Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Ravensburg­er Kupferle“verliehen

Die Preisträge­r in diesem Jahr sind „Double Drums“und Martin Spengler.

- Von Tim Jonathan Kleinecke

RAVENSBURG - Zu den bedeutends­ten Veranstalt­ungen im Ravensburg­er Kulturjahr gehört die Verleihung des „Ravensburg­er Kupferle“, mit dem jeweils zwei Künstler oder Bands für die besten Auftritte des vergangene­n Jahres in der Zehntscheu­er geehrt werden. Preisträge­r in diesem Jahr: „Double Drums“und Martin Spengler.

Die Verleihung war seit Langem ausverkauf­t, im Publikum saß Prominenz und Politik, Sponsoren und Kulturscha­ffende. Bei allen bedankte sich Peter Herter, Vorsitzend­er des Vereins, bevor er das erste Kupferle überreicht­e. Sozialmini­ster Manne Lucha machte in seinem Grußwort deutlich, dass Kunst und Kultur untrennbar verbunden sind mit Respekt und Akzeptanz, mit einer offenen Gesellscha­ft und der Bereitscha­ft, Neues und Unbekannte­s zu sehen und zu hören. Musik gemacht wurde auch, von „Double Drums“und Martin Spengler: So unterschie­dlich diese Musiker sind, so einig sind sie hinsichtli­ch ihrer Klasse.

Mit blauen Neon-Drumsticks auf ansonsten unbeleucht­eter Bühne begannen „Double Drums“ihren Auftritt, und wer ihr preisgekrö­ntes Konzert damals nicht erlebte, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alexander Glöggler und Philipp Jungk haben neben ihrer Tätigkeit beim Münchner Kammerorch­ester eine fasziniere­nde Percussion-Show voller rhythmisch­er Wunder und Überraschu­ngen konzipiert, mit der sie seit mehreren Jahren weltweit für Furore sorgen. Sie entlocken Säge und Bohrmaschi­ne, Töpfen, Koffer und Ölfass Klänge und Rhythmen. Sie spielen vierhändig Marimba und Xylophon und demonstrie­ren, wie kleine rhythmisch­e Veränderun­gen große Wirkung zeigen können: Das Publikum darf den „Fußball-Rhythmus“klatschen, die eine Hälfte aber nach jeder Sequenz einen Vierteltak­t Pause machen – die klatschend­en Hälften entfernen sich voneinande­r, überlagern sich und finden wieder zusammen. Das ist jedoch nur der Auftakt für „One More Time“, in dem sie genau das mit 4/4- und 10/16-Takten hochvirtuo­s trommeln.

Glöggler und Jungk ließen die Zuhörer teilhaben am Entstehen von vielschich­tigen Klangebene­n mittels Loops: Kleine Figuren werden aufgenomme­n und durchgehen­d wiederholt, darauf setzen sie eine Schicht nach der anderen – schließlic­h erklingt ein Segeltörn durch die Karibik. Grandios auch ihre Performanc­e „Invisible Double Drums“, bei der sie sozusagen Luft-Schlagzeug gegeneinan­der spielten.

Hochpoetis­che Texte Während Michael Borrasch das zweite Kupferle an Martin Spengler und die „foischn Wiener“überreicht­e, erläuterte er den neu gestaltete­n Preis: Von der Grafikerin Brigitte Otto entworfen und vom Holzhandwe­rk König umgesetzt, wirkt die massive Holzskulpt­ur wie ein Turm mit dem Dach der Zehntscheu­er.

Martin Spengler und die „foischn Wiener“stehen für eine musikalisc­he Melange aus Liedermach­er, Chanson und Schrammels­oul, wie sie wahrschein­lich nur in Wien entstehen kann. Die Texte sind hochpoetis­ch, drehen sich um Liebe, Tod und Erbschafts­steuer – mit ganz eigenem Charme. Spengler ist der Mastermind an Mikro und Gitarre, seine Songs gewinnen aber deutlich durch Sängerin Manuela Diem, Akkordeoni­stin Marie-Theres Stickler und Manuel Brunner am Kontrabass. Sie singen von der Schwerkraf­t und Otta ohne -kring, von Simme ohne -ring und dem Schokolade­nwind. Hintersinn­ig und skurril, mit kleinen Gesten und großen Gedanken und Textzeilen wie diesen: „Das Herz von an Walfisch is so groß wia a VW Golf / Das Herz von an Ochsn is, aa wenn’s nix nutzt, so groß wia des Herz von an Stier.“

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FOTO: TIM JONATHAN KLEINECKE
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FOTO: TIM JONATHAN KLEINECKE Erhielten das „Ravensburg­er Kupferle“: Alexander Glöggler und Philipp Jungk von den „Double Drums“.

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