Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mutmaßlicher Mörder in Spanien verhaftet
Kleiner Sohn ist wohlauf und kommt vermutlich demnächst zurück nach Deutschland
FREYUNG (dpa) - Gefängnis statt Strandurlaub: Der mutmaßliche Mörder einer 20-Jährigen aus Niederbayern ist am Wochenende in einem Apartmenthaus im spanischen Küstenort Lloret de Mar festgenommen worden. Die Spezialeinsatzkräfte fanden auch den gemeinsamen Sohn des Paares bei dem Gesuchten – der Kleine ist wohlauf.
Der 22 Jahre alte Tatverdächtige war nach dem gewaltsamen Tod seiner Partnerin mit dem 18 Monate alten Kleinkind aus Freyung geflohen. Aus dem Ausland schickte er mehreren Menschen aus seinem Umfeld ein Foto von sich und seinem Sohn. Dazu schrieb er laut Polizei, er werde noch ein paar Tage Urlaub machen und sich dann stellen. Die Beamten suchten deshalb in der vergangenen Woche mit Hochdruck und europaweit nach dem jungen Mann und dem Kind – schließlich mit Erfolg. In Lloret de Mar fanden sie auch das Fluchtauto des Mannes. Der genaue Tathergang blieb zunächst jedoch weiter unklar.
Die Staatsanwaltschaft Passau stellte einen Auslieferungsantrag an die spanischen Behörden. Der 18 Monate alte Junge kommt nun vorläufig in eine spanische Jugendhilfeeinrichtung. Die zuständigen Behörden würden in den kommenden Tagen über eine Vormundschaft für ihn entscheiden, sagte ein Polizeisprecher. Er soll demnächst nach Deutschland gebracht werden. „Der Schutz des Kindes hatte für uns immer oberste Priorität“, teilten die Verantwortlichen nach der Festnahme erleichtert mit.
Die Mutter des Opfers hatte die Leiche ihrer Tochter vor über einer Woche in einem Mehrfamilienhaus in Freyung entdeckt – versteckt in einem Plastiksack. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil ihre Tochter über längere Zeit nicht zu erreichen gewesen war. Dem Obduktionsbericht zufolge war die junge Frau zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu drei Wochen lang tot. Woran sie genau starb, wollte die Polizei mit Blick auf die Ermittlungen allerdings nicht veröffentlichen.
Ihren Partner hatten die Ermittler rasch als dringend tatverdächtig ausgemacht. Weil sie ihn bereits im Ausland vermuteten, wurde er mit internationalem Haftbefehl und mit einem Foto gesucht. Der 22-Jährige ist für die Polizei kein Unbekannter, er war wegen mehrerer Einbruchsdiebstähle bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Die spanische Polizei teilte am Sonntag mit, dass sich der 22-Jährige wohl nach dem Tod seiner Partnerin mit bizarren Tätowierungen schmücken ließ. Die Beamten bezeichneten es als „makaber“, dass sich der Mann den Namen und das Geburtsdatum des Opfers, ein Kruzifix mit dem mutmaßlichen Datum der Ermordung am 27. Oktober 2016 sowie „Gracias por todo“(„Danke für alles“) habe tätowieren lassen. Wann und wo der Körperschmuck gestochen worden sei, stehe noch nicht fest.