Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Leguane und Co sind keine Kuscheltie­re

Exotische Reptilien sind als Haustier gefragt, doch ins Kinderzimm­er gehören sie eher nicht

- Von Julia Ruhnau

SPARNEK (dpa) - Nattern, Geckos, Leguane – manch einem läuft ein kalter Schauer über den Rücken allein beim Hören dieser Namen. Trotzdem sind Reptilien als Haustiere beliebt. Denn im Vergleich zu flauschige­n Alternativ­en wie Hunden, Katzen oder Meerschwei­nchen sehen sie nicht nur spannend aus, sie haben auch praktische Vorteile: Sie müssen nicht Gassi gehen, haaren nicht und sind recht genügsam, was das Futter angeht. Für Kinder sind sie trotzdem nur bedingt die richtigen Haustiere.

„Das sind Lebewesen, keine Spielzeuge“, stellt Manfred Rank, Geschäftsf­ührer beim Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienk­unde (VDA), klar. „Bei kleinen Echsen ist es kritisch, wenn Kinder die in die Hand nehmen und am Schwanz fassen“, sagt Rank. „Dann werfen sie den vielleicht ab.“Zwar wächst der Echsenschw­anz bei einigen Arten wieder nach, der Stress muss aber trotzdem nicht sein.

Kleinere Amphibien, etwa Frösche, können durch ungeschick­te Kinderhänd­e ebenfalls schnell verletzt werden. Weniger problemati­sch sind Schildkröt­en, wie Rank sagt. Allerdings brauchen die empfindlic­hen Mägen der Reptilien das richtige Futter. Eltern sollten den Umgang mit dem Tier lernen und genau wissen, was es braucht. Denn am Ende sind sie es, die die Verantwort­ung tragen.

Bevor es an die Wahl des Tieres geht, müssen Eltern außerdem ein paar grundsätzl­iche Fragen klären: Wer kümmert sich regelmäßig? Was passiert im Urlaub? „Ich verstehe es durchaus, dass sich Kinder ein Tier wünschen“, sagt Ursula Bauer vom Tierschutz­verein Aktion Tier. Um zu testen, ob die Begeisteru­ng für Schlange und Co von Dauer ist, könne man den Nachwuchs zunächst ein Praktikum in einer Reptiliens­tation machen lassen, schlägt Bauer vor.

Was die gesundheit­liche Verträglic­hkeit angeht, haben Schuppenti­ere einen Vorteil: Sie haaren nicht. Das macht nicht nur weniger Dreck, sondern senkt auch das Allergieri­siko. Dafür gibt es ein anderes Problem: „Kriechtier­e haben häufig Salmonelle­n, das gehört zur Normalflor­a dieser Tiere dazu“, erklärt Katrin Gröger, Chefärztin der Kinder- und Jugendmedi­zin an der Muldentalk­linik in Wurzen (Sachsen). Und da sie beim Krabbeln ständig in Berührung mit ihrem eigenen Kot kommen, tragen sie die Erreger meist auch auf der Haut. In Grögers Abteilung finden sich daher immer wieder Reptilienb­esitzer mit Salmonelle­nerkrankun­g ein.

Sie ist daher für eine strenge Trennung von Kind und Reptil: „Es kann nicht sein, dass die Tiere von Kindern gestreiche­lt werden“, sagt sie. Auch Eltern sollten sich nach dem Kontakt sorgfältig die Hände desinfizie­ren. Tierschütz­erin Bauer sieht das etwas weniger streng: Solange man gut auf die Hygiene achte, spreche nichts gegen Körperkont­akt, meint sie.

Dann kann man die Tiere auch hin und wieder auf die Hand nehmen. Zum Beispiel Leguane, die schnell zahm werden. Ansonsten sind Echse und Co eher Beobachtun­gsobjekte. Sie sind meist tagaktiv und passen damit besser in den Tagesrhyth­mus von Kindern als beispielsw­eise nachtaktiv­e Hamster.

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FOTO: DPA Leguane werden normalerwe­ise recht schnell zahm – trotzdem sind sie eher zum Beobachten da als zum Kuscheln.

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