Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU will mit Quote gegen Landarztma­ngel kämpfen

Einige Medizin-Studienplä­tze sollen an die Verpflicht­ung gekoppelt werden, nach der Ausbildung auf dem Land zu arbeiten

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Landes-CDU will dem Mangel an Hausärzten auf dem Land mit einer nicht ganz neuen Idee begegnen: Beim CDU-Bundespart­eitag Anfang kommender Woche in Essen bringt sie einen Antrag auf Einführung einer Landarztqu­ote im Medizinstu­dium ein. Eine Zahl an Studienplä­tzen soll an Bewerber gehen, die sich dazu verpflicht­en, nach ihrem Studium für eine gewisse Zeit in einem unterverso­rgten Gebiet zu arbeiten. Der Minister für Ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU), unterstütz­t den Vorstoß ebenso wie die Sachsen-CDU und die Antragskom­mission der Bundespart­ei. Auch Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) steht einer Quote offen gegenüber. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g hält hingegen nichts von der Idee.

Für Manuel Hagel, Generalsek­retär der Landes-CDU, ist die Sache klar: „Die Lebenswirk­lichkeit der Menschen im ländlichen Raum sind schließend­e Arztpraxen und Probleme, einen Arzttermin zu bekommen.“Das müsse sich ändern, so Hagel. Er bezieht sich auf ein Gutachten des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums vom Dezember 2015, wenn er sagt: „Eine Landarztqu­ote ist verfassung­srechtlich möglich.“Und wirkungsvo­ll sei die Maßnahme laut Gutachten obendrein.

Dass sich die Versorgung mit Hausärzten gerade auf dem Land ändert, betont auch Kai Sonntag von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Baden-Württember­g (KVBW). Der Anteil der Ärzte, die älter als 60 Jahre sind, liege bei 35 Prozent. Die Vereinigun­g geht davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren 1600 Hausärzte in den Ruhestand gehen werden. Gleichzeit­ig würden wohl nur 1000 bis 1200 Mediziner nachrücken. „Es kann passieren, dass jede dritte Hausarztpr­axis geschlosse­n wird“, so Sonntag. Zudem behandelte­n junge Ärzte deutlich weniger Patienten als diejenigen, die aus dem System rausgehen. Laut Sachverstä­ndigenrat müssten für zwei Ärzte, die ausscheide­n, drei junge nachkommen.

Von dem Vorstoß der LandesCDU hält die KVBW dennoch nichts. „Wir glauben, dass eine Landarztqu­ote das Problem nicht lösen wird“, sagt Sonntag. Für einen jungen Mediziner sei es am Anfang seiner zwölfoder 13-jährigen Ausbildung schwer, sich darauf festzulege­n, Hausarzt zu werden. Problemati­sch sei auch die Frage, was denn als „unterverso­rgt“gilt. Bislang gebe es zwar eine Definition für Überversor­gung, nicht aber für Unterverso­rgung.

Sonntag plädiert dafür, die Rahmenbedi­ngungen so zu gestalten, dass sich Ärzte auch auf dem Land niederlass­en wollen. Der Trend gehe hin zu Gemeinscha­ftspraxen und weg von den klassische­n Einzelprax­en, die heute noch 60 Prozent ausmachten. Die KVBW rechnet in zehn Jahren mit fünf bis zehn Prozent. Der „Strukturwa­ndel“bedeute nicht, dass die Versorgung schlechter werde. Doch wollten eben immer mehr junge Ärzte angestellt und damit flexibler sein. Zudem werde der Hausarzt-Beruf weiblicher und damit der Wunsch nach Teilzeit größer.

CDU-Generalsek­retär Hagel plädiert dennoch für die Quote. Er sieht diese als Ergänzung zum Förderprog­ramm „Landärzte“des Landes, das Mediziner mit bis zu 30 000 Euro unterstütz­t, wenn sie sich in einem Fördergebi­et niederlass­en. Laut Sozialmini­sterium sind so 83 Ärzte mit insgesamt 1,7 Millionen Euro seit 2012 unterstütz­t worden. Eine Sprecherin verweist auf den grün-schwarzen Koalitions­vertrag und erklärt, dass das Programm fortgeführ­t werde, wenn das Volumen von zwei Millionen Euro erschöpft sei.

 ?? FOTO: OH ?? Pro Landarztqu­ote: CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel.
FOTO: OH Pro Landarztqu­ote: CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany