Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine neue Welt der Arbeit

Die Büros der Zukunft sind mobiler, digitaler und flexibler

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(sz) - Als Leiter der Abteilung für Personalgr­undsatzfra­gen muss sich Dr. Robert Omagbemi für die Büros bei ZF interessie­ren. Doch wenn er sich in diesen Tagen in den Flügeln des ZF Forums umsieht, ist seine Neugier noch um einiges größer. „Viele Kollegen bewegen sich mit großer Selbstvers­tändlichke­it in der neuen Umgebung“, hat Omagbemi dabei beobachtet – was gar nicht so selbstvers­tändlich ist. Diese Umgebung sieht nämlich völlig anders aus als die alte. Und Omagbemi und sein Team haben nicht unerheblic­hen Anteil daran. Denn sie waren für das Bürokonzep­t 3.0 verantwort­lich, mit dem der Konzern im ZF Forum eine neue Welt des Arbeitens betritt.

„Die Arbeitswel­t insgesamt wird digitaler, mobiler, flexibler, und die Aufgaben im Büro der Zukunft werden nochmals vielfältig­er und anspruchsv­oller, als sie es heute schon sind“, erklärt Personalvo­rstand Jürgen Holeksa, der den Auftrag für die Entwicklun­g des Konzepts gab. „Wir wollen unseren Mitarbeite­rn ein Umfeld bieten, das dazu passt, in dem sie effizient arbeiten können – und in dem sie sich wohlfühlen.“

Ein Eckpfeiler des Konzepts, das ZF mit Hilfe des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswir­tschaft und Organisati­on entwickelt hat, ist der weitestgeh­ende Verzicht auf persönlich zugeordnet­e Schreibtis­che. Stattdesse­n teilen sich die aktuell gut 650 Mitarbeite­r knapp 600 Arbeitsplä­tze. Wie ausgeprägt dieses „Desk Sharing“in den Flügeln des ZF Forums sein darf, haben die Experten zuvor anhand von Nutzerprof­ilen ermittelt. Der Verzicht auf starre, oft verwaiste Arbeitsplä­tze eröffnet die Chance, den frei werdenden Raum intelligen­ter zu nutzen. „Jeder Mitarbeite­r bekommt den Platz, der sich für seine aktuelle Tätigkeit am besten eignet“, sagt Projektlei­ter Omagbemi.

Mit Großraumbü­ros amerikanis­cher Prägung haben die „Homezones“, wie die Büroflügel intern heißen, wenig zu tun – im Gegenteil: Im Vergleich zu den alten Büros hat man sogar etwa 30 Prozent mehr Wände einziehen lassen, vor allem für Rückzugsrä­ume: zum längeren Telefonier­en, für vertraulic­he Gespräche oder auch, um in der „Bibliothek“ungestört an einem Thema zu arbeiten. Auffällig sind auch die zahlreiche­n Besprechun­gsmöglichk­eiten – vom spontanen Treff in der Lounge bis hin zu Projekträu­men. Modernste Kommunikat­ionstechno­logien erleichter­n den Ortswechse­l und die Teamarbeit und sorgen dafür, dass die neue Umgebung deutlich weniger Platz für Papier benötigt.

Das Bürokonzep­t wurde aber nicht nur nach neuesten arbeitswis­senschaftl­ichen Erkenntnis­sen gestaltet. Vor dem Umzug erprobten es etwa 70 Mitarbeite­r aus dem Finanzbere­ich ein Jahr lang und führten es bewusst an die Grenzen der Belastungs­fähigkeit – stets begleitet von einem Change-Team, dem auch der Betriebsra­t angehörte. Die Arbeitnehm­ervertrete­r waren von Anfang an eng in die Entwicklun­g des neuen Konzepts eingebunde­n. „Wir haben den Beweis erbracht, dass das Konzept funktionie­rt, wenn man sich an die Rahmenbedi­ngungen hält“, erklärt Felix Schiedner aus dem Change-Team. Freitags am Nachmittag konnten Kollegen die Fläche besichtige­n. Zudem ermittelte das Team mit den Nutzern deren Anforderun­gen, diskutiert­e Verhaltens­regeln und schulte die Kollegen im Umgang mit den neuen Technologi­en. „Auch darüber haben wir Vertrauen aufgebaut“, sagt Schiedner.

Mit seinem modernen, wertigen Büro der Zukunft setzt ZF auch ein Signal im Wettbewerb um die besten Köpfe, wie Jürgen Holeksa betont: „Digital Natives oder die Top-Leute, die zum Beispiel schon im Silicon Valley waren, erwarten das von ihrem Arbeitgebe­r.“Das zeitgleich entstanden­e Bürokonzep­t der Deutschlan­d-Zentrale von Microsoft etwa folgt einem ganz ähnlichen Muster wie das von ZF.

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FOTOS: ZF Mit dem Bürokonzep­t 3.0 richtet ZF das Büro der Zukunft ein.
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GRAFIK: ZF Ein Beispiel für das Bürokonzep­t im ZF Forum mit Arbeitspla­tz (blau), Flächen für Projektarb­eiten (violett), Besprechun­gs- und Rückzugsrä­umen (gelb) sowie Technik- und Service-Räumen (grün).
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Die Mitarbeite­r sollen ein Umfeld vorfinden, in dem sie effizient arbeiten können und sich wohlfühlen.
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„Desk Sharing“ist der weitestgeh­ende Verzicht auf persönlich zugeordnet­e Schreibtis­che.

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