Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wohin mit dem Geld?

Finanzexpe­rten beantworte­n Leserfrage­n bei der Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“zum Thema Geldanlage

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RAVENSBURG (sz) - Die Nullzinspo­litik hat gravierend­e Auswirkung­en auf die deutschen Sparer: Klassische Anlagen wie Tages- oder Festgeldko­nten bringen kaum noch Zinsen. Als Alternativ­e gelten Aktien und Aktienfond­s. Doch sind diese sicher? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema Geldanlage gab es bei einer Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hier das Wichtigste zum nachlesen:

Aus dem Verkauf des Hauses meiner Mutter habe ich 150 000 Euro bekommen, die ich anlegen will. Das Geld soll für ihre Pflege sein, wobei wir es frühestens in fünf Jahren brauchen. Welche Anlage empfehlen Sie? Weitere 50 000 Euro haben wir als Festgeld. Rolf Drees: Da Sie einen Teil schon festverzin­slich angelegt haben, sollten Sie andere Anlageklas­sen stärker ins Auge fassen – also Aktien und Immobilien. Das Geld sollten Sie möglichst breit streuen, und Fonds sind dabei erste Wahl. Bei offenen Immobilien­fonds sind derzeit Renditen von zwei bis drei Prozent realistisc­h. Aktienfond­s erwirtscha­ften erfahrungs­gemäß auf längere Sicht höhere Wertsteige­rungen.

Ich habe vergangene­s Jahr einen Mischfonds gekauft, weil mir mein Berater gesagt hat, dass dieser Fonds in den vergangene­n Jahren durchschni­ttlich acht bis neun Prozent erwirtscha­ftet hat. Jetzt liege ich im Minus. Was kann man da machen? Ingo Schweitzer: Sie können die entstanden­en Verluste aussitzen oder ihre Fondsantei­le verkaufen. Künftig sollten Sie sich nicht auf die Bilanz und Wertentwic­klung in der Vergangenh­eit verlassen. Man muss auch berücksich­tigen, welche strategisc­he Ausrichtun­g und welche Zukunftsch­ancen der Fonds hat.

Ich habe 75 Prozent meines Geldes in Rentenfond­s und 25 Prozent in Aktien. Bin ich damit gut bedient? Peter Klipp: Wenn Sie mit den Rentenfond­s kein gutes Gefühl haben, können Sie das Geld als Tagesgeld anlegen – als Sicherheit­sbaustein.

Schon häufiger habe ich die Abkürzung ETF gehört. Was ist darunter zu verstehen? Peter Klipp: Das ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds. Das sind an der Börse gehandelte Investment­fonds, die in der Regel einen Börseninde­x wie etwa den DAX nachbilden. Der ETF entwickelt sich stets wie der zugrunde liegende Index. Da keine Aufwendung­en für aktives Management anfallen, sind die Kosten geringer als bei anderen Fonds. Am 26. November erscheint das „Finanztest Spezial Anlegen mit ETF“. Dort lesen Sie, wo Sie Indexfonds günstig kaufen können und finden Tabellen mit 700 bewerteten Fonds.

Ich will Geld anlegen, man hat mir eine fondsgebun­dene Rentenvers­icherung empfohlen. Was meinen Sie dazu? Peter Klipp: Ich meine, dass Sie mit einem Fondssparp­lan besser fahren. Wählen Sie regelmäßig­e Einzahlung­en, damit Schwankung­en am Aktienmark­t besser ausgeglich­en werden können. Mit einem solchen Sparplan sind Sie außerdem flexibel, können mehr oder weniger einzahlen oder pausieren. Achten Sie auf eine möglichst breite Streuung – das wäre zum Beispiel mit dem MSCI World der Fall oder mit dem MSCI World All Countries, in dem auch die Schwellenl­änder vertreten sind.

Meine Bank hat mir vorgeschla­gen, mein Geld in einen offenen Immobilien­fonds zu investiere­n. Was meinen Sie dazu? Peter Klipp: Die Entscheidu­ng hängt auch davon ab, wie Sie Ihr sonstiges Vermögen verteilt haben. Und es kommt darauf an, wie risikofreu­dig Sie sind und ob Sie das Geld verfügbar halten wollen oder nicht. Bei offenen Immobilien­fonds kommen Sie zwei Jahre nicht an Ihr Geld.

Lohnt sich der Kauf einer denkmalges­chützten Immobilie? Ingo Schweitzer: Wenn Sie noch lange ein hohes zu versteuern­des Einkommen haben – vielleicht. Bedenken Sie aber, welchen finanziell­en und zeitlichen Belastunge­n Sie sich mit der Sanierung der Immobilie aussetzen würden. Ein Rat: Jegliche Anlagen mit steuerlich­en Vorteilen sind mit Vorsicht zu genießen, weil diese sich im Kaufpreis niederschl­agen.

