Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Ravensburg­er Polizeirev­ier kommt in den Bundesverk­ehrswegepl­an

- Von Frank Hautumm

ielleicht hätte man das geplante neue Ravensburg­er Polizeirev­ier einfach in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufnehmen sollen. Die Chancen dafür, dass es tatsächlic­h gebaut wird, wären dann sprunghaft gestiegen. So aber wird es vermutlich dazu kommen, dass die ersten Autos durch den Molldietet­unnel fahren, bevor der erste Polizist in der Gartenstra­ße seinen Schreibtis­ch bezogen hat. Um es an dieser Stelle noch einmal zu sagen: Für das Jahr 2008 war der erste Spatenstic­h geplant, jetzt wird es mindestens bis 2021 dauern, bis die marode Villa in der Seestraße geräumt werden kann.

Man könnte sich jetzt leicht darüber lustig machen, dass Manne Lucha, grüner Sozialmini­ster aus Ravensburg, bei der Oberschwab­enschau im Oktober vollmundig den Baustart für Februar 2017 verkündet, das schwarze Innenminis­terium diesen Plan aber schon wenige Tage später wieder kassiert hatte. Aber erstens dürfte Lucha sich mit seiner Prognose wohl maximal um wenige Monate vertan haben, was angesichts einer gut zehn Jahre währenden Posse den Kohl nicht fett macht. Und zum anderen hat bei diesem Trauerspie­l nun wirklich kein politische­s Lager Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Auch die SPD nicht, die vor gut einem Jahr, damals noch zuständige­r Regierungs­partner der Grünen, einen Spatenstic­h rechtzeiti­g zu Weihnachte­n und vor der Landtagswa­hl inszeniert hatte. Als die Fotografen abgezogen waren, war die Baustelle wieder geschlosse­n worden.

Insofern sollten sich alle, die jetzt auf Skandal machen und zu höchster Eile drängen, schön zurückhalt­en. Die Evaluierun­g der Polizeiref­orm wird dieses Endlos-Projekt auch noch aushalten. Und dass im Laufe der Zeit schöne neue Aspekte auftauchen können, hat der interessan­te Vorstoß von Landrat Harald Sievers gezeigt: Mitten in der Stadt steht jetzt ein großes Dienstgebä­ude frei, das der EnBW. Warum gedanklich nicht noch eine Schleife fliegen? Nur bis 2021 sollte wirklich etwas passiert sein, denn dann sind wieder Landtagswa­hlen. Und was rund um diese passiert, ist ja bekanntlic­h unberechen­bar.

Unberechen­bar, aber immer sympathisc­h bleibt der Verein der Räuberhöhl­en-Freunde in seinem Widerstand­skampf. Wolfgang Niedecken von BAP für seinen Einsatz gegen rechts auszuzeich­nen, ist genauso bemerkensw­ert wie die Tatsache, dass Niedecken den Preis nicht nur an-, sondern auch persönlich entgegenni­mmt. Und dass die „Höhle“damit einen prominente­n Unterstütz­er im Kampf gegen die drohende Schließung bekommt, freut viele Ravensburg­er doppelt.

Ihnen ein schönes zweites Adventswoc­henende!

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