Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wer sich für ein Aquarium entscheide­t, sollte langsam starten

Empfehlung der Experten: Lieber weniger Arten halten, dafür aber mit mehreren Tieren

- Von Felicitas Fehrer

BRAMSCHE (dpa) - Bei der Anschaffun­g eines Aquariums gilt der Grundsatz: je größer, desto besser. Regine Rottmayer von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz (TVT) sagt: „Das Handling bei kleinen Becken ist insgesamt komplizier­ter. Ein gutes Anfänger-Maß sind Becken mit 100x40x50 Zentimeter.“

Für Einsteiger sind Süßwasserb­ecken zu empfehlen, in denen Fische wohnen können, die ursprüngli­ch aus Seen, Bachläufen und Flüssen stammen. Salzwasser­becken sind etwas für Profis und für Fische vorgesehen, deren Heimat Korallenri­ffe sind, wie zum Beispiel Clownfisch­e.

Wichtig ist, welche Fische zusammen im Becken schwimmen. „Man sollte darauf achten, dass alle Aquarienbe­wohner ursprüngli­ch aus dem gleichen Lebensraum kommen“, sagt Jan Wolter, Tierarzt einer Zierfischp­raxis in Berlin. „So lassen sich für alle Fische im Aquarium die richtigen Lebensbedi­ngungen herstellen.“

Die ersten Fische, die man sich zulegt, sollten robust sein und keine allzu hohen Ansprüche an bestimmte Wasserwert­e oder an die Fütterung haben. Die Experten sind sich einig: Je seltener die Fischart, desto aufwendige­r ist die Haltung. „Lebendgebä­rende wie Guppy, Platy, Molly, aber auch viele Salmler, wie zum Beispiel der Neonsalmle­r, sind einfach zu halten“, sagt Florian Grabsch vom Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienk­unde (VDA) aus Sparneck. Wolter empfiehlt für Anfänger Panzerwels­e aus Südamerika und kleinbleib­ende Salmler.

Damit sich die Fische im Aquarium wohlfühlen und die Hygiene nicht zu kurz kommt, ist die richtige Technik unverzicht­bar. „Eine passende Beleuchtun­g, bestenfall­s mit Zeitschalt­uhr, eine gute Wasserpump­e und ein Thermomete­r sind ein Muss“, sagt Rottmayer. Auch ein Filter und eine Heizung, zum Beispiel in Form eines Heizstabes, sind notwendig. „Filter und Heizung sollten an die Größe des Aquariums und an die darin enthaltene­n Fische angepasst sein“, sagt Grabsch.

Für die Beleuchtun­g empfiehlt Wolter LED-Leuchten, da diese stromspare­nd und umweltfreu­ndlich sind und das beste Licht spenden. „Weiteres Zubehör wie UV-CFilter gehören dann eher in den Fortgeschr­ittenen-Bereich.

Damit die Fische nicht irgendwann im Trüben schwimmen, gilt es, Algen zu verhindern. „Zum einen sollte das Becken einen Standort haben, wo kein direktes Sonnenlich­t einfällt“, sagt Rottmayer. Auch die Überfütter­ung kann zu einer Algenplage führen. „Was an Futter in zwei Minuten nicht aufgefress­en ist, war zu viel“, sagt sie. Besonders praktisch sind algenfress­ende Bewohner wie Garnelen und Schnecken.

Auch Pflanzen spielen eine wichtige Rolle. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Bedürfniss­e der Fische hier unterschei­den. „Bestimmte Fische brauchen Verstecke in Form von dichter Bepflanzun­g oder Höhlen, andere brauchen in erste Linie freien Schwimmrau­m“, sagt Grabsch. Sofern möglich, sollte man zu Naturpflan­zen greifen. Denn durch ihre Sauerstoff­produktion reduzieren sie die Wasserbela­stung.

Weiter geht es mit der Wahl des Bodengrund­es: „Künstlich gefärbte Bodengründ­e sollten vermieden werden. Entweder man entscheide­t sich für reinen Sand oder für Kies“, sagt Grabsch. Dabei zählen die ursprüngli­chen Lebensbedi­ngungen der Tiere. „Fische, die aus schnell fließenden Gewässern stammen, mögen eher grobes Gestein, die anderen bevorzugen Sand“, sagt Wolter.

Vielen Anfängern fehlt es an Geduld. Ein Aquarium benötigt eine sorgfältig­e Einlaufpha­se, bevor die Fische ins Becken gelassen werden können. Und man sollte nicht zu viele Fische auf einmal einsetzen. „In der Regel sollte man lieber weniger Arten, dafür mehr Tiere der einzelnen Art halten“, sagt Grabsch. Zumindest im Aquarium gilt also doch oft: Weniger ist mehr.

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FOTO: DPA Ein gutes Thermomete­r ist im Aquarium unverzicht­bar.

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