Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Narrenzunft wehrt sich gegen Anschuldigungen
Mochenwangener „Drecketer Bläse“nimmt Stellung zu Ignoranz-Vorwürfen der „Scheerahexa“– Verweis auf historische Verbundenheit und jahrelange Bräuche
RAVENSBURG/MOCHENWANGEN Seit diesem Jahr gibt es die Narrenzuft „Scheerahexa“in Mochenwangen. Deren Zunftmeister Hussein Saleh bedauert, dass andere Zünfte die Neuen ignorieren würden (SZ vom 5. November). Doch den Vorwurf, nicht kooperativ genug zu sein, will die Mochenwangener Narrenzunft „Drecketer Bläse“nicht auf sich sitzen lassen.
In einer Stellungnahme schreibt Herbert Hoffmann, der „DrecketerBläse“-Zunftmeister: „Eine Distanz zu neuen Zünften hat nichts mit Ablehnung zu tun.“Auch ein Konkurrenzverhältnis sieht Hoffmann nicht. In vielen Städten und Gemeinden sei es üblich, dass mehrere Zünfte freundschaftlich, aber unabhängig voneinander, Fasnetsbräuche pflegen, so der Zunftmeister. „Dies ist auch in der kleinen Gemeinde Wolpertswende/Mochenwangen bereits seit über 20 Jahren der Fall. Im Teilort Wolpertswende sind die ,Hatzaleit‘, welche bereits 1989 gegründet wurden, aktiv. Sechs Jahre später, 1995, wurde dann in Mochenwangen die Narrenzunft ,Drecketer Bläse‘ ins Leben gerufen“, erklärt er. „Jede Zunft hat einen historischen Hintergrund, welcher auch entsprechend belegbar ist.“Die Zünfte verbindet laut Hoffmann ein freundschaftliches Verhältnis.
Zeitlich ist alles getaktet Jedoch sei jede Zunft für sich eigenständig. „Jede Zunft stellt in ihrem Teilort den Narrenbaum und setzt den Bürgermeister ab. Diese Fasnetsbräuche sind zeitlich so abgestimmt, dass es der jeweils anderen Zunft möglich ist, mit einer Abordnung an diesen Aktivitäten teilzunehmen“, teilt die Zunft „Drecketer Bläse“mit. Bei der Schülerbefreiung gebe es ebenfalls eine einvernehmliche Einigung. Hoffmann: „Hier wird im Zwei-Jahres-Rhythmus gewechselt.“Zudem veranstalten die „DrecketerBläse“-Mitglieder jedes Jahr am Fasnetsfreitag einen Dorfumzug. „Diese Bräuche wurden über viele Jahre in mühevoller Arbeit aufgebaut und sind nun Tradition. Sie sind im Kalender der Zunft und der Gemeinde Wolpertswende/Mochenwangen als fester Bestandteil verankert und nicht wegzudenken. Diese Bräuche werden wir nicht abgeben und auch weiterhin leben und pflegen“, sagt Zunftmeister Hoffmann. Aus seiner Sicht sei es der Bevölkerung schwer zu vermitteln, wenn es plötzlich einen dritten Narrenbaum oder einen weiteren Dorfumzug gebe.
Derzeit ist die Narrenzunft „Drecketer Bläse“um die Aufnahme und eine aktive Mitgliedschaft in den Alemannischen Narrenring bemüht. Hoffmann: „Hier gibt es Regeln, welche Mitglieder und Anwärter einhalten müssen.“Und eine dieser Regeln besagt: Neugründungen werden nicht zu Umzügen eingeladen.