Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frischer Wind in Frankreich
Es ist eine gesunde Erneuerung, die in Frankreich im Gange ist. François Hollande verlässt ebenso die Bühne wie Nicolas Sarkozy. Die alten Gegenspieler gehen aufs Altenteil, ebenso wie der 71-jährige Alain Juppé, der die Vorwahl der Konservativen verlor. Die überraschenden Entwicklungen der vergangenen Tage machen den Weg für andere Kandidaten frei, die unverbrauchter sind.
Das neue Szenario zeigt, dass Veränderungen möglich sind. Es bringt auch die Chefin des Front National, Marine Le Pen, in Erklärungsnöte. Wird sie doch zur einzigen Kandidatin, die bereits 2012 antrat. Le Pen, die stets gegen das System wettert, ist ein dauerhafter Bestandteil von ihm. Zusammen mit ihrem Vater JeanMarie kommt der Clan auf sieben Präsidentschaftskandidaturen. Der Front National mit seiner Familiendynastie wird zu einer altmodischen Partei, während sich ausgerechnet die traditionellen Kräfte, die Sozialisten und die Konservativen, nach dem Willen ihrer Wähler verändern.
Für die Sozialisten geht es bei dieser Erneuerung um alles oder nichts. Die Partei kann in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, wenn sie sich nicht auf einen starken Kandidaten einigt. Valls wäre so einer. Aber anders als Hollande ist er nicht um Ausgleich bemüht. Der 54-Jährige steht für klare Kante. Ob er sich damit durchsetzen kann, ist fraglich. Nachdem es monatelang nach einem Duell Hollande-Sarkozy aussah, ist der Wahlkampf in Frankreich wieder spannend geworden. Für die Demokratie ist das eine gute Nachricht.
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