Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein neuer Firmensitz wächst in die Höhe

Mehr als drei Jahre wurde am ZF Forum gebaut – Eine Baugeschic­hte ohne Unfälle, aber nicht ohne Schwierigk­eiten

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Mehr als drei Jahre lang musste man in die Löwentaler Straße fahren, wenn man die größte Baustelle der Stadt Friedrichs­hafen besichtige­n wollte. Weit über 1000 Menschen waren am Bau des ZF Forums beteiligt, bis zu 300 waren dort gleichzeit­ig am Schaffen. Projektlei­ter Manfred Fink und Mario Heusinger, der für alle Gebäude am ZF-Standort Friedrichs­hafen zuständig ist, blicken zurück auf eine spannende und anstrengen­de Zeit.

Gefragt nach seinem Lieblingso­rt in der neuen Konzernzen­trale muss Mario Heusinger nicht lange überlegen: „Auf dem Dach“, sagt er. „Der Ausblick dort ist wirklich grandios.“Schade bloß, dass da die allermeist­en nicht einfach hinspazier­en können. Wer von dort auf die Stadt, den See und die Berge gucken will, braucht eine spezielle Genehmigun­g – aus Sicherheit­sgründen. Blicken auf eine spannende Zeit zurück: die Projektlei­ter Mario Heusinger (links) und Manfred Fink.

Gilt das auch für den Vorstand? „Selbstvers­tändlich“, sagt Heusinger. Allzu traurig wird über die Einschränk­ung aber kaum einer sein,

bietet das ZF Forum doch auf allen Etagen immer wieder neue, interessan­te Ansichten und Einblicke. Die „komplexe Geometrie“sei ein wichtiges Merkmal des Gebäudes, sagt Projektlei­ter Manfred Fink.

Offenheit ist angesagt Sein Chef Mario Heusinger hat sich im Herbst 2010 zum ersten Mal mit der Idee einer neuen Konzernzen­trale auseinande­rgesetzt, als ihn der damalige ZF-Chef Hans-Georg Härter in entspreche­nde Überlegung­en rund um die Planungen zum 100. Jahrestag der Unternehme­nsgründung eingeweiht hat. Auch wenn der jetzige Standort zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststand, sei eines klar gewesen: ZF will sich öffnen, für Mitarbeite­r und deren Angehörige, für die Stadt und die Region.

Diese Öffnung ist nach Einschätzu­ng von Heusinger und Fink gelungen. „Wir haben mit dem Gebäude einen 100-Prozent-Treffer gelandet“, sagt Heusinger. Die Rückmeldun­gen der Kollegen seien fast durchweg positiv. Die Wege seien kürzer, die Kommunikat­ion einfacher, die Qualität der Zusammenar­beit besser. „Das Haus wird auch noch viele andere Menschen begeistern.“

Am 21. April 2011 fiel der Vorstandsb­eschluss zum Bau des ZF Forums. Zwei Architektu­rbüros legten konkrete Pläne vor, schnell fiel die Entscheidu­ng für den Stuttgarte­r Architektu­rprofessor Wolfgang Kergaßner. Auf einen förmlichen Wettbewerb mit Juryentsch­eidung verzichtet­e ZF. „Da hat die Zeit gedrängt“, sagt Heusinger mit Blick auf das 100-Jahre-Jubiläum. „So eine Ausschreib­ung ist einfach sehr aufwendig.“

Das Raumprogra­mm des ZF Forums (inklusive einer öffentlich­en Ausstellun­gsfläche, der Wissenswer­kstatt und des Schülerfor­schungszen­trums) blieb nahezu unveränder­t. Das Gesicht des Gebäudes, dessen vier Flügel von oben betrachtet ein bisschen an eine Windmühle erinnern, hat sich aber zur Ursprungsi­dee noch einmal verändert. Auch das neue, unter anderem an wissenscha­ftlichen Überlegung­en ausgericht­ete Bürokonzep­t wurde erst später verabschie­det. „Daran sieht man die Flexibilit­ät des Gebäudes, dass man ein neues Konzept so gut integriere­n kann“, sagt Projektlei­ter Fink.

Früh hat sich der Konzern entschiede­n, den Architekte­n des Hauses auch als Generalpla­ner für die Bauausführ­ung einzusetze­n. So sehr man bei ZF die Architektu­r der ZF Forums lobt und öffentlich schätzt, trennte sich das Unternehme­n im März 2015 doch von dem Architekte­n und Generalpla­ner. Beide Parteien haben vereinbart, die Hintergrün­de dieser Entscheidu­ng nicht in die Öffentlich­keit zu tragen und sich gemeinsam über die Vertragsau­flösung zu einigen.

Alle Abteilunge­n eingezogen Diese Trennung, die komplexe Statik des Hauses und die Insolvenz des auf der Baustelle tätigen Konzerns Imtech haben laut ZF in Summe dazu geführt, dass der ursprüngli­che Plan, das ZF Forum im Jubiläumsj­ahr zu eröffnen, ins Wasser gefallen ist. „Das war für uns ein Desaster“, sagt Manfred Fink ganz offen. Nach dem Aus für den Architekte­n – zu diesem Zeitpunkt stand der Rohbau längst – musste das ganze Projekt quasi neu

 ?? FOTOS: ZF ?? Mehr als drei Jahre lang war die Baustelle des ZF-Forums die mit Abstand größte Baustelle in Friedrichs­hafen.
FOTOS: ZF Mehr als drei Jahre lang war die Baustelle des ZF-Forums die mit Abstand größte Baustelle in Friedrichs­hafen.
 ??  ??
 ??  ?? Nicht selbstvers­tändlich: Es gab keine größeren Unfälle.
Nicht selbstvers­tändlich: Es gab keine größeren Unfälle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany