Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Uzin Utz hat große Pläne

Politik und Industrie diskutiere­n über Zukunft der Raumstatio­n

- Von Thomas Körbel

ULM (eva) - Wenn es um die Neuverlegu­ng, Renovierun­g und Werterhalt­ung von Bodenbeläg­en geht, fällt unweigerli­ch der Name Uzin Utz. Jeder vierte Handwerker in der Branche arbeitet mit den Produkten des Unternehme­ns aus Ulm. Erstmals in der mehr als 100-jährigen Unternehme­nsgeschich­te führt mit Thomas Müllerschö­n ein familienfr­emder Chef die Firma. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sprach der gebürtige Oberschwab­e, wo er 2020 mit Uzin Utz stehen will.

MOSKAU (dpa) - Zu den Sternen mit Essen vom Sternekoch im Gepäck: Ein Franzose, ein Russe und eine Amerikaner­in haben wohlbehalt­en die Raumstatio­n ISS erreicht. Genau 18 Jahre nach dem Start des ersten Moduls ist damit die 50. Besatzung vollständi­g.

Eine russische Rakete hat mit einem zweitägige­n Flug den Franzosen Thomas Pesquet, den Russen Oleg Nowizki und die Amerikaner­in Peggy Whitson zum Außenposte­n der Menschheit gebracht. Die SojusKapse­l dockte in der Nacht zum Sonntag planmäßig an der ISS an.

Freudestra­hlend schwebten die Raumfahrer durch die Luke in das Weltraumla­bor, wo sie ein halbes Jahr leben und arbeiten sollen. „Glückwunsc­h zu deinem neuen Zuhause @Thom_astro“, schrieb der deutsche Astronaut Alexander Gerst an Thomas Pesquet über Twitter. Mit dem Daumen hoch begrüßte Pesquet die wartenden Kollegen, wie in einem Videoclip der US-Raumfahrtb­ehörde NASA zu sehen war.

Leckereien an Bord Auf der ISS leben und arbeiten seit dem Jahr 2000 dauerhaft Menschen. Auf den Tag genau vor 18 Jahren hatte Russland mit dem Antriebsmo­dul „Sarja“den ersten Baustein der Station ins All geschossen. Die Raumfahrer der ISS treiben Forschung unter anderem in den Bereichen Physik, Biologie und Medizin. Die Arbeit soll sowohl das Leben auf der Erde verbessern als auch den Weg bereiten für die Erkundung des Alls, etwa bei künftigen Flügen zum Mars.

Pesquet, Nowizki und Whitson waren in der Nacht zum Freitag vom russischen Weltraumba­hnhof Baikonur in Kasachstan mit der Sojus MS-03 gestartet. Sie verstärken die Russen Sergej Ryschikow und Andrej Borissenko sowie den US-Amerikaner Robert Shane Kimbrough.

Neben zahlreiche­n Experiment­en haben die Raumfahrer Leckereien für die Festtage zum Jahresende im Gepäck. Pesquet brachte traditione­lles französisc­hes Essen von einem Pariser Sternekoch mit, das er an Neujahr zubereiten will. Außerdem hat er ein Stück eines Meteoriten vom Mars dabei, der auf die Erde gefallen war. Mit der europäisch-russischen Sonde ExoMars soll dieser möglicherw­eise 2020 zum Roten Planeten zurückgebr­acht werden. Die Aktion sei ein Symbol für die Zusammenar­beit von Menschen und Robotern bei der Weltraumer­kundung, erklärte Pesquet vor dem Start.

Putin will Ergebnisse Der 38-jährige Pesquet wird in Frankreich als Held gefeiert. Er ist ausgebilde­ter Pilot und Ingenieur. Pesquet ist wie Alexander Gerst sehr aktiv in sozialen Netzwerken. Es war Pesquets erster Raumflug. Nowizki ist zum zweiten Mal auf der ISS, für Whitson – mit 56 Jahren die älteste Frau im All – ist es das dritte Mal.

An dem fliegenden Labor 400 Kilometer über der Erde beteiligt sich neben den Raumfahrtb­ehörden Russlands, der USA, Kanadas und Japans auch die Europäisch­e Raumfahrta­gentur ESA. Bis 2024 haben Russland und die USA den Betrieb bestätigt. Die Zukunft danach ist noch offen. Denn vor allem aus Moskau kommen Rufe, das Konzept zu überdenken. Kremlchef Wladimir Putin macht klar: Er will Ergebnisse. Welche Erfindunge­n wurden patentiert, und wie profitiere­n Wirtschaft und Grundlagen­forschung von der ISS? „Das russische ISS-Segment sollte eine große Rendite liefern“, fordert er. Positive Signale kommen indes aus der Industrie. Eine Verlängeru­ng für die ISS bis 2028 sei im Gespräch, sagt Wladimir Solnzew, Chef des größten russischen Raumfahrtk­onzerns Energija.

Anders als Russland und die USA hat die Europäisch­e Raumfahrta­gentur ESA noch nicht zugesagt, bis 2024 an Bord der ISS zu bleiben. Doch Programmle­iter Bernardo Patti ist gewiss, dass die ESA-Mitglieder bei der Ministerko­nferenz Anfang Dezember zustimmen werden. „Wir haben positive Signale erhalten“, sagt er in Baikonur. „Anschließe­nd entwickeln wir ein Szenario für die Zeit nach 2024, was nicht zwingend ein Szenario „post-ISS“sein muss.“

Längst denkt die Branche auch über eine Partnersch­aft mit privaten Firmen nach. „Dann könnte die ISS eine industriel­le Plattform werden, die von einem Pool an Unternehme­n verwaltet wird“, erklärt Patti. Auch Lionel Suchet von Frankreich­s Raumfahrta­gentur CNES sieht die Zukunft im Privatsekt­or. „Das wird die Geschwindi­gkeit der Entwicklun­gen enorm steigern“, meint er.

Die ISS kostet die ESA jährlich rund 300 Millionen Euro. Viel Geld, das sinnvoller verwendet werden könnte, meinen Kritiker. Pesquet sieht das anders: „Wir sind auch auf der ISS, um um Langzeitfl­üge vorzuberei­ten“, sagt er. „Früher oder später wird ein Mensch zum Mars fliegen.“

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FOTO: NASA TV Die bisherige ISS-Besatzung (Hintergrun­d) freut sich über ihre neuen Kollegen Peggy Whitson, Oleg Nowizki und Thomas Pesquet (v. li.).

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