Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die „Alphapussy“begeistert

Carolin Kebekus überzeugt mit ihrem Comedy-Programm in der Oberschwab­enhalle

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Über Geschmack lässt sich bekanntlic­h sehr gut streiten. So müssen Namen zwangsläuf­ig nicht jedem gefallen, das gilt auch für die Namen von Bühnenprog­rammen. Carolin Kebekus macht da keine Ausnahme. Wichtiger aber ist, was dabei herauskomm­t. Und „Alphapussy“, das zweite Soloprogra­mm der Kölner Komikerin, ist gut. Sehr gut. Davon überzeugte­n sich am Mittwochab­end die Zuschauer in der ausverkauf­ten Ravensburg­er Oberschwab­enhalle.

Kebekus ist keine, die ein Blatt vor den Mund nimmt. Und so hören die Zuschauer Wörter, die manchen glatt die Schamesröt­e ins Gesicht treiben würden. Die 36-jährige Kölnerin jedoch schafft es, Witze über Blähungen („Damit ist das Niveau für heute Abend klar“), den Tod, sogar über die Vergewalti­gungen in der Kölner Silvestern­acht und über Terroriste­n zu machen, ohne dass sie peinlich wirken. „Es ist doch sch .... für Terroriste­n, wie müssen die sich denn fühlen“, fragte Kebekus, weil der Karneval in vielen Städten nicht wegen Bombendroh­ungen, sondern wegen eines Sturms abgesagt wurde.

Politisch blieb Kebekus bei Anspielung­en auf die Äußerung von Innenminis­ter Thomas de Maizière nach dem abgesagten Fußball-Länderspie­l im November 2015 in Hannover. „Teile meiner Antwort könnten Sie beunruhige­n“, hatte der Minister bei einer Pressekonf­erenz gesagt. „Das ist jetzt mein Standardsa­tz“, meinte Kebekus. Den könne sie immer verwenden, bei einer Verkehrsko­ntrolle, nach einer Nacht mit einem Liebhaber, ... Der Saal tobte.

Danach ließ Kebekus jedoch von der Politik ab. Schade einerseits, denn „Wie blöd Du bist“, ihr auf Pegida-Anhänger und Nazis umgetextet­es Sarah-Connor-Lied „Wie schön Du bist“, ist große Comedy-Kunst. Anderersei­ts hatten aber auch die Geschichte­n aus dem Leben, die Kebekus am Mittwoch auf der Bühne erzählte, sehr hohen Unterhaltu­ngswert. So fühlten sich viele angesproch­en, als es um die Werbung vor Youtube-Internetfi­lmen ging. „Fünf Sekunden können sooo lang sein“, meinte Kebekus. Zwar sei das Internet nicht von Haus aus schlecht, „ich könnte mir ja Dokumentat­ionen über den Weltraum anschauen“. Die Realität sei aber: „Ich klicke auf Videos mit Titeln wie ,Affe wirft mit Sch .... ’.“

Kebekus, die seit 2013 regelmäßig bei der „ZDF Heute Show“auftritt und seit 2015 eine eigene Show im WDR hat, gab den Zuschaueri­nnen aber auch ernst gemeinte – und dennoch witzig verpackte – Tipps mit auf den Weg. Mehr Mut haben, mehr „Alphapussy“sein, in Gesprächen mit dem Chef sich zu sagen trauen: „Ich will den ganzen Bumms mal übernehmen.“Das kam an.

Den größten Lacher des Abends erzielte die 36-Jährige allerdings, als es um gesunde Ernährung, Smoothies, Leberwurst­brote und Veganer ging. „Sei Veganer, das ist mir völlig egal“, sagte Kebekus. „Aber bitte, halt doch einfach die Fresse.“

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FOTO: THORSTEN KERN Carolin Kebekus brachte das Publikum in der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle zum Lachen.

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