Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ravensburger Kupferle“verliehen
Die Preisträger in diesem Jahr sind „Double Drums“und Martin Spengler.
RAVENSBURG - Zu den bedeutendsten Veranstaltungen im Ravensburger Kulturjahr gehört die Verleihung des „Ravensburger Kupferle“, mit dem jeweils zwei Künstler oder Bands für die besten Auftritte des vergangenen Jahres in der Zehntscheuer geehrt werden. Preisträger in diesem Jahr: „Double Drums“und Martin Spengler.
Die Verleihung war seit Langem ausverkauft, im Publikum saß Prominenz und Politik, Sponsoren und Kulturschaffende. Bei allen bedankte sich Peter Herter, Vorsitzender des Vereins, bevor er das erste Kupferle überreichte. Sozialminister Manne Lucha machte in seinem Grußwort deutlich, dass Kunst und Kultur untrennbar verbunden sind mit Respekt und Akzeptanz, mit einer offenen Gesellschaft und der Bereitschaft, Neues und Unbekanntes zu sehen und zu hören. Musik gemacht wurde auch, von „Double Drums“und Martin Spengler: So unterschiedlich diese Musiker sind, so einig sind sie hinsichtlich ihrer Klasse.
Mit blauen Neon-Drumsticks auf ansonsten unbeleuchteter Bühne begannen „Double Drums“ihren Auftritt, und wer ihr preisgekröntes Konzert damals nicht erlebte, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Alexander Glöggler und Philipp Jungk haben neben ihrer Tätigkeit beim Münchner Kammerorchester eine faszinierende Percussion-Show voller rhythmischer Wunder und Überraschungen konzipiert, mit der sie seit mehreren Jahren weltweit für Furore sorgen. Sie entlocken Säge und Bohrmaschine, Töpfen, Koffer und Ölfass Klänge und Rhythmen. Sie spielen vierhändig Marimba und Xylophon und demonstrieren, wie kleine rhythmische Veränderungen große Wirkung zeigen können: Das Publikum darf den „Fußball-Rhythmus“klatschen, die eine Hälfte aber nach jeder Sequenz einen Vierteltakt Pause machen – die klatschenden Hälften entfernen sich voneinander, überlagern sich und finden wieder zusammen. Das ist jedoch nur der Auftakt für „One More Time“, in dem sie genau das mit 4/4- und 10/16-Takten hochvirtuos trommeln.
Glöggler und Jungk ließen die Zuhörer teilhaben am Entstehen von vielschichtigen Klangebenen mittels Loops: Kleine Figuren werden aufgenommen und durchgehend wiederholt, darauf setzen sie eine Schicht nach der anderen – schließlich erklingt ein Segeltörn durch die Karibik. Grandios auch ihre Performance „Invisible Double Drums“, bei der sie sozusagen Luft-Schlagzeug gegeneinander spielten.
Hochpoetische Texte Während Michael Borrasch das zweite Kupferle an Martin Spengler und die „foischn Wiener“überreichte, erläuterte er den neu gestalteten Preis: Von der Grafikerin Brigitte Otto entworfen und vom Holzhandwerk König umgesetzt, wirkt die massive Holzskulptur wie ein Turm mit dem Dach der Zehntscheuer.
Martin Spengler und die „foischn Wiener“stehen für eine musikalische Melange aus Liedermacher, Chanson und Schrammelsoul, wie sie wahrscheinlich nur in Wien entstehen kann. Die Texte sind hochpoetisch, drehen sich um Liebe, Tod und Erbschaftssteuer – mit ganz eigenem Charme. Spengler ist der Mastermind an Mikro und Gitarre, seine Songs gewinnen aber deutlich durch Sängerin Manuela Diem, Akkordeonistin Marie-Theres Stickler und Manuel Brunner am Kontrabass. Sie singen von der Schwerkraft und Otta ohne -kring, von Simme ohne -ring und dem Schokoladenwind. Hintersinnig und skurril, mit kleinen Gesten und großen Gedanken und Textzeilen wie diesen: „Das Herz von an Walfisch is so groß wia a VW Golf / Das Herz von an Ochsn is, aa wenn’s nix nutzt, so groß wia des Herz von an Stier.“