Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Pistenbully landet an der Nordsee statt in Tirol
Spediteur liefert Laupheimer Schneeraupe nach Schleswig-Holstein und nicht nach Österreich
LAUPHEIM/SEEFELD - Verfahren hat sich vermutlich schon jeder einmal. Doch rund 780 Kilometer in die falsche Richtung, das schafft man nicht alle Tage – zumal als Spediteur. Ein Pistenbully, der eigentlich nach Seefeld in Tirol sollte, landete versehentlich in Seefeld in Schleswig-Holstein.
Dabei sollte die bei der Firma Kässbohrer in Laupheim hergestellte Schneeraupe bereits am Dienstag so schnell wie möglich nach Tirol kommen. „Wir brauchen sie dringend“, sagt Bernadette Stauder vom dortigen Tourismusverband. Die Skisaison hat im österreichischen Seefeld schon begonnen. Die Loipen müssen gespurt werden. „Das ist zwar peinlich für uns, aber vermutlich noch viel peinlicher für die Spedition“, sagt Stauder.
Die Firma Kässbohrer findet den Fall amüsant, hat mit dem Fauxpas des Spediteurs und dem Transport aber nichts zu tun. „Der Kunde hat das Fahrzeug gekauft und abgeholt“, sagt Maria Schackert vom Unternehmen Kässbohrer. Bei bestimmten Kunden kommt es vor, dass sie ein eigenes Transportunternehmen haben oder beauftragen.
Der Fahrer einer österreichischen Spedition in Hopfengarten im Brixental (rund 90 Kilometer vom eigentlichen Zielort Seefeld in Tirol entfernt) machte bei der Eingabe ins Navigationsgerät einen kleinen, entscheidenden Fehler und bemerkte dies viel zu spät: 19 Stunden lang (inklusive der vorgeschriebenen Pausen) fuhr er von Laupheim aus rund 780 Kilometer in die falsche Richtung und landete am Mittwochabend in Schleswig-Holstein anstatt im Skigebiet. Dort hat der Fahrer, der erst eine Woche im Betrieb arbeitet, sich dann gewundert, wo denn die Piste ist. „Das war wohl die dümmste Aktion in der Unternehmensgeschichte. Wir sind sonst immer zuverlässig“, sagt Karl Royer, der zuständige Disponent der Spedition. Ob dem Fahrer gekündigt wird, werden die Gespräche zeigen, so Royer.
In Seefeld, einem kleinen Ortsteil von Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein, war man über den ungewohnten Gast sehr erfreut. „Wir hätten ihn gerne behalten, aber uns fehlen einfach die Berge“, sagt Agnes Heesch von der Stadtverwaltung in Bad Oldesloe. Die Tiroler nehmen es inzwischen mit Humor. Der Pistenbully ist wieder auf dem Weg nach Österreich – mit einem anderen Fahrer.