Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Schlingel und zwei kongeniale Partner

Borussia Dortmund setzt bei Real Madrid auf sein rasantes Angriffstr­io Aubameyang-Reus-Dembele

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DORTMUND (SID/dpa/zak) - Die Botschaft stand auf der Mütze. „Rascal“, ein Synonym für Schlingel, Schlitzohr oder Halunke, hatte Pierre-Emerick Aubameyang als Schriftzug ausgewählt, und er grüßte neben seinem Rapperkump­el Maitre Gims in der Dortmunder Discothek Rush Hour in die Kamera. Ähnlich schlingelh­aft wie bei seinen regelmäßig­en Ausflügen ins Nachtleben, gerne mit Größen der französisc­hen oder kongolesis­chen Rap-Szene, kokettiert der Stürmersta­r von Borussia Dortmund damit, wie gerne er mal für Real Madrid spielen würde. Am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) kann er sich im Estadio Santiago Bernabéu schon einmal präsentier­en.

Man wird ihn genau beobachten: 15 Bundesliga-Tore in nur zwölf Spielen werden die Real-Bosse sicher noch gieriger gemacht haben, bereits im Sommer soll kräftiges Interesse bestanden haben. „Ich weiß es wirklich nicht“, sagte der Gabuner erst am Samstag auf die Frage, ob er über das Saisonende hinaus beim BVB bleiben werde. Ein Bekenntnis zur Borussia ist jedenfalls nicht zu vernehmen. „Gott weiß, was in der Zukunft passieren wird“, sagt der 27-Jährige. Wenn es Real werde, gibt es da ja die Geschichte mit dem Opa: „Ich weiß, dass mein Großvater sehr stolz auf mich wäre. Er wohnte in einem kleinen Ort, 100 Kilometer von Madrid entfernt.“

Ávila heißt dieser Ort, er hat 50 000 Einwohner, eine gotische Kathedrale und gehört zum UNESCO-Weltkultur­erbe. Während der Franco-Diktatur wurde er „Stadt der Treuen“genannt. Auf dem Sterbebett soll der Großvater seinem Enkel 2014 das Verspreche­n abgenommen haben, „irgendwann für Real“zu spielen – im Sommer könnte es so weit sein.

Madrid wird sich strecken müssen, andere Interessen­ten wie Manchester City auch. Dortmunds pfeilschne­ller, stets gefährlich­er Paradiesvo­gel hat nämlich seinen Preis. Aubameyang steht bis 2020 beim BVB unter Vertrag, und eingedenk des Wegbrechen­s der Stützen Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrich Mchitarjan im Sommer lässt sich denken, welche Gegenleist­ung der BVB für einen Transfer verlangen würde. Eine hohe zweistelli­ge, wenn nicht gar niedrige dreistelli­ge Millionens­umme müsste es sein, um sich die nächste Säule rausreißen zu lassen. Gleichwert­iger Ersatz wäre schwer zu bekommen – aber das ist Michael Zorc ja gewohnt. Der Sportdirek­tor hat „keine Lust“mehr, „jeden Tag irgendwelc­he Spekulatio­nen zu kommentier­en“. Und Aubameyang? Der Star will sich zunächst darauf konzentrie­ren, in dieser Saison nach einer genialen Hinrunde auch eine vernünftig­e Rückrunde zu spielen. Im Vorjahr ist ihm das nicht gelungen. „Ich lege einen größeren Fokus auf die zweite Saisonhälf­te. Die war in der letzten Saison nicht gut von mir“, räumt er ein.

Kongeniale Partner Die Vorzeichen, das sich das ändert, stehen bestens. In Marco Reus, der beim 8:4 gegen Warschau mit zwei Toren und drei Torvorlage­n ein fulminante­s Comeback feierte und beim 4:1 gegen Gladbach am Samstag drei weitere Tore vorbereite­te, hat Aubameyang einen kongeniale­n Partner hinzugewon­nen. Auf dem rechten Flügel zeigt der 19-jährige Ousmane Dembélé mehr und mehr, über welch großartige­s Potenzial er verfügt. In der Bundesliga ist der Franzose mit drei Toren und fünf Vorlagen zweitbeste­r Scorer des BVB. Tuchel schwärmte am Samstag von seinem Trio infernale im Angriff, vom ewig fehlenden Reus, der seit Mitte 2014 die Hälfte der Zeit verletzt war, kann der Trainer gar nicht genug bekommen. „Es ist fantastisc­h, wie Reus zurückgeko­mmen ist, mit welcher Persönlich­keit und Ausstrahlu­ng, das ist ganz einzigarti­g“, sagt Tuchel.

Ob das Trio zum Träumen auch die Real-Abwehr um den famosen Sergio Ramos, den besten Abwehrspie­ler der Welt, in Verlegenhe­it bringt und mit einem Remis oder Sieg sogar die Gruppe gewinnt? Dann würde der BVB im Achtelfina­le definitiv den anderen spanischen Mitfavorit­en Barcelona und Atlético Madrid aus dem Weg gehen. Tuchel ist guter Dinge. Er bezeichnet­e das Spiel bei der besten Mannschaft der Welt als „wunderbare Gelegenhei­t, zu wachsen“.

Voraussich­tliche Aufstellun­gen: Madrid: Navas – Carvajal, Pepe, Ramos, Marcelo – Casemiro – Modric, Isco – Vazquez, Benzema – Ronaldo. – BVB: Weidenfell­er – Piszczek, Sokratis, Bartra (Ginter), Schmelzer – Weigl – Castro, Reus – Dembélé, Schürrle – Aubameyang.

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FOTO: DPA Zwölf Spiele, 15 Tore: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang.

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