Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit Bauchweh den Zweijahres-Turnus akzeptiert
Förderverein äußert Bedenken, trägt die Lösung für die Klosterfestspiele aber mit – Regisseur Küster bleibt
WEINGARTEN - Die Mitglieder des Fördervereins der Klosterfestspiele sind am Mottwochabend über die Entscheidung des Stiftungsrates, die Klosterfestspiele wegen Geldknappheit im Jahr 2017 erneut auszusetzen und erst wieder 2018 am Spielort Nessenreben aufzulegen, bei einer außerordentlichen Sitzung informiert worden. Sorgen wurden laut, dass ein zweijähriger Turnus dem über die Region hinaus strahlenden Kulturereignis Abbruch tun könnte. Letztlich wurde der Vorschlag aber doch aktzeptiert.
Dass ihnen die Entscheidung nicht leichtgefallen ist, daran ließen Reinhold Schmid, Vorsitzende des Fördervereins, und Rainer Beck, Geschäftsführer der Klosterfestspiele, keinen Zweifel. Vier Lösungen hatte der Stiftungsrat abgewogen. So zum Beispiel eine jährliche, abgespeckte Version. Selbst eine Variante, bei der auf eine Eigenproduktion verzichtet worden wäre, um dafürund günstigere Gastspiele einzukaufen, wurde thematisiert. Am Ende habe aber „Qualität vor Jährlichkeit“gesiegt, denn Qualität und Anspruch seien es, die die Klosterfestspiele von Anfang an ausgezeichnet hätten. Auch die Meinung von Publikum und Sponsoren sei ausschlaggebend gewesen.
Bei der favorisierten Variante soll im Lückenjahr ein besonderer Theaterabend im Kultur- und Kongresszentrum über den Ausfall hinwegtrösten. In den Reaktionen der Fördervereinsmitglieder spiegelten sich viele Bedenken. Auch hätte sich der eine oder andere mehr Mitsprache gewünscht. Besonders Alt-Oberbürgermeister Gerd Gerber, der die Klosterfestspiele vor 16 Jahren mit ins Leben rief, ist alles andere als glücklich über diese Lösung. Er befürchtet ein Abwandern von Publikum, Sponsoren oder auch der Schauspielertruppe. Vor allem wollte er wissen, wie die Stadt zu dem Theaterfestival steht, wenn es 2018 und darüber hinaus keinen Landeszuschuss wie dieses Jahr von 45 000 Euro geben sollte.
Stadt gibt weiter Förderzusage Oberbürgermeister Markus Ewald, Vorsitzender des Stiftungsrates, versprach, dass auch ohne Fördergelder aus Stuttgart, für die man aber alles tun würde, die Stadt an ihrem gedeckelten Beitrag für die Festspiele festhalte. Alle Sponsoren hätten ihre Förderung der Spiele auch für einen zweijährigen Modus zugesagt, manche würden sogar noch etwas drauflegen.
Und auch Regisseur Christof Küster will, laut Reinhold Schmid, trotz verlockendem Angebot eines anderen Festspielortes, Weingarten die Treue halten. Christine Freudig meinte stellvertretend für viele Mitglieder: „Wenn der ZweijahresRhythmus die Rettungsaktion für die Klosterfestspiele ist, dann ist das besser als der Ganzausfall.“
Marke stärken Wegen der hohen künstlerischen Qualität, für die die Festspiele bekannt sind, würde Iris Herzogenrath im Lückenjahr gar nichts anbieten, sondern das Geld für die jeweilige große Produktion sparen. Überdies müssten die Verbindungen vom Hofgut Nessenreben zum Kloster, als Sommerresidenz der Äbte, mehr herausgearbeitet werden, damit die Marke Klosterfestspiele für das Publikum auch am neuen Spielort plausibel erscheine.
Alles in allem: Veränderungen in der Wahrnehmung zweijähriger Klosterfestspiele konnte keiner ausschließen und letztlich auch nicht die Auswirkungen auf den Fortbestand ermessen.