Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Macht der Lüge

Wie man Falschmeld­ungen, sogenannte Fake News, im Netz erkennen kann

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WIEN (dpa/tmn) - Geheime Nachtflüge für Flüchtling­e nach Deutschlan­d oder die Rückkehr eines Killerinse­kts – das sind Nachrichte­n, die nicht der Wahrheit entspreche­n. Sogenannte Fake News verbreiten sich im Netz aber trotzdem. Wie unterschei­den Leser Wahrheit von Lüge?

Nur weil etwas im Internet steht, muss es noch lange nicht stimmen. Eigentlich ist das keine überrasche­nde Erkenntnis. Doch in jüngster Zeit machen sogenannte Fake News – also frei erfundene Nachrichte­n – die Runde, verbreiten sich in sozialen Netzwerken. Im US-Wahlkampf haben sie eine Rolle gespielt, aber auch in Deutschlan­d tauchen sie auf. Woher kommen sie, und wie können Leser sie enttarnen? Die Initiative Mimikama, die auf ihrer Seite über verschiede­ne Fake News aufklärt, hat einige Tipps:

URSPRUNG: „Es gibt zum einen Fake News im amerikanis­chen Stil“, sagt Andre Wolf von Mimikama. Dahinter stehe vor allem kommerziel­les Interesse. Frei erfundene Nachrichte­n sollten Internetnu­tzer etwa auf Seiten mit Werbeanzei­gen locken. „Hierzuland­e stehen eher ideologisc­he Motive im Vordergrun­d.“Es sollen Ängste geschürt und Befürchtun­gen bestätigt werden – etwa beim Thema Flüchtling­e. Außerdem gibt es noch Satirewebs­eiten, die falsche Nachrichte­n verbreiten. Diese sind allerdings in der Regel auch deutlich als Satire gekennzeic­hnet.

SKEPSIS: „Der erste Schritt beim Erkennen von Fake News ist ein gewisses Gefühl“, sagt Wolf. Überspitzt­e Darstellun­g und das Fehlen belastbare­r Quellen können Anzeichen für eine falsche Nachricht sein. Hier ist also Misstrauen gefragt. Gerade das fehlt vielen Internetnu­tzern aber: Eine Studie der US-Universitä­t Stanford etwa kam jüngst zu dem Ergebnis, dass viele Schüler und Studenten einfach hinters Licht geführt werden können.

IMPRESSUM: Wer sich unsicher ist, ob die Nachricht der Wahrheit entspricht, sollte die Quelle anschauen. Das bedeutet auch: In sozialen Netzwerken erst prüfen, woher etwas kommt – und es dann teilen. Auf der Ursprungss­eite lohnt dann vor allem der Blick ins Impressum. „Wenn es gar keins gibt, sollte man aufmerksam werden“, rät der Experte. Auch, wenn irgendeine Adresse im Ausland angegeben ist, die sich nicht mit dem Inhalt der Seite erklären lässt, sollten Leser sich fragen: Warum möchte der Betreiber der Seite für seine Inhalte nicht haften?

SUCHMASCHI­NE: Das Gegencheck­en von Texten und Bildern kann helfen, falsche Nachrichte­n zu erkennen. Wenn Google und Co. Textstelle­n auf mehreren Webseiten abseits seriöser Nachrichte­nportale wiederfind­en, ist das ein Indiz für Fake News. „Viele alternativ­e Blogs nehmen Inhalte und kopieren sie einfach unreflekti­ert“, sagt Wolf. Bei Fotos kann die Bildersuch­e helfen. Ist ein angeblich aktuelles Foto beispielsw­eise schon 2008 im Netz aufgetauch­t, kann irgendwas nicht stimmen.

MELDEN: Bei Mimikama können Internetnu­tzer Fake News melden. Die Initiative prüft die Nachricht und verfasst dann eventuell einen Bericht darüber. Die Initiative betreibt unter www.hoaxsearch.com außerdem eine Suchmaschi­ne für Fake News.

Fehler melden kann man unter: http://www.mimikama.at/fakemelden/

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FOTO: FRANZISKA GABBERT Die Wahrheit ist im Netz leicht manipulier­bar. Lügen lassen sich mit einem Mausklick weiterverb­reiten. Bei der Initiative Mimikama kann man falsche Nachrichte­n melden und überprüfen lassen.

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