Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wider den Rassismus

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Isaiah Lopaz kämpft mit Fotos gegen Rassismus – und ist damit ziemlich laut. „Wann gehst du zurück?“, steht auf einem der weißen T-Shirts, die der 36-Jährige mit den kurzen, krausen Haaren auf den Fotos trägt. Oder: „Wo kommst du wirklich her?“Es sind Fragen, die der Afroamerik­aner immer wieder zu hören bekommt: im Job oder wenn er durch Berlin läuft. Ende September veröffentl­ichte er die Fotos auf seinem Blog (http://dpaq.de/e72a0).

Jedes T-Shirt hat eine Geschichte, einige davon erzählt er dort. Als er noch längere Haare hatte, wurde er oft auf der Straße wegen Drogen angesproch­en. Daraus entstand das T-Shirt: „Wo können wir Drogen bekommen?“Dann ließ er sich die Haare schneiden. Die Kommentare wurden weniger, aber er muss sich noch immer einiges anhören.

Lopaz hat am Art Center College of Design in Los Angeles Kunst und Fotografie studiert. Vor neun Jahren kam der Amerikaner nach Frankfurt, um beim bekannten deutschen Fotografen Wolfgang Tillmans zu lernen. Als Tillmanns nach London ging, zog Lopaz nach Berlin. Statt auf Fotografie konzentrie­rt er sich seitdem auf Illustrati­onen. Die Idee zu dem Projekt entwickelt­e er im April. Er erstellte eine Liste mit all den rassistisc­hen Kommentare­n, an die er sich erinnern konnte. Lopaz spreizt seine Arme weit auseinande­r, wenn er davon erzählt. „So eine Liste war es am Ende.“

Nachdem die „New York Times“über das Projekt berichtet hatte, machte es die Runde auf Blogs und in sozialen Netzwerken – ein großer Erfolg für Lopaz, der sich als Sprachrohr der Schwarzen in Europa versteht. Der Künstler will vermitteln, wie sie sich in einer überwiegen­d weißen Gesellscha­ft fühlen, in der sie Rassismus ausgesetzt sind. Jetzt plant Lopaz noch eine Reise durch europäisch­e Städte, um ähnliche Geschichte­n einzufange­n und zu verarbeite­n.

Von Alexej Hock, dpa

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FOTO: DPA Isaiah Lopaz – Sprachrohr der Schwarzen in Europa.

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