Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baur oder Prokop
Der Handball-Bund pokert um den Bundestrainer-Job
FRANKFURT (dpa/sz) - Shootingstar oder Weltmeister: Nach dem überraschenden Wechselwunsch von Christian Prokop steuert das Bundestrainer-Casting des Deutschen Handballbundes auf ein spannendes Finale zu. Neben dem Trainer des Erstligisten SC DHfK Leipzig, der am Mittwochabend offiziell sein Interesse an dem Job verkündete, ist nur noch Stuttgarts Coach Markus Baur im Rennen um die Nachfolge von Dagur Sigurdsson.
„Beide sind sehr gute Leute. Es sind verschiedene Typen mit verschiedenen Ideen, aber beide Konzepte sind mit den Vorstellungen des Verbandes kompatibel“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.
Prokop hatte nach der 23:31-Niederlage in Flensburg aufgewühlt sein großes Interesse an dem Job bekundet. „Ich habe eine Entscheidung getroffen und die heißt, dass ich gerne das Amt des Bundestrainers übernehmen möchte“, sagte der 37-Jährige. „Ich habe ewig mit mir gerungen und kann nur hoffen, dass der Verband und unser Verein faire Gespräche führen werden.“Seine Aussage überraschte, weil zahlreiche Medien von einer Absage Prokops an den DHB berichtet hatten. Zum Gerücht, dass er den Leipziger Spielern schon eine Zusage zum Verbleib gegeben hatte, wollte SC-Manager Karsten Günther nichts sagen.
Baur äußerte sich zurückhaltender zu seinen Ambitionen, die aber nicht minder groß sind. „Es ist eine Ehre, als Bundestrainer im Gespräch zu sein. Es ist natürlich eine sehr interessante Aufgabe. Alles andere werden die nächsten Tage und Wochen zeigen“, sagte der Weltmeister von 2007.
„Wir hatten eine Liste mit drei AKandidaten, zwei davon haben wir durchbekommen“, sagte Hanning. Dritter Anwärter auf die Nachfolge von Sigurdsson, der sein Amt nach der WM im Januar 2017 abgibt, war der Däne Ulrik Wilbek. „Er ist ein erfahrener Mann, den ich sehr schätze. Er hat aber abgesagt“, berichtete Hanning.
Der Verband hat nun die Qual der Wahl. Hier der aufstrebende Prokop, der als penibler Analytiker gilt und sich in der Branche schnell einen guten Ruf erworben hat. Dort der als Spieler zu Weltruhm gelangte Baur, geboren in Meersburg, der wie zu seiner aktiven Zeit auch mal aus dem Bauch Entscheidungen trifft und als früherer Nationalspieler und Junioren-Auswahltrainer mit den Verbandsstrukturen bestens vertraut ist. „Wir haben zwei A-Kandidaten und werden ganz ohne Hektik mit beiden transparent reden“, kündigte Hanning an.
Späth nach Stuttgart: Nationalspieler Manuel Späth (31) verlässt den Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen nach elf Jahren und geht im Juli zum TVB Stuttgart. Der Kreisläufer unterschrieb einen Vertrag bis 2019. Frisch Auf hatte zuvor Kreisläufer Jacob Bagersted aus Magdeburg verpflichtet.