Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Städtetag will flexiblere Betreuungsangebote
Mehr Tempo in der Schulpolitik gefordert
STUTTGART (lsw) - Wenige Tage vor dem Ganztagsgipfel des Kultusministeriums fordert der Städtetag flexiblere Modelle der Ganztagsbetreuung. So sollen sich künftig zumindest an großen Grundschulen der Ganztagsbetrieb und flexible Nachmittagsbetreuung nicht länger ausschließen, forderte der Kommunalverband am Sonntag in Stuttgart. Die Förderpolitik des Landes nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“werde der Lebenswirklichkeit an den Schulen nicht gerecht und erzeuge dort lähmende Konflikte, sagte Bildungsdezernent Norbert Brugger. „Wir müssen respektieren, dass ein Teil der Elternschaft flexible Angebote gegenüber verbindlichen Ganztagsangeboten bevorzugt.“
Derzeit gibt es nach Schätzung des Städtetags 5000 Betreuungsgruppen außerhalb des Unterrichts. Beim Ganztag hinkt Baden-Württemberg laut einer Bertelsmannstudie aber hinterher: Jeder fünfte Schüler (21,4 Prozent) in der Primar- und Sekundarstufe öffentlicher und privater Schulen besuchte 2014/15 eine Ganztagsschule. Nur in Bayern war der Anteil von Schülern im Ganztagsbetrieb mit 15 Prozent geringer als im Südwesten. Der Bundesschnitt betrug laut der Studie 37,7 Prozent.
Nach Darstellung des Städtetags verhindert auch die mit dem Ganztag verbundene Bürokratie den weiteren Ausbau. Das zeige sich auch darin, dass nur 16 Prozent der 2400 Grundschulen Ganztagsbetrieb haben. Damit bliebe die Bereitschaft der Schulen, Ganztagsschule zu werden, weit hinter den Erwartungen zurück. Die grün-rote Landesregierung hatte 2014 noch damit gerechnet, dass sich bis zum Jahr 2023 rund 70 Prozent der Grundschulen zu Ganztagsschulen wandeln.
Am kommenden Donnerstag will Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sich mit allen beteiligten Akteuren austauschen, wie die Ganztagsschule der Zukunft aussehen soll. Bislang sind im Südwesten nur Ganztagsgrundschulen im Schulgesetz verankert. Gemeinschaftsschulen sind nach ihrer Definition Ganztagsschulen.