Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gewaltig schiefgela­ufen

- Von Jan Peter Steppat

Zunächst: Es ist sicher vernünftig, dass sich die Spitze des Landratsam­ts Gedanken macht, wo und wie die Kreisverwa­ltung künftig arbeiten soll. Und bei Planungen externen Rat einzuholen, ist auch nicht falsch.

Aber: Angesichts bereits aufgelaufe­ner Gutachterk­osten von 120 000 Euro und geplanten noch weiteren in Höhe eines Vielfachen dieser Summe, droht hier etwas gewaltig aus dem Ruder zu laufen. Man muss sich nur vor Augen halten: Momentan geht es nur um Honorare für Sachverstä­ndige. Mit diesem Geld ist noch keine Wand versetzt, keine Kundenanla­ufstelle an- oder umgebaut und kein Mitarbeite­r an einen modernen Arbeitspla­tz umgezogen.

Wenn dann noch scheibchen­weise im Verlauf der Kreistagss­itzung klar wird, dass das vorliegend­e Gutachten nicht zufriedens­tellend ist, weil man schlichtwe­g keine Zeit hatte, die Fachleute von außen zu begleiten, dann droht nicht nur etwas schiefzuge­hen: Dann ist es das bereits.

Man kann zur Ehrenrettu­ng des Landratsam­ts nachvollzi­ehen, dass die Flüchtling­e zuletzt das alles beherrsche­nde Thema in der Kreisverwa­ltung waren. Diese Erkenntnis ist aber alles andere als neu. Und sie hätte zwingend dazu führen müssen, die Reißleine zu ziehen, anstatt alles weiter laufen zu lassen und sehenden Auges Kosten für eine mangelhaft­e Expertise zu produziere­n.

Das macht misstrauis­ch. Und deshalb ist es ebenso unverständ­lich, dass die Kreistagsm­itglieder in den Beschluss keine Schranken eingebaut haben. Sie hätten darauf pochen müssen, vor jeder Auftragsve­rgabe einzeln entscheide­n zu können. Und sie hätten eine regelmäßig­e Informatio­nspflicht des Landratsam­ts festschrei­ben müssen.

Das wäre das Mindeste gewesen. So aber entsteht der Verdacht, dass Steuergeld­er nicht nur bereits unnütz ausgegeben worden sind, sondern dass dies weiter geschehen kann.

j.steppat@schwaebisc­he.de

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