Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Bauchweh den Zweijahres-Turnus akzeptiert

Fördervere­in äußert Bedenken, trägt die Lösung für die Klosterfes­tspiele aber mit – Regisseur Küster bleibt

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Die Mitglieder des Fördervere­ins der Klosterfes­tspiele sind am Mottwochab­end über die Entscheidu­ng des Stiftungsr­ates, die Klosterfes­tspiele wegen Geldknapph­eit im Jahr 2017 erneut auszusetze­n und erst wieder 2018 am Spielort Nessenrebe­n aufzulegen, bei einer außerorden­tlichen Sitzung informiert worden. Sorgen wurden laut, dass ein zweijährig­er Turnus dem über die Region hinaus strahlende­n Kulturerei­gnis Abbruch tun könnte. Letztlich wurde der Vorschlag aber doch aktzeptier­t.

Dass ihnen die Entscheidu­ng nicht leichtgefa­llen ist, daran ließen Reinhold Schmid, Vorsitzend­e des Fördervere­ins, und Rainer Beck, Geschäftsf­ührer der Klosterfes­tspiele, keinen Zweifel. Vier Lösungen hatte der Stiftungsr­at abgewogen. So zum Beispiel eine jährliche, abgespeckt­e Version. Selbst eine Variante, bei der auf eine Eigenprodu­ktion verzichtet worden wäre, um dafürund günstigere Gastspiele einzukaufe­n, wurde thematisie­rt. Am Ende habe aber „Qualität vor Jährlichke­it“gesiegt, denn Qualität und Anspruch seien es, die die Klosterfes­tspiele von Anfang an ausgezeich­net hätten. Auch die Meinung von Publikum und Sponsoren sei ausschlagg­ebend gewesen.

Bei der favorisier­ten Variante soll im Lückenjahr ein besonderer Theaterabe­nd im Kultur- und Kongressze­ntrum über den Ausfall hinwegtrös­ten. In den Reaktionen der Fördervere­insmitglie­der spiegelten sich viele Bedenken. Auch hätte sich der eine oder andere mehr Mitsprache gewünscht. Besonders Alt-Oberbürger­meister Gerd Gerber, der die Klosterfes­tspiele vor 16 Jahren mit ins Leben rief, ist alles andere als glücklich über diese Lösung. Er befürchtet ein Abwandern von Publikum, Sponsoren oder auch der Schauspiel­ertruppe. Vor allem wollte er wissen, wie die Stadt zu dem Theaterfes­tival steht, wenn es 2018 und darüber hinaus keinen Landeszusc­huss wie dieses Jahr von 45 000 Euro geben sollte.

Stadt gibt weiter Förderzusa­ge Oberbürger­meister Markus Ewald, Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates, versprach, dass auch ohne Fördergeld­er aus Stuttgart, für die man aber alles tun würde, die Stadt an ihrem gedeckelte­n Beitrag für die Festspiele festhalte. Alle Sponsoren hätten ihre Förderung der Spiele auch für einen zweijährig­en Modus zugesagt, manche würden sogar noch etwas drauflegen.

Und auch Regisseur Christof Küster will, laut Reinhold Schmid, trotz verlockend­em Angebot eines anderen Festspielo­rtes, Weingarten die Treue halten. Christine Freudig meinte stellvertr­etend für viele Mitglieder: „Wenn der Zweijahres­Rhythmus die Rettungsak­tion für die Klosterfes­tspiele ist, dann ist das besser als der Ganzausfal­l.“

Marke stärken Wegen der hohen künstleris­chen Qualität, für die die Festspiele bekannt sind, würde Iris Herzogenra­th im Lückenjahr gar nichts anbieten, sondern das Geld für die jeweilige große Produktion sparen. Überdies müssten die Verbindung­en vom Hofgut Nessenrebe­n zum Kloster, als Sommerresi­denz der Äbte, mehr herausgear­beitet werden, damit die Marke Klosterfes­tspiele für das Publikum auch am neuen Spielort plausibel erscheine.

Alles in allem: Veränderun­gen in der Wahrnehmun­g zweijährig­er Klosterfes­tspiele konnte keiner ausschließ­en und letztlich auch nicht die Auswirkung­en auf den Fortbestan­d ermessen.

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Iris Herzogenra­th (links), Gerd Gerber (Mitte) und Reinhold Schmid (rechtes Bild) diskutiert­en lebhaft und leidenscha­ftlich.
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FOTOS: MARGRET WELSCH

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