Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stich ins Wespennest
Mitaufsteiger Leipzig stellt sich heute beim SC Freiburg als Tabellenführer vor
LEIPZIG (SID) - Beim Schlendern über den Weihnachtsmarkt musste Ralph Hasenhüttl immer wieder schmunzeln. Inkognito hatte er sich unters Volk gemischt, zwischen den Buden mit leckerem Essen und allerhand Weihnachtlichem den Gesprächen gelauscht. „Ich freue mich für alle Leipziger, dass es hier gerade nur ein Thema gibt: Fußball“, sagte der Trainer des Bundesliga-Tabellenführers RB: „Es ist schön, dass wir für diese Euphorie sorgen können.“
Die sensationelle Serie des auch nach elf Spieltagen noch ungeschlagenen Aufsteigers ist das beherrschende Thema in der Stadt – und natürlich will Hasenhüttl mit den Sachsen auch nach dem 12. Spieltag ganz oben stehen. „Wir sind vollgepumpt mit Selbstvertrauen“, sagte der Österreicher vor dem Duell heute (20.30 Uhr/Sky) beim Tabellenzehnten SC Freiburg: „Ich freue mich einfach auf die nächste Vorstellung meiner Mannschaft.“
Dass die Leipziger erstmals in ihrer kurzen Vereinsgeschichte als Spitzenreiter des Oberhauses antreten und jetzt Gejagter statt Jäger sind, spielt dabei keine Rolle. „Wir laufen hier nicht den ganzen Tag jubelnd durch die Gegend und beweihräuchern uns selbst“, sagte Hasenhüttl: „Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Freiburg gegen einen Tabellenzweiten anders agieren würde als gegen den Ersten.“
In der Vorsaison gelang RB gegen die Breisgauer in der 2. Liga kein Sieg, und am Saisonende stand Freiburg vor Leipzig. Deswegen ist Hasenhüttl gewarnt und spart sich Kampfansagen. „Wir haben einfach noch nicht so viel Erfahrung in der Bundesliga, selbst Freiburg hat mehr Erfahrung im Kader als wir“, sagte der Österreicher.
Sorgen bereitet dem 49-Jährigen jedoch der Blick auf seine Abwehr, denn diese stellt sich nach vielen Ausfällen fast von selbst auf. Nachdem auch noch Marvin Compper (Sprunggelenkverletzung) fehlt, könnte in der Innenverteidigung Außenverteidiger Stefan Ilsanker zum Einsatz kommen. Angeschlagen sind zudem Marcel Sabitzer (Kopfwunde) und Naby Keita (Fußprobleme).
„Wir mussten viel Energie dafür aufwenden, mit der Personalnot in der Viererkette klarzukommen“, sagte Hasenhüttl. Auch deswegen habe er sich nicht mit Ansagen des entthronten Spitzenreiters Bayern München oder weiteren Störfeuern von Borussia Dortmund beschäftigt. „Sportlich haben wir in ein Wespennest gestochen. Dass es jetzt ein bisschen summt, ist klar.“
Auch die Freiburger stichelten vor dem finanziell ungleichen Duell etwas. „Natürlich haben wir eine Wettbewerbsverzerrung, das ist keine Frage. Aber es wird sich immer etwas verändern auf dieser Welt. Deshalb darf man nicht beleidigt in der Ecke stehen und sagen, uns geht es schlechter“, sagte Präsident Fritz Keller bei Sky Sport News HD: „Wir werden trotzdem alles geben mit unseren Mitteln.“
Auch der SC muss verletzte Spieler ersetzen. Neben dem bislang besten Torschützen Maximilian Philipp, der einen Bänderriss im Sprunggelenk erlitten hat, fällt Innenverteidiger Caglar Söyüncü wegen einer leichten Gehirnerschütterung aus. Beide hatten sich bei der 2:3-Niederlage in Mainz verletzt. Obwohl der Sport-Club zweimal in Folge verlor, hat Trainer Christian Streich „nicht das Gefühl, dass die Mannschaft dadurch Selbstvertrauen verloren hat“. Gegen Leipzig reiche seinem Team aber keine gute Leistung, sondern „sie muss besser sein als gut“, urteilte er. „Das ist eine Topmannschaft der Liga, und das wird auch bis zum Ende so sein.“
Voraussichtliche Aufstellungen Freiburg: Schwolow - Stenzel, Torrejón, Gulde, Günter - Höfler, Abrashi - Frantz, Grifo - Niederlechner, Petersen. Leipzig: Gulacsi - Halstenberg, Ilsanker, Orban, Schmitz - Keita, Demme - Forsberg, Sabitzer - Werner, Poulsen.