Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Ravensburger Polizeirevier kommt in den Bundesverkehrswegeplan
ielleicht hätte man das geplante neue Ravensburger Polizeirevier einfach in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen sollen. Die Chancen dafür, dass es tatsächlich gebaut wird, wären dann sprunghaft gestiegen. So aber wird es vermutlich dazu kommen, dass die ersten Autos durch den Molldietetunnel fahren, bevor der erste Polizist in der Gartenstraße seinen Schreibtisch bezogen hat. Um es an dieser Stelle noch einmal zu sagen: Für das Jahr 2008 war der erste Spatenstich geplant, jetzt wird es mindestens bis 2021 dauern, bis die marode Villa in der Seestraße geräumt werden kann.
Man könnte sich jetzt leicht darüber lustig machen, dass Manne Lucha, grüner Sozialminister aus Ravensburg, bei der Oberschwabenschau im Oktober vollmundig den Baustart für Februar 2017 verkündet, das schwarze Innenministerium diesen Plan aber schon wenige Tage später wieder kassiert hatte. Aber erstens dürfte Lucha sich mit seiner Prognose wohl maximal um wenige Monate vertan haben, was angesichts einer gut zehn Jahre währenden Posse den Kohl nicht fett macht. Und zum anderen hat bei diesem Trauerspiel nun wirklich kein politisches Lager Grund, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Auch die SPD nicht, die vor gut einem Jahr, damals noch zuständiger Regierungspartner der Grünen, einen Spatenstich rechtzeitig zu Weihnachten und vor der Landtagswahl inszeniert hatte. Als die Fotografen abgezogen waren, war die Baustelle wieder geschlossen worden.
Insofern sollten sich alle, die jetzt auf Skandal machen und zu höchster Eile drängen, schön zurückhalten. Die Evaluierung der Polizeireform wird dieses Endlos-Projekt auch noch aushalten. Und dass im Laufe der Zeit schöne neue Aspekte auftauchen können, hat der interessante Vorstoß von Landrat Harald Sievers gezeigt: Mitten in der Stadt steht jetzt ein großes Dienstgebäude frei, das der EnBW. Warum gedanklich nicht noch eine Schleife fliegen? Nur bis 2021 sollte wirklich etwas passiert sein, denn dann sind wieder Landtagswahlen. Und was rund um diese passiert, ist ja bekanntlich unberechenbar.
Unberechenbar, aber immer sympathisch bleibt der Verein der Räuberhöhlen-Freunde in seinem Widerstandskampf. Wolfgang Niedecken von BAP für seinen Einsatz gegen rechts auszuzeichnen, ist genauso bemerkenswert wie die Tatsache, dass Niedecken den Preis nicht nur an-, sondern auch persönlich entgegennimmt. Und dass die „Höhle“damit einen prominenten Unterstützer im Kampf gegen die drohende Schließung bekommt, freut viele Ravensburger doppelt.
Ihnen ein schönes zweites Adventswochenende!