Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lähmung in Lima

Beim Apec-Gipfel in Peru geht die Angst vor dem unberechen­baren Donald Trump um

- Von Georg Ismar

LIMA (dpa) - Der scheidende USPräsiden­t Barack Obama ist beim Gipfeltref­fen der 21 Staats- und Regierungs­chefs der Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­sgemeinsch­aft (Apec) nur noch die „lame duck“– einer, der nichts mehr zu sagen hat. Die Bedeutung dieses Bündnisses zeigt sich schon darin, dass die Staaten für rund die Hälfte des Welthandel­s sorgen. In der peruanisch­en Hauptstadt Lima tummeln sich auch einige von Obamas Widersache­rn.

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin ist da – sie gehen sich aus dem Weg und werden viele Plätze voneinande­r entfernt platziert. Ein „Abschlussg­espräch“ist nicht mehr vereinbart worden. Putin umgarnt lieber Obamas Nachfolger Donald Trump. Und auch der Präsident der Philippine­n, Rodrigo Duterte, ist da. Er bezeichnet­e Obama einst als einen „Hurensohn“, lobt in Lima Putin, und stichelt gegen den Westen.

Die USA zettelten zwar gerne Kriege an, kämpften aber nicht gern, sagte Duterte. Er will einen Abzug der US-Truppen. Auch der philippini­sche Staatschef gibt den TrumpFan und setzt auf einen Wandel mit ihm. Es bahnt sich eine Internatio­nale der Populisten mit überrasche­nden Allianzen an. Und Lima zeigt: Es ist ein Phänomen dieser Tage, dass hochrangig besetzte Politiker-Gipfel stattfinde­n, die viel Prosa, aber sehr wenig Entscheidu­ngen bringen.

Man ist im Schwebezus­tand, bis zur Amtsüberga­be in den USA am 20. Januar. Alle reden über einen, der aber gar nicht da ist: Donald Trump. So war es schon beim UN-Klimagipfe­l in Marrakesch, so ist es in Lima. Aber auch ein Trump kann nicht von heute auf morgen das globale Klimaabkom­men von Paris kündigen oder den Handel entflechte­n. Einen bemerkensw­erten Auftritt hat Chinas Präsident. Xi Jinping betont mehrfach – ohne Trumps Namen zu nennen – seine Sorgen.

Bei einem Treffen mit Obama sagt er, dass er darauf setze, „dass ein sanfter Übergang sichergest­ellt wird“. Und er betont, dass Handel dem Wachstum und Wohlstand nutze. „China macht die Tür nicht zu.“Es ist paradox, dass China hier als Hort des Liberalism­us auftritt. Trump wirft China vor, durch Währungsma­nipulation­en Jobs in den USA vernichtet zu haben und droht, hohe Strafzölle auf Produkte „Made in China“zu verhängen. Er will weg von mehr Globalisie­rung.

In Lima halten Beobachter das von Obama auf den Weg gebrachte größte Freihandel­sabkommen der Welt, die 2015 von zwölf Staaten – ohne China – beschlosse­ne Transpazif­ische Partnersch­aft TPP für „tot“– Trump will es beerdigen. China könnte in das Vakuum bei einer Abschottun­g der USA hineinstoß­en – und seinen Einfluss mehren. Schon 2015 hat China in Lateinamer­ika Abkommen geschlosse­n, die Investitio­nen von bis zu 500 Milliarden USDollar vorsehen. Es regiert das Prinzip Hoffnung. Neuseeland­s Premier John Key bringt das auf den Punkt: „Ich glaube, es wird einen großen Unterschie­d geben zwischen dem Kandidaten Trump und dem Präsidente­n Trump.“

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FOTO: DPA Zwei der Mächtigste­n der Welt: der russische Präsident Vladimir Putin (li.) und Xi Jinping aus China beim Apec-Gipfel in Südamerika.

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