Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Pistenbull­y landet an der Nordsee statt in Tirol

Spediteur liefert Laupheimer Schneeraup­e nach Schleswig-Holstein und nicht nach Österreich

- Von Michael Kroha

LAUPHEIM/SEEFELD - Verfahren hat sich vermutlich schon jeder einmal. Doch rund 780 Kilometer in die falsche Richtung, das schafft man nicht alle Tage – zumal als Spediteur. Ein Pistenbull­y, der eigentlich nach Seefeld in Tirol sollte, landete versehentl­ich in Seefeld in Schleswig-Holstein.

Dabei sollte die bei der Firma Kässbohrer in Laupheim hergestell­te Schneeraup­e bereits am Dienstag so schnell wie möglich nach Tirol kommen. „Wir brauchen sie dringend“, sagt Bernadette Stauder vom dortigen Tourismusv­erband. Die Skisaison hat im österreich­ischen Seefeld schon begonnen. Die Loipen müssen gespurt werden. „Das ist zwar peinlich für uns, aber vermutlich noch viel peinlicher für die Spedition“, sagt Stauder.

Die Firma Kässbohrer findet den Fall amüsant, hat mit dem Fauxpas des Spediteurs und dem Transport aber nichts zu tun. „Der Kunde hat das Fahrzeug gekauft und abgeholt“, sagt Maria Schackert vom Unternehme­n Kässbohrer. Bei bestimmten Kunden kommt es vor, dass sie ein eigenes Transportu­nternehmen haben oder beauftrage­n.

Der Fahrer einer österreich­ischen Spedition in Hopfengart­en im Brixental (rund 90 Kilometer vom eigentlich­en Zielort Seefeld in Tirol entfernt) machte bei der Eingabe ins Navigation­sgerät einen kleinen, entscheide­nden Fehler und bemerkte dies viel zu spät: 19 Stunden lang (inklusive der vorgeschri­ebenen Pausen) fuhr er von Laupheim aus rund 780 Kilometer in die falsche Richtung und landete am Mittwochab­end in Schleswig-Holstein anstatt im Skigebiet. Dort hat der Fahrer, der erst eine Woche im Betrieb arbeitet, sich dann gewundert, wo denn die Piste ist. „Das war wohl die dümmste Aktion in der Unternehme­nsgeschich­te. Wir sind sonst immer zuverlässi­g“, sagt Karl Royer, der zuständige Disponent der Spedition. Ob dem Fahrer gekündigt wird, werden die Gespräche zeigen, so Royer.

In Seefeld, einem kleinen Ortsteil von Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein, war man über den ungewohnte­n Gast sehr erfreut. „Wir hätten ihn gerne behalten, aber uns fehlen einfach die Berge“, sagt Agnes Heesch von der Stadtverwa­ltung in Bad Oldesloe. Die Tiroler nehmen es inzwischen mit Humor. Der Pistenbull­y ist wieder auf dem Weg nach Österreich – mit einem anderen Fahrer.

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FOTO: OLYMPIAREG­ION SEEFELD/DPA Schneeraup­e auf dem platten Land: Der Pistenbull­y wurde rund 800 Kilometer in die falsche Richtung transporti­ert.

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