Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bei Fourcades Coup zielt nur Graf genau
Der Niederbayer wird im Einzelrennen von Östersund mit einem Fehlschuss Achter
ÖSTERSUND (SID/dpa) - Als der Wind schlagartig auffrischte, verballerten Simon Schempp und Co. den Weltcup-Auftakt: Eklatante Schwächen am Schießstand brachten die erfolgsverwöhnten deutschen Biathleten in Östersund um eine Spitzenposition. Allein Schempp schoss im ersten Einzelrennen der Saison siebenmal daneben – am Ende stand für ihn nach 20 Kilometern deshalb nur der 46. Platz zu Buche.
Bester Athlet des Deutschen Skiverbandes war als Achter Florian Graf, der eigentlich zur zweiten Garde gehört – aber am Donnerstag einzig mit dem letzten seiner 20 Schüsse nicht traf. Er erfüllte damit die WMNorm und rettete ganz nebenbei die Bilanz der Deutschen, die im ersten Einzelrennen des Winters zuletzt 2010 ohne Top-Ten-Resultat geblieben waren. „Ich bin super glücklich, hier so einen Einstand zu feiern“, sagte Graf, der sich erst kurzfristig durch gute Leistungen im IBU-Cup für Östersund empfohlen hatte: „Das war zwar nur ein Rennen, aber ich würde das in den nächsten Wettkämpfen gerne bestätigen.“
Schempp dagegen war frustriert. „Ich habe mich eigentlich gefreut, dass die Saison losgeht. Aber mit dem Rennen kann ich nicht zufrieden sein“, sagte der 28-Jährige. „Ich habe beim Schießen lange gewartet. Aber irgendwann wurden die Beine zittrig, dann konnte ich die Waffe nicht mehr ruhig halten. Es ging eben in die Hose.“
Während die Deutschen mit Ausnahme von Graf schwächelten, zeigten die Konkurrenten deutlich bessere Leistungen. Einen Tag nach dem Erfolg von Laura Dahlmeier triumphierte der Franzose Martin Fourcade, der zuletzt fünfmal nacheinander den Gesamtweltcup gewonnen hatte. Der Einzel-Weltmeister verwies bei seinem 48. Weltcup-Sieg trotz zweier Fehler den Norweger Johannes Thingnes Boe (zwei Fehler/29,5 Sekunden zurück) auf den zweiten und den Weißrussen Wladimir Tschepelin (ein Fehler/1:24,3 Minuten zurück) auf den dritten Rang. „Ich habe jetzt eine gute Antwort auf die Frage nach meiner Form. Es ist ein Unterschied, ob man gewinnen kann oder tatsächlich gewinnt“, sagte Fourcade im Ziel.
Schempps Hoffnungen auf ein Top-Resultat schwanden bereits beim zweiten Schießen. Nach einer fehlerfreien Liegendeinlage schoss er stehend, sichtlich beeinträchtigt durch die heftigen Windböen, viermal daneben. Die Luft war raus, es folgten drei weitere Fehler. Seine Kollegen machten es nicht besser. Trotzdem sagte Schempp: „Die Saison ist noch sehr lang, noch ist nichts verloren.“Was Mut machen sollte: In der Loipe überzeugte Schempp mit der fünftbesten Zeit. „Läuferisch war es okay, darauf kann ich aufbauen.“
Die nächste Chance dazu bietet sich am Samstag (ab 11.45 Uhr/ARD, Eurosport), wenn der Weltcup mit den Sprintrennen fortgesetzt wird.