Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Friedensve­rtrag nimmt nächsten Anlauf

- Von Klaus Ehringfeld, Mexiko

In Kolumbien unterzeich­neten am Donnerstag Regierung und linke FARC-Rebellen die überarbeit­ete Fassung des Friedensab­kommens, das Mitte des Monats der Öffentlich­keit vorgestell­t worden ist. Der Vertrag soll kommende Woche dem Kongress zur Ratifizier­ung vorgelegt werden.

Das urprünglic­he Abkommen wurde am 2. Oktober in einem Referendum überrasche­nd und sehr knapp von der Bevölkerun­g abgelehnt. Die Kolumbiane­r störten sich vor allem an den vergleichs­weise geringen Strafen für die Rebellen der „Revolution­ären Streitkräf­te Kolumbiens“und ihrer politische­n Partizipat­ion. Vor allem die Rechtsoppo­sition um Ex-Präsident Álvaro Uribe kritisiert­e massiv das Abkommen und forderte deutliche Veränderun­gen.

In den vergangene­n Tagen hat die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos versucht, bei der Rechtsoppo­sition Zustimmung für die neue Version des Vertrages zu gewinnen. Die Fronten blieben aber verhärtet. Uribe rief sogar zu zivilem Ungehorsam gegen das Abkommen auf.

Opposition unzufriede­n Besonders stört ihn an der überarbeit­eten Fassung, dass darin nach wie vor den zur politische­n Partei konvertier­ten FARC in einer Übergangsp­hase sichere Sitze im Parlament zugestande­n werden. Bei der Parlaments­wahl 2018 sollen ihren Kandidaten fünf Plätze im Senat und fünf im Abgeordnet­enhaus garantiert werden, falls sie die Drei-Prozent-Hürde nicht nehmen.

Beim Punkt Justiz wurden die größten Veränderun­gen eingearbei­tet. Hier kamen FARC und Regierung den Forderunge­n der rechten Opposition am weitesten entgegen. Es wird nun präzisiert, wie und wo der „Freiheitse­ntzug“für geständige Kämpfer stattfinde­t, vermutlich in sogenannte­n landwirtsc­haftlichen Farmen.

Ferner wurden die für die gesonderte­n Friedenstr­ibunale im Rahmen der Übereinkun­ft vorgesehen­en internatio­nalen Richter gestrichen. Eine weitere wichtige Ergänzung ist, dass die Guerillero­s nun mit ihrem persönlich­en Vermögen für die Entschädig­ung der Opfer aufkommen müssen. Im neuen Papier wird zudem an der Ausrottung der Kokafelder mittels Besprühung festgehalt­en, gegen den Willen der Rebellengr­uppe.

Letztlich nimmt der neue Vertrag auch Änderungen beim Thema Agrarrefor­m auf und geht damit insbesonde­re auf Forderunge­n der Großgrundb­esitzer ein, die Angst davor hatten, dass ihnen im Rahmen des Friedensve­rtrages eine Enteignung drohe. Der Schutz des Privateige­ntums wird nun deutlicher betont.

Der Chefunterh­ändler der Regierung, Humberto de la Calle, sagte, dass es an dieser Fassung keine Veränderun­gen mehr geben werde: „Es ist Zeit für den nächsten Schritt“, sagte er und erinnerte daran, dass der „Waffenstil­lstand“zerbrechli­ch sei. Das zeige das Wiederauff­lammen der Gewalt und die vielen Morde an linken Aktivisten in den vergangene­n Tagen. „Die Kolumbiane­r können nicht länger in der Unsicherhe­it leben“, sagte Humberto de la Calle.

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