Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwei Künstler brillieren im „Show-Room“mit kleinem Format
Dorothee Schraube-Löffler und Johannes Braig stellen zum dritten Mal gemeinsam aus
RAVENSBURG - Seit sieben Jahren wechseln sich in der Kellergalerie „Show-Room“in der Friedrichstraße Ausstellungen verschiedener Künstler ab. Jetzt teilen sich zwei in der Region verwurzelte Künstler die Kellerwände und steigern sich gegenseitig. „Form:Findung“ist ihre Sammlung betitelt. Bei der Vernissage am Samstag haben unerwartet viele Besucher ihr Interesse gezeigt.
Die in einem Kellergeschoss gelegenen Räumlichkeiten haben ihren eigenen Charme. „Für das kleine Formate sind sie ideal“, sagte Künstler und Kurator Johannes Braig bei der Eröffnung. Im lang gezogenen Flur fällt zuerst eine in Grüntönen gehaltene Serie ins Auge, bei der sich die Arbeiten beider Künstler abwechseln. Dabei scheint die strenge, auf Gold und Naturtöne beschränkte Palette Schraube-Löfflers vom Farbspiel Braigs aufgelockert. „Nein, kein Einfluss“, wehrte die Künstlerin ab. „Jeder arbeitet für sich und erstaunlicherweise passt alles zusammen.“
Dorothee Schraube-Löffler zeigt vor allem detailreiche Halbreliefs in Gold oder Papierfarben. Auf einer Serie „Meerblick“fließen Grautöne auf dem Stoff alter Leintücher. Schraube-Löffler studierte von 1951 bis 1954 bei Willi Baumeister (18891955) an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart. Mit ihren streng abstrakten Werken gestaltete Schraube-Löffler eine ganze Reihe von Kirchen und Kapellen. Bei der ersten gemeinsamen Ausstellung mit Johannes Braig habe sie schon Bedenken gehabt, erinnerte sich die Künstlerin. Die zweite gemeinsame Ausstellung organisierten sie im Jahr 2015 in der Stadtgalerie Sundern im Sauerland. Die dritte jetzt sei „super gut“sagte sie und räumte ein: „Vielleicht löst die Strenge sich auf.“
Johannes Braig arbeitet figürlich und mit Freude am Experiment. Zu sehen sind von ihm farbige Digitalzeichnungen, Arbeiten mit Lackstift und Acrylarbeiten auf Malplatten. Seine Figuren sind bewegt, erkunden den Raum oder schweben auf dunklem Hintergrund. Die Köpfe aber starren aus Augen, die kugelrund sind oder viereckig wie Monitore und auf eine von Technik bestimmte Kommunikation verweisen.
Johannes Braig studierte von 1990 bis 1997 an der Hochschule der Künste in Berlin bei Leiko Ikemura und war Meisterschüler. Braigs Digitalzeichnungen entstehen als Tuschezeichnungen, die er in Fotoshop bearbeitet. Er nennt sie Fabelwesen, Aliens oder Figuration. Manche stehen in einem geometrisch geordneten Raum. Von einem Besucher darauf hingewiesen, vermutete der Künstler: „Vielleicht von Francis Bacon inspiriert.“Das Werk des bedeutenden irischen Malers ist zurzeit in Stuttgart zu sehen, wo Johannes Braig wohnt und arbeitet.
Die Ausstellung kann noch bis 14. Januar besucht werden, am Dienstag, 16.00 bis 18.30 Uhr, am Sonntag, von 11.00 bis 13.00 Uhr, nach Vereinbarung oder zur Finissage am Samstag, 14. Januar von 17 bis 20 Uhr.