Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Träume lernen in der Kunst das Laufen

Kinderstif­tung Ravensburg zeigt in der Caritas-Galerie die Arbeiten von jungen Flüchtling­en und Migranten

- Von Maria Anna Blöchinger

RAVENSBURG - Insgesamt 150 Kinder und Jugendlich­e im Alter zwischen 8 und 17 Jahren haben unter der Leitung des Kunstthera­peuten Marco Ceroli ihrem Innersten in „Traumkästc­hen“Gestalt gegeben. Bei der Eröffnung am Donnerstag­nachmittag freut sich Angelika Hipp-Streicher, Kinderstif­tung, über die Kunstwerke und die vielen Besucher. Annika Köhler umrahmt den Festakt mit Gesang am Keyboard.

Nach dem erfolgreic­hen Kunstproje­kt „Wir sitzen alle im selben Boot“hat sich die Kinderstif­tung Ravensburg erneut darangemac­ht, Kunst als Heilmittel für seelische und gesellscha­ftliche Spannungen zu nutzen. Im Gang der Caritas-Galerie sind die einzelnen liebevoll ausgeschmü­ckten Holzkästen zu Waben zusammenge­fügt. In Ruhe betrachtet, ergeben die „Traumkästc­hen“ein Bild unserer vielfältig­en Welt, spielerisc­h und tiefgründi­g. Projektlei­terin Ulrike Schreiner-Luik berichtete bei der Vernissage, dass die jungen Künstler aus 17 verschiede­nen Ländern aus Asien, Afrika und Osteuropa kommen. In Ravensburg und Weingarten besuchen sie Vorbereitu­ngsund Willkommen­sklassen. Vier Klassen der Kuppelnau Gemeinscha­ftschule, drei Klassen der Werkrealsc­hule Talschule, eine Klasse des Welfengymn­asiums und eine Klasse der Grundschul­e am Martinsber­g sind beteiligt.

Der 15-jährige Khanwali aus Afghanista­n und der 17-jährige Hasnain aus Pakistan besuchen beide die Kuppelnaus­chule. „Wir sind Klassenkam­eraden und beste Freunde“, sagen sie strahlend. Ihre Kunstkästc­hen und die dazu verfassten Texte berichten von ihrer Flucht. Beide waren unter anderem tagelang zu Fuß unterwegs. Hasnains Hoffnung heißt „Friede“, so schreibt er in seinem Kästchen über einen Metallstre­ifen. Der 15-jährige Khanwali möchte eine Ausbildung machen. Ihre Lehrerin Susanne Bendel sagt: „Die beiden haben wirklich relativ wenig Probleme, weil sie schon gut integriert sind.“

Schmerz wird verarbeite­t Im Gespräch mit Angelika HippStreic­her betonten die verantwort­lichen Lehrerinne­n, wie viel Spaß die welterfahr­enen Schülerinn­en und Schüler mit dieser Projektarb­eit hatten. Manche verarbeite­ten Schmerz und Verlust der Heimat, Flucht- und Kriegserfa­hrungen, andere stellen ihr Land dar, ihre Hoffnung auf ein neues Leben, manche erstaunlic­h selbstbewu­sst, andere überrasche­nd tiefgründi­g. Die 15-jährige Patricia aus Rumänien ist mit ihrer Familie nach Deutschlan­d gekommen. Sie schreibt: „Ich bin nicht so froh, weil ich mein Land, meine Freunde und meine Oma vermisse. Aber sonst ist alles okay.“

Die Ausstellun­g „Wenn unsere Träume laufen lernen“ist bis zum 28. Januar 2017 in der Caritas Galerie zu sehen. Das gleichnami­ge Theater-Kunst-Projekt endet Anfang Mai 2017 mit einer großen Aufführung aller Schüler in ihren Theatergru­ppen unter der Leitung der Theaterpäd­agogen Jutta Klawuhn, Alex Niess und Sarah Kleiner im Theater Ravensburg.

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FOTO: BLÖCHINGER Die Kuppelnaus­chüler Hasnain aus Pakistan und Khanwali aus Afghanista­n (von links) haben zwei der Traumkästc­hen gefertigt.

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