Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baubeginn für Polizeirevier ist schon wieder abgeblasen
In der Gartenstraße passiert vor Frühjahr 2017 nichts
RAVENSBURG - Wieder einmal ist ein avisierter Baubeginn für das neue Polizeirevier in Ravensburg gekippt worden: Der Zeitplan Februar 2017, öffentlich angekündigt von Sozialminister Manne Lucha bei der Eröffnung der Oberschwabenschau im Oktober, ist schon wieder vom Tisch. Das Innenministerium will nun doch abwarten, was die derzeit laufende Überprüfung der Polizeireform ergibt. Damit steht auch fest, dass es für die Beamten mit dem ersehnten Umzug von der See- in die Gartenstraße vor 2021 nichts werden wird.
Diesen aktuellen Stand bestätigte jetzt Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Vermögen und Bau in Ravensburg, auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Damit bekommt eine schier unendliche Geschichte ein weiteres Kapitel. Für 2008 (!) war der Baubeginn erstmals angekündigt, damals noch für eine neue Direktion, die später durch die Polizeireform obsolet wurde. Ende 2015 gab es dann endlich einen ersten Spatenstich, doch gebaut wurde nach diesem symbolischen Akt nicht. Das Landeskabinett hatte im Juli 2016 das Projekt auch offiziell vorläufig gestoppt. Grund war wiederum die Polizeireform. Die neue Landesregierung lässt diese derzeit evaluieren. Zwischenzeitlich wollte dann nach heftigen Protesten aber das Finanzministerium doch die Mittel für den Neubau freigeben, unabhängig vom Ausgang der Untersuchung. Von diesem Stand war der Ravensburger Minister Manne Lucha ausgegangen. Doch das Innenministerium hat den Plan jetzt wieder kassiert.
Gut möglich, dass hinter den Kulissen doch die Planungen für ein neues Polizeipräsidium Oberschwaben in Ravensburg laufen. Darüber wird seit Monaten spekuliert. In Oberschwaben hatte es heftige Proteste gegeben, als Konstanz den ZuHermann schlag für die Großzentrale bekommen hatte. Steuert die Landesregierung um, wären alle Pläne für den Neubau eines Reviers zu kurz gesprungen. Maßgeblich beteiligt an der Evaluierung der Polizeireform ist der frühere Ravensburger Polizeidirektor Uwe Stürmer.
Mit dem wackligen Zeitplan ist auch völlig ungewiss, wann die Entscheidung für eine Nachnutzung des Geländes in der Seestraße fällt. Oberbürgermeister Daniel Rapp ist noch vor Kurzem davon ausgegangen, dass die Fläche, ein Filetgrundstück am Eingang zur Stadt, 2019 frei werden könnte. Daraus wird definitiv nichts, sagt Hermann Zettler. „Wir hoffen sehr, dass die Evaluierung wie angekündigt im Frühjahr abgeschlossen ist und wir dann grünes Licht für die Gartenstraße bekommen. Aber dann wird alleine der erste Bauabschnitt, der Neubau, zwei Jahre brauchen. Danach braucht es noch einmal Zeit für die Sanierung des bestehenden Gebäudes. Und erst wenn alles abgeschlossen ist, können wir die Seestraße räumen.“2021 sei realistisch, wenn alles optimal läuft, glaubt Zettler.
Begehrtes Grundstück Die Begehrlichkeiten für das Grundstück sind groß: „Die entscheidende Frage wird sein, ob das Land diese Fläche selbst nutzen will“, sagt Rapp. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) war bereits mehrfach als möglicher Interessent für eine Nachnutzung im Gespräch. Die DHBW, die rasant wächst, sucht Erweiterungsmöglichkeiten.
„Wir schauen bereits jetzt, ob es Bedarf für eine landeseigene Einrichtung in der Seestraße gibt“, sagt Zettler. Derzeit sehe er diesen „nicht zwingend“. Allerdings sei in der Tat die DHBW ein Thema, unter Umständen gibt es aber auch Bedarf für die Staatsanwaltschaft in Ravensburg.
Wenn das Land nicht selbst zugreift, wird es eng mit dem Rathaus zusammenarbeiten, sagt Zettler. Die Stadt Ravensburg hat für das PolizeiGrundstück ein Vorkaufsrecht, bestätigt der Oberbürgermeister. Rapp macht keinen Hehl daraus, dass er am alten Revier sehr interessiert wäre: „Das ist eine sehr attraktive Fläche.“Am liebsten würde die Stadt selbst gestalten, was hier passiert: „Dann würden wir uns das gesamte Quartier anschauen, einschließlich des Parkdecks Oberamtei.“
Für die Stadt würden sich konkret wohl noch einmal neue Möglichkeiten für die Neuordnung ihrer Verwaltungsstandorte ergeben. In unmittelbarer Nachbarschaft wird nächstes Jahr der Rathaus-Neubau in der Seestraße bezogen. Baubürgermeister Dirk Bastin hat aber bereits darüber hinaus laut nachgedacht: Möglicherweise wird das Parkhaus Oberamtei in ein paar Jahren abgerissen und dort ein neues Technisches Rathaus hingestellt. Darunter könnte sich eine Tiefgarage ausbreiten.
Die Grundidee, in der Seestraße Verwaltungsstandorte zusammenzuführen, sei „sehr langfristig“ausgelegt – und laut Bastin als „städtebauliche Vision“ausbaubar. Mit der Fläche des alten Polizeireviers würden sich noch einmal ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Gleichzeitig wäre aber auch Wohnbau in der Seestraße angesichts der akuten Not in Ravensburg eine attraktive Option.