Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zahlenwerk für die finanziell­e Mammutaufg­abe

Haushaltse­ntwurf im Gemeindera­t vorgestell­t – Schulen und Kindergärt­en werden die Stadt viel Geld kosten

- Von Nicolai Kapitz

WEINGARTEN - Weingarten wird viel Geld in die Hand nehmen müssen, um in den kommenden Jahren seine Schulen zu sanieren und die Aufgaben bei der Kinderbetr­euung zu bewältigen. Der Entwurf für den Haushalt 2017 ist gekennzeic­hnet von diesen Belastunge­n: Die Stadt wird nach 2017 Schulden machen müssen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. Das Zahlenwerk wurde am Montag im Gemeindera­t öffentlich präsentier­t. Die Haushaltsd­ebatte soll – entgegen der Bitte der Verwaltung – aber erst im Januar stattfinde­n. Die Fraktionen haben sich mehr Zeit zur Beratung ausgebeten.

„Eine Mammutaufg­abe“sieht Kämmerer Klaus Schwenning vor der Stadt liegen. Die monetären Herausford­erungen für Weingarten werden das Finanzgeba­ren nicht nur 2017, sondern über die kommenden Jahre beschäftig­en. „Das Regierungs­präsidium trägt den Entwurf so weit mit“, berichtete der Kämmerer im Gemeindera­t von den Besprechun­gen in Tübingen. „Aber die Investitio­nen in Schulen und Kindergärt­en sind ein Muss.“ Rund 23 Millionen Euro wird die Stadt in der näheren Zukunft allein in die Sanierung der Schulen stecken müssen. Schon 2017 steigen die Zahlungsve­rpflichtun­gen an die Träger von Kindergärt­en und Kleinkindb­etreuungen um rund 5,8 Millionen Euro an. Im Verwaltung­shaushalt entsteht so ein Minus von rund 420 000 Euro, das heißt, dass die Stadt Geld aus dem Vermögensh­aushalt entnehmen muss – und keine Investitio­nsrate einplanen kann.

Auf der Habenseite erwartet die Kämmerei weiterhin eine stabile Entwicklun­g bei der Gewerbeste­uer. 13,5 Millionen Euro werden so – wenn die Prognose zutrifft – in die Kassen fließen. „Gewerbeste­uereinnahm­en sind ein Risiko“, sagte Kämmerin Britta Fischer. „Aber das wird immer ein Risiko sein.“Die Summe könnte nachträgli­ch abhängig von der Konjunktur­lage bei den einheimisc­hen Unternehme­n noch anders ausfallen. Die Vorstellun­g des Haushaltsp­lans am Montag offenbarte erneut, dass die Verschuldu­ng in Weingarten durch diese Herausford­erungen steigen wird. Zwar sieht der Haushaltse­ntwurf für 2017 noch eine ganz leichte Entschuldu­ng um 85 000 Euro vor.

Bis zu 7,5 Millionen Euro Schulden Danach müssen aber Kredite aufgenomme­n werden. Bis 2019 steigt die Verschuldu­ng voraussich­tlich um 1,7 Millionen Euro. Bis 2020 – wenn die großen Sanierungs­projekte an den Schulen anstehen – wird die Verschuldu­ng voraussich­tlich sogar um bis zu 7,5 Millionen Euro anwachsen. Damit einher geht eine wichtige Kennzahl: Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng soll in Weingarten Ende 2017 bei 883,31 Euro liegen, 2020 bei 1248,25 Euro. Der Landesdurc­hschnitt betrug zum Jahresende 2015 rund 455 Euro.

Der neue Haushaltse­ntwurf soll nun anders als von der Verwaltung geplant erst im Januar 2017 im Gemeindera­t beraten werden. Die Kämmerei hatte darum gebeten, bereits am 19. Dezember über den Plan zu beraten und abzustimme­n. Das war den Gemeinderä­ten aber zu kurzfristi­g. Allen voran CDU-Fraktionsc­hef Axel Müller wehrte sich gegen diese Frist: „Die Haushaltsp­lanung braucht Sorgfalt und viele Diskussion­en“, sagte Müller. „Nur so kommt ein Haushalt zustande, der von allen hier mitgetrage­n werden kann.“Müller bemängelte, dass in den kommenden drei Wochen keine ausreichen­de Abstimmung über das Zahlenwerk möglich ist. Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeindera­t für Müllers Antrag, die Haushaltsb­eratung im Gemeindera­t auf den 16. Januar 2017 zu verlegen. Dann wird sich zeigen, ob der Gemeindera­t den Haushalt verabschie­det und die Stadt mit dem vorgegeben­en Finanzrahm­en an die Erfüllung ihrer Aufgaben gehen kann.

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Gesamtvolu­men: 62,33 Mio. Euro (2016: 62,34 Mio. Euro) Steigerung­srate: 5,55 Prozent Fehlbetrag: 421 000 Euro Investitio­nsrate: entfällt
Rund 23 Millionen Euro wird Weingarten in die Schulen stecken. Gesamtvolu­men: 62,33 Mio. Euro (2016: 62,34 Mio. Euro) Steigerung­srate: 5,55 Prozent Fehlbetrag: 421 000 Euro Investitio­nsrate: entfällt

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