Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Lustige Anekdoten und ernste Ereignisse
Altshausener Heimatforscher Elmar Hugger stellt sein Buch vor, kann aber keines verkaufen
ALTSHAUSEN - Heimatforscher Elmar Hugger hat im katholischen Gemeindehaus historische Bilder von Altshausen und seinen Bürgern gezeigt und dazu passende lustige Anekdoten erzählt. Aber auch ernste Begebenheiten wie die Tötung eines Kriegsverbrechers kamen zur Sprache. Die Bilder und Geschichten sind auch in Elmar Huggers neuem Buch „Altshausen in Bildern von einst“zu finden. Es soll voraussichtlich auf dem Christkindlesmarkt am 3. und 4. Dezember verkauft werden.
Elmar Hugger hat das Talent, Heimatgeschichte sehr unterhaltsam und geistreich zu präsentieren. Und so war es nicht verwunderlich, dass der Saal im katholischen Gemeindehaus voll war. Es mussten noch Stühle herbeigeschafft werden, damit auch alle Zuhörer einen Platz fanden. „Ich bin überwältigt von eurem Ansturm“, war Elmar Hugger beeindruckt. Gastgeber des Abends war die Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Altshausen.
Immer wieder, so Hugger in seinem Vortrag, höre man davon, dass das Schloss Altshausen unterirdische Fluchtgänge habe, die nach Hirschegg, zur St.-Anna-Kapelle oder bis zur Sandgrube an der Bahnlinie nach Bad Saulgau führen würden. Er habe sich schon immer für dieses Thema interessiert, sagte Hugger. Nachdem ihm in den 1980er-Jahren der Tierarzt Hanns Blümmert versichert habe, er kenne sowohl den Eingang zum Fluchtgang bei der St.-Anna-Kapelle als auch den bei der Sandgrube, habe er sich mit Blümmert zu einer Ortsbegehung verabredet. „Leider konnte er die Fluchtgänge nicht mehr finden“, berichtete Hugger und das Publikum im Gemeindehaus brach in schallendes Gelächter aus. Nachdem weder bei der Renovierung der Kapelle im Jahr 2002 noch beim Bau der Querspange ein unterirdischer Gang zutage gekommen sei, müsse dessen Existenz doch sehr angezweifelt werden, ergänzte Hugger.
Hugger zeigte ein Bild vom Württemberger Hof, in dem früher häufig der Binsenverein getagt habe. „Der Binsenverein war ein Verein, den es nur in Altshausen gab“, so Hugger. Gemütlichkeit und Geselligkeit standen im Vordergrund, das Geschehen im Ort sei kritisch unter die Lupe genommen worden. Dabei hätten die Mitglieder ausgiebig ihren Durst gestillt: Im Ort habe es geheißen, die „saufen, bis die Binsen wachsen“. Erstaunliches berichtete Hugger zum Schulweg, den Schüler aus Wolfertsreute oder Stuben nach Altshausen täglich zurückzulegen hatten. So hatten diese Schüler einen Schulweg von ungefähr zehn Kilometern – und das zu Fuß – zu bewältigen. Hugger wusste auch von Eduard Friedmann zu berichten. Dieser besaß eine Buchdruckerei, ein Warengeschäft und hatte eine dichterische Ader: „Zigarren von eins bis sieben Pfennig, erstere stinkt nicht wenig, letztere jedoch famos, drum ist der Verbrauch auch groß“, pries Friedmann in Reimen seine Waren an.
SS-Mann totgeschlagen Am 7. Juni 1945 wurde der Kriegsverbrecher Oskar Dirlewanger, Kommandeur einer nach ihm benannten, berüchtigten Sondereinheit der Waffen-SS, in Altshausen getötet. Wie das vonstattenging, das habe er von dem Zeitzeugen Hermann Bur erfahren, erläuterte Hugger. Der damals junge Bursche und ein Freund beobachteten demnach den Vorgang: „Die beiden Buben sahen, wie Dirlewanger von ehemaligen KZ-Häftlingen in gestreifter Kleidung als Gefangener die Hindenburgstraße heraufgetrieben wurde“, berichtete Hugger. Vor dem Haus des Bäckers Stärk hätten die beiden ehemaligen Häftlinge plötzlich mit Stöcken und Knüppeln auf Dirlewanger eingeschlagen. Oskar Dirlewanger sei der Schädel geplatzt, sodass laut dem Zeitzeugen „Blut und sein Gehirn an ihm herunterliefen“.
Eigentlich wollte Hugger am Abend sein Buch verkaufen. Doch der Druck war laut dem Autor so schlecht, dass es nochmals neu gedruckt werden muss. Vom Verlag sei ihm zugesichert worden, dass das Buch auf dem Christkindlesmarkt da sei.
Adolf Kärcher, Vorsitzender der Gesellschaft, gab in seiner Vortragseinführung bekannt, dass er sein Amt am 31. Dezember niederlege.