Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gewaltig schiefgelaufen
Zunächst: Es ist sicher vernünftig, dass sich die Spitze des Landratsamts Gedanken macht, wo und wie die Kreisverwaltung künftig arbeiten soll. Und bei Planungen externen Rat einzuholen, ist auch nicht falsch.
Aber: Angesichts bereits aufgelaufener Gutachterkosten von 120 000 Euro und geplanten noch weiteren in Höhe eines Vielfachen dieser Summe, droht hier etwas gewaltig aus dem Ruder zu laufen. Man muss sich nur vor Augen halten: Momentan geht es nur um Honorare für Sachverständige. Mit diesem Geld ist noch keine Wand versetzt, keine Kundenanlaufstelle an- oder umgebaut und kein Mitarbeiter an einen modernen Arbeitsplatz umgezogen.
Wenn dann noch scheibchenweise im Verlauf der Kreistagssitzung klar wird, dass das vorliegende Gutachten nicht zufriedenstellend ist, weil man schlichtweg keine Zeit hatte, die Fachleute von außen zu begleiten, dann droht nicht nur etwas schiefzugehen: Dann ist es das bereits.
Man kann zur Ehrenrettung des Landratsamts nachvollziehen, dass die Flüchtlinge zuletzt das alles beherrschende Thema in der Kreisverwaltung waren. Diese Erkenntnis ist aber alles andere als neu. Und sie hätte zwingend dazu führen müssen, die Reißleine zu ziehen, anstatt alles weiter laufen zu lassen und sehenden Auges Kosten für eine mangelhafte Expertise zu produzieren.
Das macht misstrauisch. Und deshalb ist es ebenso unverständlich, dass die Kreistagsmitglieder in den Beschluss keine Schranken eingebaut haben. Sie hätten darauf pochen müssen, vor jeder Auftragsvergabe einzeln entscheiden zu können. Und sie hätten eine regelmäßige Informationspflicht des Landratsamts festschreiben müssen.
Das wäre das Mindeste gewesen. So aber entsteht der Verdacht, dass Steuergelder nicht nur bereits unnütz ausgegeben worden sind, sondern dass dies weiter geschehen kann.
j.steppat@schwaebische.de