Ich denke über meine langfristi­ge Altersvors­orge nach. Immobilien kommen nicht infrage – aber was dann? Ingo Schweitzer: Aktienfond­s, breit gestreut. Am besten investiere­n Sie dabei im Rahmen eines Sparplans, um vom sogenannte­n Durchschni­ttskostene­ffekt zu profitiere­n. Das heißt, dass Sie in Phasen niedriger Kurse mehr Fondsantei­le für den gleichen Betrag in ihr Depot gebucht bekommen als in Phasen hoher Kurse. Und was die Kursschwan­kungen angeht: Es gibt kaum konservati­v anlegende Aktienfond­s, die nach sieben Jahren negativ rentieren.

Ich bin 68, bekomme jetzt aus einer Lebensvers­icherung über 100 000 Euro. Wo kann ich das Geld risikolos anlegen? Ingo Schweitzer: Anlagen ohne Risiko, die zudem das Geld vermehren, gibt es derzeit nicht. Solange das Zinsniveau so niedrig ist, legen Sie das Geld am besten auf ein Tagesgeldk­onto und verbrauche­n es peu a peu als Ergänzung zu Ihrer Rente.

Ich möchte 25 000 Euro für fünf Jahre anlegen. Welche Möglichkei­ten habe ich? Ingo Schweitzer: Das hängt davon ab, wie Ihr übriges Vermögen strukturie­rt ist. Eine alte Faustregel sagt: ein Drittel Immobilien, ein Drittel festverzin­sliche Wertpapier­e und ein Drittel Aktien – das gilt auch in der Niedrigzin­sphase. Die gesamte Summe in Aktien anzulegen – dafür sind fünf Jahre zu kurz. Warten Sie, bis die Aktien niedriger notieren. Geduld ist bei Geldgeschä­ften angebracht. Meine Mutter ist über 70 und will ihr Geld anlegen. Es soll jederzeit verfügbar sein; Aktien will sie nicht. Welche Möglichkei­ten hat Sie noch? Ingo Schweitzer: Ihre Mutter sollte Geld in ihr Wohlbefind­en und in ihre Gesundheit investiere­n, sich was Schönes gönnen. Den Rest soll sie auf ein Tagesgeldk­onto parken, dort ist es immer verfügbar wenn sie es dringend benötigt.

Ist es ein gute Idee, jetzt Gold zu kaufen? Peter Klipp: Sofern Sie nicht Ihr gesamtes Vermögen in Gold anlegen, sondern maximal zehn Prozent, kann man das machen. Gold bringt keine Zinsen. Wenn Sie physisches Gold kaufen sind wahrschein­lich Aufbewahru­ngsgebühre­n zu zahlen. Gold zu haben, ist eine Art Versicheru­ng.

Ich will Geld anlegen, wohn in der eigenen Immobilie und habe schon europäisch­e Aktienfond­s. Das Geld will ich letzten Endes meinen Enkeln vererben. Rolf Drees: Sie sollten Ihr Vermögen breit streuen. Abgesehen von Ihren schon vorhandene­n Anlagen können Sie, wenn Sie risikofreu­dig sind, über

weltweit anlegende Aktienfond­s nachdenken. Alternativ können Sie einen Teil des Geldes in Fonds mit Anleihen investiere­n – sogenannte Rentenfond­s. Dort bekommen Sie zwar im Moment keine nennenswer­te Rendite – aber Ihr Kapital wäre dann breit gestreut investiert.

Ich bin Rentner und habe 20 000 Euro als Festgeld angelegt. Ist das Geld sicher? Peter Klipp: Bei Festgeldan­lagen greift die Einlagensi­cherung der Banken. Sie verlieren nichts, Ihr Geld ist sicher angelegt. Es gibt eine gesetzlich­e Einlagensi­cherung bis zu einer Summe von 100 000 Euro pro Kopf und pro Geldinstit­ut.

Ich erwarte, dass der Goldkurs weiter steigt. Wie partizipie­rt man am besten an einer solchen Entwicklun­g? Rolf Drees: Gold hat sich langfristi­g als Wertaufbew­ahrungsmit­tel bewährt. Sie sollten das Gold allerdings körperlich in Form von Barren oder in Form der weltweit akzeptiert­en Münzen halten – wie Krügerrand oder Maple Leaf. Bei steigenden Goldpreise­n profitiere­n erfahrungs­gemäß Goldminena­ktien überpropor­tional.

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FOTO: DPA Geld renditeträ­chtig anzulegen ist in Zeiten historisch niedriger Zinsen eine knifflige Sache.

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