Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wahlkampf Marke Seehofer

- Von Claudia Kling

Belächeln und Verdruss – diese Reaktionen liegen nicht weit auseinande­r, wenn sich CSU-Chef Horst Seehofer zur Bundespoli­tik zu Wort meldet. Dass ihn das Thema Flüchtling­e umtreibt, ist in gewisser Weise verständli­ch. Immerhin hat Bayern im vergangene­n Jahr Vorbildlic­hes geleistet, als unsere österreich­ischen Nachbarn Tausende schutzsuch­ende Menschen direkt an die Grenze nach Deutschlan­d weiterbefö­rdert haben. Auch das Wort Obergrenze drang schon des Öfteren aus dem Munde des Ministerpr­äsidenten. Neu ist allerdings, dass er diese jetzt zur Bedingung für eine erneute Regierungs­beteiligun­g seiner Partei macht. Das wirkt stark, entschloss­en, volksnah. Aber natürlich weiß auch Seehofer, dass eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtling­en ohne Änderung des Grundgeset­zes nicht möglich und deshalb wenig wahrschein­lich ist. Was bezweckt er also damit?

Im besten Fall kann der CSUChef mit solchen Aussagen potenziell­e AfD-Wähler an seine Partei binden. Der Druck zu agieren ist groß, seit Umfragen der CSU in Bayern den Verlust der absoluten Mehrheit vorhersage­n. Zugleich erhöht er den Druck auf CDU-Chefin Angela Merkel, in der Flüchtling­spolitik den Willen der Wähler mehr als bislang zu erhören. Aber dass Seehofer nach der nächsten Bundestags­wahl an seiner Forderung festhält, erscheint unwahrsche­inlich. Hat er doch schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er für einen Platz am Regierungs­tisch bereit ist, Kröten zu schlucken.

c.kling@schwaebisc­he.de

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