Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der erste Grusel-Clown
Anfang des 4. Jahrhunderts nach Christus amtierte in Myra ein Bischof namens Nikolaus. Das liegt heute im Herrschaftsbereich des türkischen Sultans Erdogan, damals war es Teil des Römischen Reiches. Der Gute soll für etliche Wunder verantwortlich gewesen sein und galt schon zu Lebzeiten als wahrer Menschenfreund. Zeitzeugen haben wir zwar keine mehr gefunden, aber immerhin ist Nikolaus Schutzheiliger der Bäcker, Fischer, Seefahrer, Brückenbauer, Metzger, Küfer, Weinhändler, Alten, Pilger, Reisenden – und natürlich der Kinder. Außerdem ist er nebenbeschäftigt als Patron von Sizilien, Russland und Griechenland sowie vieler Städte, beispielsweise Venedig und Meran. Nicht zu vergessen: Jedes Jahr um den 6. Dezember herum besucht der gute Nikolaus Tausende Familien, und die Kinder freuen sich sehr auf den Besuch dieses legendären Bischofs.
Langer Vorrede kurzer Sinn: Ein Hanswurst bedroht den Heiligen. Und das geht so: Als die Vorfahren von Donald Trump und ihre Kumpane im 18. und 19. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten auswanderten, haben sie den heiligen Nikolaus quasi mitgenommen. Bekommen ist ihm das gar nicht gut. Windige Geschäftemacher haben ihn zum Weihnachtsmann umfunktioniert. Dieser Weihnachtsmann als Prototyp aller Grusel-Clowns ist zurückgewandert nach Europa, und jetzt treibt er als Umsatzbringer überall sein Unwesen. Das Schlimmste ist, dass viele Menschen den Grusel-Clown mit dem heiligen Nikolaus verwechseln. Wie man dem Kerl den sprichwörtlichen Garaus machen kann, ist leider noch unerforscht. (nab)