Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Signale an Brüssel

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Falls es in Italien nach einer Niederlage für Regierungs­chef Matteo Renzi beim Referendum am Sonntag Neuwahlen geben sollte, dann hätte die Protestbew­egung Fünf Sterne nach derzeitige­n Umfragen gute Chancen. Sie liegen bei etwa 30 Prozent. Auch die Lega Nord erhofft sich bei Neuwahlen Erfolge. Vor allem wegen des großen Flüchtling­sandrangs in Italien hat die Partei Zuspruch. Die Fünf-Sterne-Bewegung ist euroskepti­sch und hat im Falle eines Wahlsieges ein Referendum über die Einheitswä­hrung angekündig­t. Sie sieht sich als anti-elitär und jubelte auch über den Triumph von Donald Trump in den USA. Die Partei ist für Brüssel und Berlin eine Unbekannte. Das laute Getöse von ihrem Anführer Beppe Grillo wird mit Unbehagen wahrgenomm­en. Der hatte allerdings betont, dass die Bewegung nicht gegen eine EU-Mitgliedsc­haft Italiens ist. Auch sind die Fünf Sterne nicht mit der ausländerf­eindlichen Lega in einen Topf zu werfen. Ein Erstarken der Lega Nord hingegen würde in der Flüchtling­spolitik Probleme für die EU schaffen, denn in Italien kommen derzeit so viele Migranten an wie nirgendwo sonst in der EU. (dpa)

wie er angekündig­t hatte, in einem solchen Fall zurücktret­en, müsste der Staatspräs­ident eine Übergangsr­egierung bis zu Neuwahlen im Frühjahr ernennen. Eine Vision, die Italien auf den Finanzmärk­ten zu einem noch unsicherer­en Kandidaten machen könnte. Denn Neuwahlen könnten EU-kritische Parteien an die Macht bringen.

Im Fall möglicher Marktturbu­lenzen werde man italienisc­he Staatstite­l aufkaufen, um den Anstieg der italienisc­hen Anleihen-Renditen einzudämme­n, sagte ein Sprecher der Europäisch­en Zentralban­k in Frankfurt. Die Funktion als Krisenfeue­rwehr für Italien würde Mario Draghi aber nur für eine kurze Zeit übernehmen, vermuten Finanzmark­texperten.

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