Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit Wanderstock und Rucksackvesper in den Ruhestand
Geschenke, Ständchen, Erinnerungen – Großes Abschiedsfest für den Schlierer Bürgermeister Reimund Hausmann
SCHLIER - 22 Jahre war er Bürgermeister in Schlier, jetzt geht Reimund Hausmann in den Ruhestand. In der Festhalle in Wetzisreute bereiteten ihm viele Gäste aus nah und fern einen gebührenden Abschied.
Man konnte fast den Eindruck gewinnen, dass mehr Prominenz aus Politik und Wirtschaft anwesend war als Bürger. Beide Oberbürgermeister aus Ravensburg und Weingarten, viele Kollegen von Reimund Hausmann aus den umliegenden Gemeinden, Politprominenz aus dem gesamten Landkreis, Geistlichkeit, Gemeindeund Kirchengemeinderäte, Vereinsvorstände und viele Geschäftsfreunde waren gekommen, um sich vom scheidenden Bürgermeister zu verabschieden. Die lange Schlange am Eingang, wo Reimund Hausmann mit seiner Lebensgefährtin Anni Lischka jeden Gast persönlich begrüßte, wollte kein Ende nehmen.
Schüler: Schokolade ist wichtig Nach den schmetternden Klängen des Oldie-Fanfarenzugs und der Begrüßung des stellvertretenden Bürgermeisters Guido Deuringer verabschiedeten sich als Erstes die Jüngsten aus beiden Grundschulen mit Chor und Tanz beim Bürgermeister und wünschten ihm Freude bei seinen Reisen und immer viel Schokolade. Humorvoll war auch das Grußwort der ersten Landesbeamtin EvaMaria Menschenmoser, die als Vertreterin des Landkreises gekommen war. Sie nahm Bezug zur Anfangszeit des Bürgermeisters im Jahr 1994. „Dort haben die Uhren noch anders getickt, ohne Computer, Internet und Handy“, meinte sie. Die Amtszeit von Hausmann sei geprägt gewesen von enormen technischen und gesellschaftlichen Veränderungen. „Sie waren ein mutiger Vertreter ihres Amtes, der kein Blatt vor den Mund genommen hat, auch gegenüber dem Landratsamt“, sagte sie. Wenn es um die Belange der Gemeinde ging, habe er nie einen Konflikt gescheut. „Sie haben einen gesunden Ehrgeiz, großes Engagement und großen Sachverstand“, lobte sie Hausmann und erwähnte die vielen Projekte, die er in der Gemeinde in seiner Amtszeit umgesetzt habe. „Aber die Kräfte und Ressourcen sind auch bei einem Vollblutbürgermeister nicht unendlich“, meinte sie im Hinblick auf das vorzeitige Ausscheiden Hausmanns aus gesundheitlichen Gründen. Er müsse jetzt drei Gänge zurückschalten und für seine Hobbys da sein. Dafür gab es unter Applaus der Gäste einen Wanderstock und einen gut gefüllten Vesperbeutel.
Kommunaler Familienmensch „Es hat schon was, wenn man als Vogter Bürgermeister in Schlier dem Schlierer Bürgermeister, der in Vogt wohnt, zu seiner Verabschiedung als Schlierer Bürgermeister die Grüße des Kreisverbands Ravensburg, des Gemeindetags Baden-Württemberg, der Oberbürgermeister und Bürgermeister überbringen darf“: Mit diesem rasant vorgetragenen Bandwurmsatz eröffnete Peter Smigoc, sehr zur Heiterkeit der Zuhörer, seine Rede. Er lobte Hausmann, der immer auch ein Familienmensch gewesen sei – sowohl in seiner eigenen als auch in der kommunalen – und das Herz am rechten Fleck habe. „Jetzt wird Hausmann ein Hausmann, aus Mann wird Frau, wird Liebmann“, spielte er vergnüglich mit den Worten in Richtung der künftigen Bürgermeisterin Katja Liebmann, die ebenfalls mit ihrem Mann der Einladung gefolgt war und mehrfach hörte, wie gut die Gemeinde finanziell aufgestellt sei und ihr gute Möglichkeiten zur Weiterarbeit biete.
„Was ins Kuvert gschdeckt“Wie ach so schwer das Amt des Bürgermeisters doch sei, erklärte in der Folge der Bodnegger Bürgermeister Christof Frick, der für den Gemeindeverwaltungsverband Gullen Dank aussprach, ebenfalls sehr humorvoll. Nie könne der Bürgermeister es zwei Seiten recht machen, und wenn er doch einmal zur Zufriedenheit der Bürger gearbeitet habe, sei das ja wohl selbstverständlich.
Sowohl der katholische Pfarrer Michael Stork, als auch Kirchengemeinderätin Uta Schwarz als Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinde lobten die gute Zusammenarbeit und Unterstützung, die sie jederzeit von Hausmann erhalten haben. Den Dank aller 24 Vereine der Gemeinde, die er einzeln aufzählte, überbrachte der Vorsitzende des Musikvereins Schlier-Ankenreute Reinhold Wieland. „Alle hont dir was ins Kuvert gschdeckt“, erklärte er und nahm ebenfalls Bezug zum Wanderhobby von Hausmann. „Da kannsch neue Wanderschuh kaufa für di und Anni.“
Beatrix Zinnäcker und Markus Dörflinger verabschiedeten sich als Vertreter des Gemeinderats mit einem Gedicht. Man habe eigentlich gemeinsam singen wollen, aber „das hätten Sie nicht hören wollen“, meinte Zinnäcker. Auch von einer Theateraufführung habe man Abstand genommen, das habe der Rathauschef schließlich mit dem Gemeinderat zur Genüge gehabt, erklärte sie augenzwinkernd, bevor der Fanfarenzug Unterankenreute zum Ende des Abends blies.
„Ihr seid unbezahlbar großartig“Sichtlich beeindruckt von den vielen lobenden Worten bedankte sich Reimund Hausmann in seiner Abschiedsrede bei allen, die ihn in seiner Amtszeit begleitet haben: bei seiner Familie, seiner Partnerin, seinen Mitarbeitern und den vielen Vereinen. „Ihr seid unbezahlbar großartig.“Standing Ovations der Gäste verabschiedeten ihn, bevor der Rektor der Grundschulen, Rudi Lorenz, der durch den Abend geführt hatte, und Guido Deuringer die Gäste zum Stehempfang luden. Musikalisch wurde der Abend begleitet vom Blechbläserensemble der Musikschule Ravensburg unter der Leitung von Timo Bossler, der Musikkappelle Schlier-Ankenreute mit Dirigent Wolfgang Huber, dem Fanfarenzug Unterankenreute und den Jagdhornbläsern.
„Jetzt wird Hausmann ein Hausmann, aus Mann wird Frau, wird Liebmann.“Wortspielereien des Vogter Bürgermeisters Peter Smigoc.