Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leguane und Co sind keine Kuscheltiere
Exotische Reptilien sind als Haustier gefragt, doch ins Kinderzimmer gehören sie eher nicht
SPARNEK (dpa) - Nattern, Geckos, Leguane – manch einem läuft ein kalter Schauer über den Rücken allein beim Hören dieser Namen. Trotzdem sind Reptilien als Haustiere beliebt. Denn im Vergleich zu flauschigen Alternativen wie Hunden, Katzen oder Meerschweinchen sehen sie nicht nur spannend aus, sie haben auch praktische Vorteile: Sie müssen nicht Gassi gehen, haaren nicht und sind recht genügsam, was das Futter angeht. Für Kinder sind sie trotzdem nur bedingt die richtigen Haustiere.
„Das sind Lebewesen, keine Spielzeuge“, stellt Manfred Rank, Geschäftsführer beim Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA), klar. „Bei kleinen Echsen ist es kritisch, wenn Kinder die in die Hand nehmen und am Schwanz fassen“, sagt Rank. „Dann werfen sie den vielleicht ab.“Zwar wächst der Echsenschwanz bei einigen Arten wieder nach, der Stress muss aber trotzdem nicht sein.
Kleinere Amphibien, etwa Frösche, können durch ungeschickte Kinderhände ebenfalls schnell verletzt werden. Weniger problematisch sind Schildkröten, wie Rank sagt. Allerdings brauchen die empfindlichen Mägen der Reptilien das richtige Futter. Eltern sollten den Umgang mit dem Tier lernen und genau wissen, was es braucht. Denn am Ende sind sie es, die die Verantwortung tragen.
Bevor es an die Wahl des Tieres geht, müssen Eltern außerdem ein paar grundsätzliche Fragen klären: Wer kümmert sich regelmäßig? Was passiert im Urlaub? „Ich verstehe es durchaus, dass sich Kinder ein Tier wünschen“, sagt Ursula Bauer vom Tierschutzverein Aktion Tier. Um zu testen, ob die Begeisterung für Schlange und Co von Dauer ist, könne man den Nachwuchs zunächst ein Praktikum in einer Reptilienstation machen lassen, schlägt Bauer vor.
Was die gesundheitliche Verträglichkeit angeht, haben Schuppentiere einen Vorteil: Sie haaren nicht. Das macht nicht nur weniger Dreck, sondern senkt auch das Allergierisiko. Dafür gibt es ein anderes Problem: „Kriechtiere haben häufig Salmonellen, das gehört zur Normalflora dieser Tiere dazu“, erklärt Katrin Gröger, Chefärztin der Kinder- und Jugendmedizin an der Muldentalklinik in Wurzen (Sachsen). Und da sie beim Krabbeln ständig in Berührung mit ihrem eigenen Kot kommen, tragen sie die Erreger meist auch auf der Haut. In Grögers Abteilung finden sich daher immer wieder Reptilienbesitzer mit Salmonellenerkrankung ein.
Sie ist daher für eine strenge Trennung von Kind und Reptil: „Es kann nicht sein, dass die Tiere von Kindern gestreichelt werden“, sagt sie. Auch Eltern sollten sich nach dem Kontakt sorgfältig die Hände desinfizieren. Tierschützerin Bauer sieht das etwas weniger streng: Solange man gut auf die Hygiene achte, spreche nichts gegen Körperkontakt, meint sie.
Dann kann man die Tiere auch hin und wieder auf die Hand nehmen. Zum Beispiel Leguane, die schnell zahm werden. Ansonsten sind Echse und Co eher Beobachtungsobjekte. Sie sind meist tagaktiv und passen damit besser in den Tagesrhythmus von Kindern als beispielsweise nachtaktive Hamster.