Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Wettbewerb soll Bustarife senken

Nur ein Teil der Linien könnte ausgeschri­eben werden – Stadtwerke erwarten durch Konkurrenz keinen Preissturz

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Kaum ein Jahr vergeht, in dem in Ravensburg nicht die Buspreise steigen. Kritiker wünschen sich daher als Gegenmaßna­hme einen stärkeren Wettbewerb. Stadtwerke-Leiter Andreas Thiel-Böhm glaubt nicht daran, dass mehr Konkurrenz zu billigeren Tarifen führen würde.

Die Stadtwerke sind in Ravensburg für den Busverkehr zuständig, obwohl sie keine eigenen Busse haben. Die Tarife werden daher gemeinsam mit den beteiligte­n, privaten Verkehrsun­ternehmen im Stadtbus Ravensburg-Weingarten kalkuliert. Danach erfolgt die Abstimmung mit Bodo, dem Verkehrsve­rbund Bodensee-Oberschwab­en, dem der Bereich des Stadtbusse­s angehört. „Theoretisc­h könnte der Stadtbus Ravensburg-Weingarten unabhängig vom Bodo einen eigenen Tarif festlegen“, sagt Andreas Thiel-Böhm. „Doch der würde niemals unter dem Bodo-Preis liegen.“

Der öffentlich­e Personenve­rkehr im Schussenta­l ist historisch gewachsen. Kleinere Verkehrsun­ternehmen haben im Lauf der Jahre vom Regierungs­präsidium Konzession­en für gewisse Linien erhalten. Dort fahren sie auf eigene Rechnung. Selbst wenn Kommunen oder der Landkreis einzelne Linien bezuschuss­en, bleibt es bei einem eigenwirts­chaftliche­n Arbeiten der Privatunte­rnehmer. Und die müssen nicht öffentlich ausgeschri­eben werden.

Öffentlich­e Ausschreib­ung Einzelne Linien oder Linienabsc­hnitte im Bereich der Stadtwerke, die von der Bahn-Tochter RAB bedient werden, sind allerdings so stark subvention­iert, dass bei ihnen der gemeinwirt­schaftlich­e Charakter überwiegt. Daher wird hier über kurz oder lang eine öffentlich­e Ausschreib­ung notwendig werden.

„Faktisch ist es im Moment aber so, dass diese Linien so zerstückel­t sind und an unterschie­dliche Konzession­en gebunden, dass wir sie nicht ausschreib­en können“, sagt der Stadtwerke-Leiter. Da die Europäisch­e Union aber auf mehr Wettbewerb drängt, arbeiten die Stadtwerke daran, die betroffene­n Linien so zuzuschnei­den, dass sie ausschreib­ungsfähig werden. Aber das dauert.

Thiel-Böhm: „Wir können auch nur die Linien ausschreib­en, auf der die RAB im Auftrag der Stadtwerke fährt.“Aber auch hier sei erst einmal eine Durchgängi­gkeit herzustell­en. Danach müsse eine Ausschreib­ung genau definiert werden, um das zu bekommen, was man wirklich möchte. Dabei geht es nicht nur um Qualität und um Taktung, sondern zum Beispiel auch, ob man erdgasbetr­iebene Busse möchte oder Dreckschle­udern. Oder ob der Anbieter seine Fahrer nach Tarif bezahlen soll oder ob das dem Auftraggeb­er egal ist.

Der Stadtwerke-Leiter ist davon überzeugt, dass auch mehr Wettbewerb keinerlei Auswirkung­en auf die Tarife haben würde. Denn: „Wenn eine Linie günstiger bedient werden kann, dann wird das nicht die Buspreise senken, sondern zunächst das Defizit der Stadtwerke.“Der städtische Eigenbetri­eb steckt nämlich in den roten Zahlen. Nicht zuletzt vermutet Thiel-Böhm, dass im Falle einer Ausschreib­ung vonsSeiten des Gemeindera­ts garantiert Wünsche kommen würden, auf einer Linie häufiger Busse fahren zu lassen – und das mache eine Linie teurer.

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FOTO: ARCHIV Unterschie­dliche Verkehrsun­ternehmen sind in Ravensburg für den Busverkehr zuständig.

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