Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Hochschulp­rojekt zum Kunstkatal­og

Zur Ausstellun­g von Herman de Vries in der Kornhausga­lerie gibt es erstmals einen Katalog

- Von Julia Marre

WEINGARTEN - Aruna Gallas lächelt. „Das ist schon ziemlich cool geworden“, sagt die 19-jährige Studentin. In ihren Händen hält sie ein schwarzes Buch: den Katalog zur in dieser Woche endenden Ausstellun­g von Herman de Vries – „Arbeiten auf Papier“. Es ist ihre allererste Publikatio­n und gleich eine überaus erfolgreic­he: Denn mit ihrem Entwurf hat die Studentin der Dualen Hochschule Ravensburg den Weingarten­er Galeriebei­rat derart begeistert, dass er ihr Konzept unter sechs weiteren auswählte.

Dass die Kornhausga­lerie Weingarten einen eigenen Katalog herausgibt, ist ein Novum in der Geschichte der Galerie: „Es ist eine Würdigung für den Künstler und außerdem eine hervorrage­nde Lektüre für die Ausstellun­gsbesucher“, sagt Martin Oswald, Vorsitzend­er des Galeriebei­rats der Stadt Weingarten. Einmal im Jahr widmet sich die Kornhausga­lerie künftig den „Positionen der Zeichnung“– und jeweils zu den Ausstellun­gen dieser Reihe werden Kataloge erscheinen.

„Wir haben uns sehr gefreut, dass der Studiengan­g Mediendesi­gn von Professori­n Andrea Hennig sofort bereit war, mit uns zu kooperiere­n“, sagt Oswald. Unter dem Titel „Hauptproje­kt 2“arbeitete Aruna Gallas mit ihren Kommiliton­en drei Monate lang an der Gestaltung eines Katalogs. Dieser sollte einen hohen Wiedererke­nnungswert haben, Auftaktpub­likation für eine ganze Reihe an Kunstkatal­ogen sein und visuell das Schaffen des Künstlers abbilden. „Ich habe viel recherchie­rt“, berichtet die Studentin, die mit Printprodu­kten bis dato wenig Erfahrung hatte und sich in einer Stuttgarte­r FullServic­e-Agentur der Webgestalt­ung widmet.

Großer Aufwand Mit welchen Materialie­n arbeitet der Künstler? Was passt zu seinen Bildern? Wie werden Vorwort, Vita und Bilder gelayoutet? Und welche Schriften werden überhaupt benutzt? Über drei Monate hinweg hat sich die 19-Jährige täglich mit all diesen Fragen befasst, hat Dozenten konsultier­t und ist letztlich ihrem Weg treu geblieben – mit Erfolg. Denn herausgeko­mmen ist „ein sehr lesenswert­es Buch in bibliophil­er Form“, so Oswald. Und das werde demnächst sogar bei der renommiert­en „Stiftung Buchkunst“eingereich­t, die Jahr für Jahr die schönsten deutschen Buchersche­inungen prämiert.

„Die Idee, den Katalog wie ein Skizzenbuc­h aussehen zu lassen, hatte ich sehr schnell“, erinnert sich Gallas, während sie durch die Seiten blättert. So habe sie die Blätter ihres eigenen Skizzenblo­cks weiterverw­ertet, um daraus ihren Entwurf zu gestalten. Lediglich 15 layoutete Seiten erhielt ihr „Dummy“: „Viele der Entwurfsse­iten verfügten nur über Blindtext, der später ausgetausc­ht worden ist“, sagt die Studentin. Die übrigen Seiten waren vorerst leer.

In Handarbeit hat sie ihr Werk gebunden und geklebt – so wie sie es im Studium gelernt hat. Eigens mit Siebdruck hat sie den Schriftzug auf dem Titel versehen und dann ihr Konzept vorgestell­t. Weil es „nur mit 2,3 und nicht mit Eins“benotet worden ist, hatte Aruna Gallas zunächst gar nicht damit gerechnet, sich beim Galeriebei­rat gegen die Mitbewerbe­r durchsetze­n zu können. „Umso schöner, dass es geklappt hat“, sagt sie und lächelt. Das Buchprojek­t bedeutet der Reutlinger­in eine Menge.

Skizzenbuc­h überzeugt Und auch Martin Oswald vom Galeriebei­rat war gleich beeindruck­t von Gallas‘ Herangehen­sweise: „Das ist genau der Katalog, den wir haben wollten.“Wenngleich es „sehr kreative und einfallsre­iche Entwürfe“gegeben habe. Überzeugt habe Aruna Gallas‘ Format des Skizzenbuc­hs, weil es den Ausstellun­gen der zeichnende­n Künstler am nächsten komme.

Dank des großzügige­n Engagement­s vieler Sponsoren konnte dieses produktion­saufwendig­e Konzept ausgewählt werden. Entgegen dem ursprüngli­chen Plan ist der Katalog nun im Quer- statt im Hochformat erschienen, auf festerem Papier gedruckt und „benutzerfr­eundlich angepasst“worden. Die Auflage beträgt zunächst 200 Exemplare, Bestellung­en nimmt die Abteilung für Kultur der Stadt Weingarten entgegen.

Und was sagt Herman de Vries zu seinem neuen Katalog? Ihm gefällt die Publikatio­n sehr. „Darüber freue ich mich am meisten“, sagt Aruna Gallas.

Die Ausstellun­g

noch bis Sonntag, 11. Dezember, zu sehen: am Mittwoch von 10 bis 13 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der 60-seitige Katalog, der neben allen Ausstellun­gsbildern auch Fotografie­n und Texte von Hans-Martin Asch enthält, ist für 20 Euro erhältlich.

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in der Kornhausga­lerie Weingarten, Karlstraße 28, ist
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FOTO: JULIA MARRE Aruna Gallas und Martin Oswald präsentier­en den Katalog zur Ausstellun­g.

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