, so Bad Waldsees Bürgermeister.
Mit darüber entscheiden, inwieweit die Rechte homosexueller Paare auch in Deutschland gestärkt werden, wird der Leutkircher Bundestagsabgeordnete Waldemar Westermayer (ebenfalls CDU). Ausgerechnet er hat aber noch keine abschließende Meinung zum Thema. „Ich bin noch in der Findungsphase.“Normal sei er „ein Familienmensch“, im Bundestag pflege er aber auch eine gute Beziehung zu Stefan Kaufmann, der innerhalb der CDU als bekennender Schwuler für die HomoEhe kämpft.
Barbara Koch, 58, evangelische Pfarrerin in Altshausen, ist seit 22 Jahren mit einer Frau zusammen, seit 2008 leben die beiden in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft: „Die Entscheidung in Irland hat mich sehr gefreut. Ich wünsche mir, dass auch in Deutschland die Lebenspartnerschaft der Ehe gleichgestellt wird – nicht nur mit den Pflichten, wie bisher, sondern auch mit den Rechten.“Koch ist sich sicher, dass die Gleichstellung kommt, „über kurz oder lang“.
Klaus Burkart aus Wangen ist gerade zum „Mr. Gay World“gewählt worden (die SZ berichtete). Er findet die Diskussion schon lange überfäl- lig. „Bisher hat nur die Union, allen voran Frau Merkel, einen solchen Gesetzesbeschluss boykottiert. In Deutschland gilt ein Gleichbehandlungsgrundsatz, der ohne ein solches Gesetz meiner Meinung nach nicht erfüllt ist. Was das Adoptionsrecht homosexueller Paare angeht: Ich bin absolut pro Regenbogenfamilie. Zwei gleichgeschlechtliche Elternteile sind genauso dazu fähig, ein Kind zu erziehen und zu lieben wie ein heterosexuelles Paar. Was die Abstimmung in Irland angeht: Sie hat aufgezeigt, dass selbst ein zutiefst katholisch beeinflusstes Land wie Irland fähig ist, ein solches Gesetz zu veranlassen und dass sich auch dort die Mehrheit für die Gleichbehandlung homosexueller Paare starkmacht.“
Aulendorfs Bürgermeister Matthias Burth war für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht zu erreichen. Laut Hauptamtsleiterin Brigitte Thoma habe es im Aulendorfer Standesamt noch keine Anfragen zur Eheschließung homosexueller Paare gegeben. „Aber Lebenspartnerschaften sind gängig, da haben wir ein paar Anfragen im Jahr.“ Roland Weinschenk