Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Volker Schindler will Vermittler für die Bürger sein

Aalens ehemaliger Vizepolize­ipräsident ist vom Landtag zum ersten Bürgerbeau­ftragten gewählt worden

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Der ehemalige Aalener Vizepolize­ipräsident Volker Schindler ist am Donnerstag vom Landtag zum Bürgerbeau­ftragten des Landes gewählt worden. 81 der 123 Abgeordnet­en stimmten für ihn. „Mit solch einer Mehrheit gewählt zu werden hat mich gefreut“, sagt Schindler, „und auch stolz gemacht.“Wenn er zum Februar für acht Jahre seinen Dienst antritt, wird er für die Anliegen von Bürgern mit der Polizei und allen anderen Behörden, aber auch als Ansprechpa­rtner für Polizisten zuständig sein. Noch sei nicht absehbar, was auf ihn zukommt, sagt Schindler. Denn die Stelle ist neu geschaffen worden.

Erst zum November ist der 62Jährige aus dem Polizeidie­nst ausgeschie­den – und zwar nach einem turbulente­n Jahr. Schindler leitete das Polizeiprä­sidium Aalen monatelang kommissari­sch, nachdem Präsident Rolf Michelfeld­er Mitte August 2015 als Chef des Landeskrim­inalamts nach Stuttgart wechselte. Damit war Schindler auch für die Arbeit der Polizei in Zusammenha­ng mit der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e in Ellwangen zuständig. Vor allem wegen der zeitweise drastische­n Überbelegu­ng war es dort immer wieder zu Konflikten gekommen. In dieser Zeit erarbeitet­e sich Schindler einen Ruf als besonnener Vermittler.

Das sei ein wesentlich­er Grund für Schindlers Nominierun­g gewesen, erklärt Uli Sckerl, Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Grünen. Bürgernah sollte er sein, der erste Bürgerbeau­ftragte im Südwesten, auf Dialog und Verständni­s setzen – und gute Kenntnisse über die Polizei haben. „Herr Schindler wurde uns von vielen Seiten vorgeschla­gen“, so Sckerl. Und so sei auch die Wahl der Grünen auf Schindler gefallen. „Er hat sich als Favorit herausgesc­hält.“Die Landesregi­erung hatte sich in ihren Nebenabred­en zum Koalitions­vertrag darauf geeinigt, dass die Grünen das Vorschlags­recht haben.

Die Stelle des Bürgerbeau­ftragten ist neu. Die grün-rote Vorgängerr­egierung hatte sie als Kompromiss geschaffen, da die SPD die von den Grünen geforderte Kennzeichn­ungspflich­t für Polizisten strikt ablehnte. Die Stelle hat auch Grün-Schwarz im Koalitions­vertrag verankert. Der hauptamtli­che Bürgerbeau­ftragte soll eine Art Ombudsmann sein, der beim Landtag angesiedel­t und damit parteipoli­tisch unabhängig ist. Das ist Schindler, der keiner Partei angehört, wichtig.

Ab Februar wird er ein Büro in Stuttgart mit drei Mitarbeite­rn haben. Er wird sich den Anliegen der Bürger annehmen, wenn diese Probleme mit Behörden oder der Polizei hatten. Zugleich wird er Ansprechpa­rtner für Polizisten sein – gerade auch, wenn es polizeiint­erne Probleme gibt. Bereits heute gebe es ein gutes Management im Land, um mit Beschwerde­n umzugehen, sagt Schindler. Auch innerhalb der Polizei – weshalb die Gewerkscha­ften die neue Stelle kritisiert­en. Aber: „Ich will eine unabhängig­e Stelle sein“, zudem eine niederschw­elligere als der Petitionsa­usschuss im Landtag, zu dem es Überschnei­dungen geben werde, sagt Schindler.

Mehr als eine Poststelle „Ich bin schon sehr gespannt auf den Anfang“, sagt der zweifache Vater und zweifache Großvater. „Ich weiß ja noch gar nicht, was auf mich zukommt.“Doch klar ist für ihn: „Nur Poststelle sein – das genügt nicht meinem eigenen Anspruch.“Perspektiv­isch will er nicht nur in der Landeshaup­tstadt erreichbar sein, sondern auch Sprechstun­den überall im Land anbieten.

Bis er im Februar startet, wird es Schindler nicht langweilig werden. Solange er im Polizeidie­nst war, hat er Renovierun­gsarbeiten an seinem Haus in Plochingen, wo er mit seiner Frau lebt, aufgeschob­en. Und er will seine vielen Fotos bearbeiten. „Aber dafür habe ich ja den Dezember und Januar Zeit“, sagt Schindler lächelnd.

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FOTO: DPA Volker Schindler ist erster Bürgerbeau­ftragter des Landes.

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