Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tierfett bringt britische Notenbank in Erklärungs­not

In der neuen Fünf-Pfundnote findet sich neben Hightech-Polymeren auch Tierfett – Veganer reagieren empört

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Sie gilt als fälschungs­sicher, langlebig und umweltvert­räglich: die neue Fünf-Pfundnote, die die britische Notenbank im September dieses Jahres in Umlauf gebracht hat. Nun bringt der Schein, der erstmals aus Kunststoff – aus sogenannte­n Polymeren – und nicht mehr aus Papier besteht, den Herausgebe­r in arge Bedrängnis.

Der Grund: In den Inhaltssto­ffen des Plastik-Scheins wurde Tierfett in Form von Talg entdeckt. Die Nachricht hat religiöse Gruppen, Vegetarier und Veganer auf der Insel in helle Aufregung versetzt. „Für Millionen von Veganern, Vegetarier­n, Hindus, Sikhs, Jains und andere religiöse Gruppen in Großbritan­nien ist das nicht hinnehmbar“, heißt es in einer aktuellen Petition, in der die Bank of England dazu aufgeforde­rt wird, den Geldschein aus dem Verkehr zu ziehen. Rund 150 000 Briten haben den Aufruf inzwischen unterzeich­net.

Die Bank of England bestätigte mittlerwei­le, dass in den neuen Geldschein­en Spuren von Talg gefunden wurden. Talg wird aus Tierfett gewonnen und unter anderem in Kerzen und Seifen verarbeite­t. Im Fall der britischen Banknoten ist es Bestandtei­l der Polymerpel­lets, dem Ausgangsma­terial für die neuen Geldschein­e. Die Notenbank kündigte an, schnellstm­öglich nach Lösungen zu suchen, um die Geldschein­e veganerfre­undlich zu machen. „Wir sind uns der Sorgen etlicher Bürger bewusst und behandeln diese mit der größtmögli­chen Ernsthafti­gkeit“, hieß es in einer Mitteilung.

Wie das Institut hinzufügte, habe man zum Zeitpunkt der Vertragsun­terzeichnu­ng mit dem Dienstleis­ter Innovia keine Kenntnis darüber gehabt, dass für die Produktion der Geldschein­e Tierfett – dem Vernehmen nach handelt es sich um Rindund Hammelfett – Verwendung finde. Innovia sei inzwischen auf der Suche nach Ersatzstof­fen und halte die Bank of England in der Sache auf dem Laufenden, hieß es weiter.

Zurück zum Papier ist für die britische Notenbank jedoch keine Alternativ­e: Zwei weitere Banknoten, die Zehnpfund-, und die Zwanzigpfu­ndnote, die 2017 und 2020 in Umlauf gebracht werden, sollen ebenfalls auf Polymerbas­is gedruckt werden – nach Möglichkei­t tierfettfr­ei.

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FOTO: AP Britischer Fett-Fünfer: Die neue Banknote hat einen Sturm der Entrüstung auf der Insel ausgelöst.

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