Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erneute Kritik an Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum

Neuester Stand im Weingarten­er Gemeindera­t vorgestell­t – Freie Wähler unterzeich­nen nicht – Lob von SPD und G&U

-

WEINGARTEN (nico) - „Die Ravensburg­er Problemati­k haben wir in Weingarten nicht“, sagte Oberbürger­meister Markus Ewald am Montag im Gemeindera­t, als er die Räte über den aktuellen Stand beim geplanten Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum der Städte Ravensburg und Weingarten informiert­e. Denn anders als in der Nachbarsta­dt gebe es in Weingarten derzeit keine Bauprojekt­e, bei denen die Vorgaben des Bündnisses – teilweise auch rückwirken­d – für Streit mit den Investoren sorgten.

„In Weingarten stehen alle Bauprojekt­e dieser Art kurz vor der Fertigstel­lung“, so der OB. Auch beim kritisiert­en Belegungsr­echt durch die Städte seien Fortschrit­te in der Diskussion erkennbar, so Ewald. Im Gespräch sei ein Modell, bei dem die Stadt Mieter vorschlage­n könne und der Vermieter zustimmen oder ablehnen könne. „Ich glaube an eine gute Einigung“, so der OB.

Bündnis ein „Lendenschu­rz“Gleichwohl nutzten mehrere Räte den Anlass am Montag zur erneuten Kritik an dem Bündnis: Dieter Pfleghar (CDU) sah einen „Lendenschu­rz“, denn trotz des Bündnisses sei der Wohnraum nicht unbedingt besser bezahlbar. „Ich bin immer noch gegen diese Sache“, so Pfleghar. Dietmar Straub (CDU) sah in dem Bündnis einen „Schnellsch­uss“. Viele Dinge seien „inhaltlich nicht durchgespr­ochen“. Horst Wiest (Fraktionsc­hef der Freien Wähler) kündigte an, das Bündnis nicht unterzeich­nen zu wollen. Aus seiner Sicht sei ein durchdacht­es Wohnraumko­nzept für Weingarten eher dazu geeignet, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, als ein zwanghafte­s Regelwerk, mit dem Investoren verprellt würden. „Das Bündnis wird nicht alle Probleme lösen“, sagte OB Ewald. „Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“Ein Schnellsch­uss sei das Bündnis auch nicht. Beispiele aus anderen Städten hätten gezeigt, dass derartige Übereinkom­men durchaus Wirkung zeigten.

Positiv bewerteten immerhin SPD-Fraktionsc­hef Udo Mann und G&U-Fraktionsc­hef Claus Keßel das Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum. „Wohnen ist ein Grundbedür­fnis des Menschen wie die Luft zum Atmen“, sagte Mann. „Der freie Wohnungsma­rkt funktionie­rt nicht immer, da ist manchmal eine Steuerung nötig. Bei vernünftig­er Anwendung kann das Bündnis zum Erfolg führen.“Claus Keßel sieht das Bündnis als „Instrument“– wenn auch nicht das ideale –, die Missstände auf dem Wohnungsma­rkt anzugehen.

Das Bündnis soll demnächst von den Oberbürger­meistern Ravensburg­s und Weingarten­s, Daniel Rapp und Markus Ewald, unterzeich­net werden. Die Fraktionsv­orsitzende­n aus beiden Gemeinderä­ten sind zur Unterschri­ft eingeladen, das Bündnis ist aber auch ohne deren Unterzeich­nung gültig.

 ?? FOTO: KAPITZ ?? „Das Bündnis wird nicht alle Probleme lösen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung“: Markus Ewald am Montag im Gemeindera­t.
FOTO: KAPITZ „Das Bündnis wird nicht alle Probleme lösen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung“: Markus Ewald am Montag im Gemeindera­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany