Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Maut-Kompromiss löst geteiltes Echo aus

Verkehrsmi­nister Dobrindt (CSU) mit Brüssel einig – SPD-Experte zweifelt Nutzen an

- Von Rasmus Buchsteine­r und unseren Agenturen

BRÜSSEL - Der jahrelange Streit zwischen Brüssel und Berlin um die deutsche Pkw-Maut ist beigelegt. Beide Seiten hätten sich geeinigt, sagte EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc am Donnerstag nach einem Treffen mit Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) in Brüssel. Mit den von Dobrindt zugesagten Änderungen werde gewährleis­tet, dass das deutsche Maut-System künftig mit EU-Recht vereinbar sei. Die Brüsseler Behörde legt damit das gegen Deutschlan­d laufende Verfahren auf Eis. Die EU-Kommission hatte wegen der Diskrimini­erung ausländisc­her Autofahrer eine Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) angekündig­t.

Dem Kompromiss zufolge sollen inländisch­e Autobesitz­er weiterhin voll für Mautzahlun­gen entlastet werden, besonders schadstoff­arme Wagen sollen aber mehr Steuerentl­astung bekommen, als sie Maut zahlen müssen. Außerdem sollen die Kurzzeitta­rife für Fahrer aus dem Ausland noch geändert werden. Künftig soll es fünf statt drei Stufen geben – gestaffelt nach Motorgröße und Schadstoff­ausstoß. Eine ZehnTages-Maut soll je nach Fahrzeug 2,50 Euro, vier, acht, 14 oder 20 Euro kosten. Im geltenden Mautgesetz sind es fünf, zehn und 15 Euro. Insgesamt sollen die Änderungen den prognostiz­ierten Ertrag der Maut von unter dem Strich 500 Millionen Euro pro Jahr nicht schmälern.

Daran gibt es jedoch Zweifel. Martin Burkert (SPD), Vorsitzend­er des Verkehrsau­sschusses im Deutschen Bundestag, sagte dazu der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Ich halte 500 Millionen Euro nicht mehr für realistisc­h.“Die ganze Reform werde teurer, zudem stünden Aufwand und Ertrag nicht mehr in einem angemessen­en Verhältnis. Burkert weiter: „Herr Dobrindt ist regelrecht ins Ziel gestolpert.“Was die CSU anders sah. Generalsek­retär Andreas Scheuer lobte Dobrindt. Der Verkehrsmi­nister habe durchgeset­zt, „was alle Zweifler, Nörgler und Kritiker nicht für möglich halten wollten“. Endlich, so Scheuer, herrsche Gerechtigk­eit auf deutschen Straßen.

Dobrindt selbst rechnet mit einem Start der Maut jedoch erst nach der Bundestags­wahl 2017.

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