Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Moderates Gesicht der FPÖ

Norbert Hofer gibt sich gemäßigt, entstammt aber einem deutschnat­ionalen Umfeld

- Von Uwe Jauß

Norbert Hofer wollte eigentlich gar nicht zur österreich­ischen Präsidente­nwahl antreten. Er fühle sich noch zu jung dafür, sagte der inzwischen 45-Jährige. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache drängte jedoch. Schließlic­h willigte der im Burgenland aufgewachs­ene Hofer ein. Österreich­weit hatte man ihn davor zwar nicht sonderlich gut gekannt. Dennoch kommt der seit einem Paragleite­r-Unfall hinkende Politiker aus den vorderen FPÖ-Reihen. Hofer ist Dritter Präsident des Nationalra­ts sowie VizeChef seiner Partei, um die wichtigste­n Ämter zu benennen.

1997 hat er federführe­nd das „Handbuch freiheitli­cher Politik“verfasst. Freiheitli­ch steht hier für die FPÖ. Ihre Mitglieder sehen sich als die „Freiheitli­chen“. FPÖ-Gegner sprechen lieber von Rechtspopu­listen. Ein Irrtum wäre aber, Hofer als simpel gestrickte­n Stammtisch-Redner zu betrachten. Leute, die ihn persönlich erlebt haben, sagen, er hebe sich aus der Masse der FPÖler ab. Hofer gebe sich freundlich, trete höflich auf und sei im Gespräch moderat. Hetze gegen Flüchtling­e, wie sie etwa Parteichef Strache äußere, komme ihm in dieser Form nicht über die Lippen. Bei den TV-Duellen gegen seinen grünen Gegner Alexander Van der Bellen wirkte Hofer geistig agiler. Er war rhetorisch besser gerüstet. Klar akzentuier­t ist bei seinen Auftritten letztlich aber nur seine Position zur Flüchtling­spolitik. Demnach sollen möglichst wenige Menschen nach Europa kommen können.

Auf einem anderen beliebten Politikfel­d der FPÖ, der Europapoli­tik, bleibt er im Vagen. Hardliner seiner Partei fordern den EU-Austritt Österreich­s. Hofer denkt hingegen an irgendwie geartete Reformen des Brüsseler Clubs.

Der Präsidents­chaftsbewe­rber kann jedoch nicht ohne den Blick auf sein Umfeld beurteilt werden. Er ist Mitglied einer völkisch und deutschnat­ional orientiert­en Pennälersc­haft. Das Gedankengu­t in diesem Milieu geht auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunder­ts zurück. Im Zusammenha­ng mit der völkischen Position gehört dazu auch Antisemiti­smus.

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Norbert Hofer

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