Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leben und Hoffnung stiften
Stiftung Indonesia der Franziskanerinnen von Reute spendet Hilfe zur Selbsthilfe
BAD WALDSEE - Die Mutter lebt mit ihren vier Töchtern in einem kleinen Verschlag am Rande der Stadt Pandan auf der Insel Sumatra in Indonesien. Ihre Hütte ist abgebrannt und die alleinerziehende Frau schlägt sich und ihre Kinder jahrelang mit dem Sammeln von Plastikmüll durch. Jetzt leben die fünf in ihrer eigenen kleinen Holzhütte. Möglich gemacht hat das die Stiftung Indonesia der Franziskanerinnen aus dem Kloster Reute, eine Treuhandstiftung der Caritasstiftung „Lebenswerk Zukunft“.
Dieses Beispiel ist nur eines von vielen Schicksalen, das die Schwestern in Indonesien, Brasilien, in Albanien und auch Deutschland begleiten. Schwester Benedikta, Geschäftsführerin der Stiftung, hat die Mutter und ihre vier Töchter bei einem Besuch in Indonesien kennengelernt: „Das war eine Katastrophe, wie die Familie wohnen musste. Jetzt haben sie wieder einen richtigen Ort zum Leben.“Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe und Entwicklung – unter diesen Leitgedanken haben die Schwestern ihre Stiftung gestellt und unterstützen Projekte zum Unterhalt von Kinderdörfern, Schulen, Krankenstationen oder auch Behindertenund Altenhilfe weltweit; mit dem Schwerpunkt auf Indonesien und Brasilien.
Entstanden ist die Stiftung nach dem Tsunami im Jahr 2004, bei dem viele Städte auf den indonesischen Inseln und mit ihnen Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Kinderheime zerstört wurden. Eine Krankenstation erhielt von der Stiftung neue medizinische Geräte und untestützte damit den Wiederaufbau. „Ich habe Fotos davon gesehen, wie alles zerstört war. Ohne die Krankenstation wären die Menschen im Hinterland der Insel auf sich alleine gestellt“, sagt Schwester Benedikta. Schnelle Hilfe war damals wichtig, aber die Franziskanerinnen wollten vor allem langfristig helfen. „Die Indonesia Stiftung spendet wieder Leben und Hoffnung. Unser Auftrag ist es, für die Menschen da zu sein. Wir können das, was wir erhalten, weitergeben“, sagt Schwester Elisa von der Öffentlichkeitsarbeit des Klosters.
Neben Einzelschicksalen – wie jenem der Familie oder einem jungen Mann, dem durch seine erste Werkstatt der Weg in die Selbstständigkeit in Indonesien ermöglicht wurde – unterstützt die Stiftung vor allem Institutionen wie das Kinderdorf St. Antonio in Hiliweto auf der indonesischen Insel Nias. Hier leben 70 bis 80 Waisen und Halbwaisen, denen im Kinderdorf ein Familienleben und eine Schulbildung ermöglicht wird. Was die Kinder brauchen, erfahren die Schwestern in Reute durch den engen Kontakt zu ihren deutschen und indonesischen Ordensschwestern vor Ort. Zum Beispiel lebt Schwester Hildegard aus Deutschland als Kinderkrankenschwester in Hiliweto und etwa 100 einheimische Ordensschwestern sind auf den indonesischen Inseln aktiv. „Der Kontakt ist sehr engmaschig. Die deutschen Schwestern vor Ort können Indonesisch und wir haben auch einige einheimische Schwestern, die mittlerweile sehr gut Deutsch sprechen“, sagt Schwester Elisa.
Zweimal im Jahr tagt ein vierköpfiges Kuratorium im Kloster Reute und entscheidet über die nächsten Projekte, die unterstützt werden. Jede Ordensschwester auf der Welt könne einen Antrag auf Unterstützung an die Stiftung stellen. Dann prüfen Schwester Benedikta und ihre drei Mitschwestern im Kuratorium, ob die Anträge dem Zweck der Stiftung entsprechen. Maximal je 5000 Euro fließen dann in ein Projekt. Sechs Monate nachdem ein Projekt genehmigt wurde, fragt Schwester Benedikta dann bei der verantwortlichen Schwester nach, wie das Geld verwendet und ob es aufgebraucht wurde. „Es ist toll, wenn man sieht, was aus der Hilfe entsteht und dass es umgesetzt wird“, sagt Schwester Benedikta. Ziel sei dabei immer, dass die Empfänger der Spenden sich selbst weiterentwickeln, eine Existenz aufbauen oder Schulbildung erhalten, mit der sie sich dann vor Ort in die Gesellschaft einbringen können.
66 Projekte umgesetzt In den elf Jahren seit der Gründung der Stiftung haben die Franziskanerinnen mit rund 190 000 Euro 66 Projekte verwirklicht und die Schwestern helfen weiter. Im Frühling entscheidet das Kuratorium über die nächsten Projekte. Anträge für Schulbildung oder einen Brunnen mit fließendem Wasser für ein Dorf liegen Schwester Benedikta bereits vor.